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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Weise über sie herfallen, dass es ihre Seele zerriss.
    Als es klopfte, schlug Luitgard ein Kreuz und zwängte sich hastig durch den Spalt.
    Im Fallen breitete sie die Arme aus. Wie ein Engel.

April 1192 in Weißenfels
    M it geschlossenen Lidern lehnte sich Clara an Dietrich und gab sich ganz dem Augenblick hin. Die beiden Verliebten genossen einen der raren Momente der Zweisamkeit zwischen den vielen Mühen und Verpflichtungen des Tages. Dietrich hatte die Wintermonate genutzt, um den Aufbau der zerstörten Dörfer zu unterstützen, neue Truppen aufzustellen und auszubilden; Clara übernahm unterdessen auf seine Bitte hin die Aufgaben, die früher Gottfried und Gertrud oblagen. Niemand auf der Burg schien sich darüber zu wundern. Man behandelte Clara, als sei sie Dietrichs Gemahlin, nur dass niemand sie mit »Gräfin« anredete, weil ihr das nicht zustand.
    Von der thüringischen Fürstentochter sprach niemand. Was sollten sie hier auch mit einem Kind, da es doch so viel zu tun gab? Die Frau an Dietrichs Seite erwies sich als geschickt bei der Verwaltung der Vorräte, sie hatten trotz der Kriegsschäden den Winter überstanden, ohne hungern zu müssen, und ihre Kenntnisse als Heilerin waren nicht hoch genug einzuschätzen. Noch dazu machte sie den Grafen unübersehbar glücklich – und ein glücklicher Herrscher war zumeist auch ein milder Herrscher.
    Sanft strich Dietrich über Claras gewölbten Leib. Er konnte es kaum erwarten, seinen Sohn oder seine Tochter in den Armen zu halten.
    Sie lächelte versonnen, weil sie wusste, dass er nur zu gern von ihr hören wollte, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Aber sie weigerte sich, das vorauszusagen – aus Furcht, sie könnte sich irren.
    Stattdessen zog sie seine Hand ein Stück nach vorn und drückte sie fester auf ihren Leib. Sofort kam ein kräftiger Stoß von innen als Protest und beulte ihren Bauch aus.
    »Es wird ein starkes Kind, gesund und lebenstüchtig«, meinte Dietrich voller Zuversicht und knabberte an ihrem Ohrläppchen.
    Clara schmiegte sich noch enger an ihn und streichelte die Hand, die schützend über ihrem ungeborenen Kind lag. Dann blinzelte sie in die Sonne, die durch den Fensterspalt schien und ihr Gesicht wärmte, während sie sich Dietrichs Berührungen hingab.
    Nirgendwo fühlte sie sich geborgener als in seiner Armen. Nur der Augenblick zählte. Alles, was noch an Übel auf sie zukommen konnte und würde, war in diesem Moment wie ausgelöscht. Selbst die Geräusche, die von draußen in die Kammer drangen, waren freundlich: Vogelzwitschern und das Lachen zweier Mägde über einen Scherz der Stallburschen statt Lärm und Gezänk.
    Auch Dietrich schien mehr und mehr in Gedanken zu versinken.
    »Deine Mutter soll sich um die Entbindung kümmern, wenn deine Zeit naht«, sagte er nach einer Weile in die trügerische Stille hinein.
    Jäh verflogen Claras Träumereien.
    »Sie wird nicht kommen. Lukas wird es nicht erlauben«, sagte sie bedrückt. »Er grollt uns immer noch.«
    Hätte er sonst nicht wenigstens einen der Boten einen Gruß ausrichten lassen, die sich den Winter über aus diesem oder jenem Anlass von Eisenach nach Weißenfels durch den Schnee gekämpft hatten?
    Lukas’ unversöhnliche Haltung war ihr größter Kummer in dieser ansonsten glücklichen Zeit.
    »Sie kommen. Beide. Wenn alles gutgeht, sogar heute noch«, sagte Dietrich betont beiläufig und freute sich über Claras verblüffte Miene.
    »Aber wie habt Ihr …?«, wollte sie fragen und drehte sich zu ihm, so schnell es ihr gerundeter Leib zuließ.
    »Ich weiß nicht, ob Lukas mir vergibt«, räumte er ein. »Ich habe Raimund und Elisabeth gebeten, nach Eisenach zu reiten und bei ihm für mich ein gutes Wort einzulegen. Doch unabhängig davon wird er kommen, um Thomas’ Vorhaben mit mir zu besprechen.«
    »Wieso habt Ihr mir nichts davon gesagt?«, fragte sie, immer noch aus der Fassung. Sie weigerte sich nach wie vor, ihn mit dem vertraulichen »Du« anzureden, selbst unter vier Augen. »Ich muss mich um ein Quartier für sie kümmern, ein anderes Kleid anziehen, Änne wecken … Bei allen Heiligen!«
    Schon stand sie auf, ihre Hände flatterten vor lauter Aufregung. »Vielleicht trete ich ihnen lieber gar nicht unter die Augen …« Beschämt sah sie zu Boden.
    Dietrich griff nach ihren Händen und zog sie erneut zu sich.
    »Ich wollte nicht, dass du dir vorher schon solche Sorgen machst, deshalb habe ich nichts davon verraten«, sagte er

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