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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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für Menschenschinder«, erklang auf einmal eine Stimme, die ihn zusammenfahren ließ.
    Hasserfüllt sah er Thomas mit blutigem Schwert auf sich zukommen.
    Die anderen hatten mittlerweile aufgehört zu kämpfen. Ein Dutzend Männer lagen tot oder verletzt am Boden, Raimund kniete neben Gerald, murmelte etwas und schloss ihm die Augen. Lukas starrte auf Christians Sohn und betete, dass er jetzt keine falsche Bewegung machte. Rutger mochte eitel sein, aber er war ein überragender Kämpfer und Thomas schon in der gemeinsamen Knappenzeit als Einziger mit dem Schwert ebenbürtig gewesen.
    »Niemand greift ein!«, befahl Rutger seinen Gefolgsleuten, die mit erhobenen Klingen an seine Seite traten. »Das ist eine Sache zwischen ihm und mir. Ich erledige ihn allein.«
    »Nur zu, wenn du kannst«, sagte Thomas verächtlich.
    Sein Erzfeind packte das Schwert fester. »Er ist ein Dieb und ein Verräter wie sein Vater und hat sich hereingeschlichen, um den Markgrafen zu ermorden!«, rief Rutger den Männern zu, die mittlerweile auf dem Burghof einen Kreis um das Kampffeld bildeten. »Sein Bastard von einem Vater ist als Hochverräter verurteilt worden, und genauso schändlich wird sein Sohn enden.«
    »Mein Vater, Christian von Christiansdorf, war ein aufrechter Mann, der von deinesgleichen gemeuchelt wurde«, rief Thomas laut, und unter den Freibergern, die sie umgaben, kam erstauntes Murmeln auf. Selbst diejenigen, die Christians Hinrichtung genau an dieser Stelle nicht miterlebt hatten, wussten aus Erzählungen davon. Und nun erkannten sie auch die Ähnlichkeit zwischen Christian und dem jungen Ritter, der dem für seine Grausamkeit gefürchteten Hauptmann der Wache gegenüberstand.
    »Doch darum geht es jetzt nicht«, fuhr Thomas eiskalt fort und wandte sich an die Umstehenden, ohne den Blick von Rutger zu lassen. »Dieser Mann wollte soeben mit seinen Kumpanen aufbrechen, um unter der Stadtbevölkerung zweihundert Geiseln zu nehmen und aufzuhängen. Es könnten eure Mütter, eure Schwestern, eure Kinder sein. Lasst das nicht zu! Verweigert diesen Befehl!«
    »Das ist Aufruf zum Hochverrat!«, brüllte Rutger. »Dafür verdient er den Tod!«
    »Dann soll ein Gottesurteil zeigen, wer von uns auf der richtigen Seite steht«, antwortete Thomas gelassen. »Ich fordere dich zum Zweikampf auf Leben und Tod, Rutger, jetzt und hier! Wenn ich siege, sagt Gott uns damit, ihr sollt auf jegliches Strafgericht gegen Freiberg verzichten.«
    Einen Augenblick lang herrschte unheimliche Stille auf dem Hof der Freiberger Burg; nur ein paar Raben stiegen krächzend empor.
    Lukas hätte am liebsten eingegriffen. Doch die Herausforderung war ausgesprochen, und das Beste, was er für Thomas tun konnte, war, ihn nicht abzulenken und zu zeigen, dass er auf sein Kampfgeschick und seine Einschätzung der Lage vertraute.
    Raimund erhob sich von Geralds Leichnam und trat zwischen die beiden Kontrahenten. »Wollt ihr zunächst gemäß Brauch und Sitte ein Gebet sprechen und vor Gott die Richtigkeit eurer Sache beschwören?«
    Er war einer der ältesten und trotz seines Seitenwechsels angesehensten Ritter in dieser Runde. Niemand stellte sein Eingreifen in Frage.
    »Nicht nötig, der Bastard wird zur Hölle fahren«, brachte Rutger hasserfüllt hervor.
    »Nicht nötig«, meinte auch Thomas lakonisch.
    Wer es miterlebt hatte, fühlte sich unweigerlich an das Gottesurteil zwischen den Vätern dieser beiden jungen Männer vor fast zwanzig Jahren erinnert; auch damals war das Aufeinandertreffen von jahrelanger Feindschaft bestimmt gewesen und hatten die Kontrahenten zunächst langsam einander umkreist.
    Thomas täuschte einen Mittelhau an, Rutger reagierte blitzschnell und wollte die Klinge anbinden, stieß aber ins Leere.
    Sofort gingen beide Gegner wieder auf Abstand.
    Nun griff Rutger an, wurde abgewehrt, holte erneut aus und brachte seinem Gegner eine Verletzung an der Schwerthand bei. Lukas hatte den Schlag schon kommen sehen und zuckte zusammen. Doch bevor Rutger triumphieren konnte, traf ihn Thomas mit einem Oberhau so heftig am Kopf, dass er taumelte. Christians Sohn setzte sofort nach und trieb ihm das Schwert genau an der Stelle in den Hals, wo Rutger vorhin Gerald tödlich getroffen hatte. Er wartete nicht, bis der Gegner zu Boden stürzte, sondern schlug ihm noch im Fallen mit einem Hieb den Kopf ab.
    Dann stellte er sich keuchend hin, die Beine leicht gespreizt, das blutige Schwert in der Hand, und atmete tief ein, bis er wieder klar sehen

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