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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ähnlich nicht auch der Fluch Eurer Gemahlin, Lukas? Jetzt liegt sein Leichnam draußen im Regen wegen des Gestanks, den die Müllerburschen als klares Zeichen dafür betrachten, dass er mit dem Teufel im Bunde war. Schmählicher geht es wohl kaum noch für jemanden, der sich ›der Stolze‹ nennen ließ. Bei Tagesanbruch wollen Elmar und Sophia den Toten ins Kloster überführen und sein Begräbnis veranlassen.«
    Die Männer nahmen diese für sie immer noch überraschende Wendung der Dinge wortlos entgegen.
    Als sie heute Morgen bei Freiberg zusammengetroffen waren, hatten sie vor, Albrecht mit Waffengewalt zu überwältigen, und wollten alle Konsequenzen dafür auf sich nehmen. Nun war ihnen ein Giftmischer zuvorgekommen. Und in wessen Auftrag der handelte, darüber konnten sie derzeit nur Vermutungen anstellen. Das musste Vogt Heinrich herausfinden.
    Boris von Zbor würde gleich bei Tagesanbruch die Nachricht dem in Freiberg wartenden Burchard von Salza überbringen, damit dieser den Markgrafen der Ostmark so schnell wie möglich vom Tod Albrechts informierte.
    Peter von Nossen und seine Brüder würden auf ihre Güter zurückkehren und den jungen David in geweihter Erde bestatten, Lukas und seine Begleiter Geralds Begräbnis auf dessen Ländereien veranlassen.
    Und dann mussten sie auf schnellstem Weg nach Weißenfels, um Dietrich von dem Geschehenen zu berichten.
     
    Was keiner von den Männern in der Herberge vor Freiberg zu dieser Zeit wissen konnte: Albrecht hatte mit seinen letzten Worten Elmar den Befehl gegeben, den markgräflichen Palas auf dem Meißner Burgberg zu zerstören.
    »Wenn ich dort nicht herrschen kann, soll es niemand«, hatte der Sterbende mit letzter Kraft hervorgebracht. Elmar – verbittert und außer sich nach dem grausigen und würdelosen Sterben seines Fürsten, den er all die Jahre erzogen, angeleitet und gelenkt hatte – gab ihm dieses Versprechen.
    Ihm war klar, dass er sich damit endgültig zum Aussätzigen machte. Doch das war ihm in diesem Augenblick gleichgültig. Alle seine Freunde waren tot, Gerald ein Verräter. Nun wollte er weder unter der hochnäsigen Sophia, die schwach und erbärmlich war, noch unter irgendeinem kaiserlichen Statthalter dienen. Und unter Dietrich schon gar nicht. Lieber vernichtete er alles, holte sich an Silber, was noch zu holen war, und trat in die Dienste der Welfen, der erklärten Feinde des Kaisers und der Wettiner. Mit den Welfen hatte er schon zu Randolfs Lebzeiten so manches gute Geschäft abgeschlossen, sie kannten ihn und wussten seine Fähigkeiten zu schätzen.
    Otto von Braunschweig, das war ein Mann nach seinem Geschmack, der Lieblingsneffe des englischen Königs und ein Mann mit Zukunft. Der hatte sicher Verwendung für jemanden wie ihn.
    Elmar und die Leibwachen eskortierten den Leichnam des Herrschers und Fürstin Sophia ins Zisterzienserkloster nahe Nossen, wo die Mönche das Begräbnis vorbereiteten und Messen für das Seelenheil des Verstorbenen lasen.
    Dann begann er, alle Männer um sich zu sammeln, die noch zu ihm hielten – für sein Zerstörungswerk in Meißen.
    Doch davon ahnten Lukas, Thomas und Raimund nichts, als sie wieder nach Weißenfels ritten.

Unklare Verhältnisse
    L ukas, Raimund und Thomas ließen sich sofort beim Grafen melden, kaum dass sie das Weißenfelser Burgtor durchquert hatten.
    Dietrich erwartete sie stehend; er hatte jetzt nicht die Ruhe, sich hinzusetzen und anzuhören, was sie zu berichten hatten.
    »Euer Bruder ist tot. Doch er starb nicht durch meine Hand. Jemand ist uns zuvorgekommen und hat ihn vergiftet. Wir wissen noch nicht, wer es war«, begann Lukas seinen Bericht.
    »Danken wir Gott, dass Ihr nicht diese Bluttat auf Euch laden musstet«, sagte Dietrich nach einigem Schweigen, ohne eine Regung in seinem Gesicht zu zeigen. »Ich weiß zu schätzen, was Ihr auf Euch nehmen wolltet.«
    Der Graf wandte sich für einen Augenblick zum Fenster, so konnte niemand sehen, was sich in seinen Zügen abspielte.
    Dann drehte er sich wieder zu seinen drei Rittern um.
    »Ich werde zu meinem Vetter Konrad nach Landsberg reiten; die Familie muss beraten, wie wir nun vorgehen. Gleich danach will ich meine Mutter aufsuchen und von ihrer Gefangenschaft erlösen. Lukas, wollt Ihr mich mit Eurer Gemahlin dorthin begleiten?«
    »Wie Ihr wünscht.«
    »Dann lasst packen. Wir brechen in einer Stunde auf.«
     
    Die drei aus Freiberg Zurückgekehrten wurden von Marthe, Clara und Elisabeth erleichtert in die Arme

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