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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Kreuz.
    Sie war versucht, die Mönche zu bitten, die bösen Geister aus ihr auszutreiben. Aber Konrad würde sie mit eigenen Händen umbringen, wenn sie öffentlich aussprach, was sie im Innersten beinahe zerriss: dass sie vielleicht nicht den ersehnten starken Erben der Mark Meißen in sich trug, sondern eine Ausgeburt des Teufels.
    Was würde geschehen, wenn die Wehmutter ihr nicht ein gesundes Kind in die Arme legte, sondern schreiend davonlief, weil die Kreatur, die sie da aus dem Körper der Kreißenden zog, Hörner und eine Teufelsfratze trug?
    Hatte ihr Gemahl nicht davon immer wieder im Schlaf und sogar in seinen letzten Stunden gesprochen? Ganz sicher stand er mit den bösen Mächten im Bunde.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sich Sophia Elmar herbei. Sie hätte nie gedacht, dass das einmal geschehen konnte. So verhasst und unheimlich ihr der Truchsess auch sein mochte – sein Verstand war klar und eiskalt genug, um ihr in dieser elenden Lage einen Rat zu geben, emotionslos und berechnend. Genau das war es jetzt, was sie brauchte, da die schrecklichsten Gefühle in ihr wühlten und jeden klaren Gedanken erstickten.
    Doch Elmar hatte sie nur bis zum Kloster geleitet und war dann weitergeritten. Nicht einmal zum Begräbnis seines Dienstherrn war er erschienen. Er hatte ihr weder gesagt, wohin er wollte, noch was er vorhatte. Und sie hatte nicht zu fragen gewagt.
    Stattdessen waren ihr nur ein paar Hofdamen und die von Konrad gestellten Leibwachen als Begleitung geblieben, die sie allesamt hinausgeschickt hatte. Und dieser widerliche Alchimist.
    Da kam er schon wieder angeschlichen!
    Mit all ihrer verbliebenen Kraft richtete sie sich auf und fuhr ihn an: »Ihr! Was habt Ihr hier zu suchen? Dass Ihr es wagt, Euch auf diesem heiligen Boden zu bewegen und mir unter die Augen zu treten!«
    Der Gelehrte mit den weißen Haaren unter der schwarzen Kappe schien nicht im Geringsten beleidigt. Stattdessen verneigte er sich tief vor ihr.
    »Ich wollte mich nur nach Euerm Befinden erkundigen, Hoheit. Ihr seht angegriffen aus. Vielleicht braucht Ihr Hilfe. Ein Elixier? Oder einen Rat? Denkt an Euer Kind!«
    Seine Stimme war schmeichelnd, doch damit würde er sie nicht täuschen. Und etwas an seinem Blick sorgte dafür, dass sich ihr die Nackenhärchen sträubten.
    »Ihr seid es gewesen«, brachte sie hervor. »Von Euch stammt das Gift, nicht von Euerm Diener!«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«, fragte er verwundert und breitete die Arme aus. »Und wenn ich es hätte tun wollen, warum nicht schon eher? Schließlich stand ich viele Jahre in Diensten Eures Gemahls. Nein, meine Teure, der Schuldige wurde aufgespürt und hat gestanden. Ihr könnt mich nicht bezichtigen.«
    Der Magister lächelte abgründig, und sie wussten beide, er hatte gewonnen.
    Sophia würde ihn nie öffentlich anklagen, denn sie teilten gefährliche Geheimnisse. Wäre sie damals bloß nicht auf seinen Vorschlag mit der vorgetäuschten Schwangerschaft eingegangen!
    »Ich freue mich, Euch überzeugt zu haben«, sagte er zufrieden und verneigte sich erneut. »Seid unbesorgt, ich habe nur Euer Wohl und das Eures Kindes im Sinn. Wenn Ihr mir erlauben wollt, Euren Puls zu fühlen …«
    »Geht!«, befahl sie mit zittriger Stimme. »Geht hinaus. Ich möchte ruhen.«
    »Natürlich. Wie Ihr wünscht, Hoheit. Ich werde Euch einen Trank zur Stärkung zubereiten.« Nach einer weiteren tiefen Verbeugung verließ er die Kammer.
    »Was glotzt Ihr so?«, fuhr Sophia eine ihrer Begleiterinnen an, die besorgt hereinschaute. »Hinaus!«
    Die Hofdame knickste erschrocken und zog sich sofort zurück.
    Schweißgebadet ließ sich Sophia auf das Bett sinken und rollte sich zusammen, so gut es mit ihrem gerundeten Leib ging.
    Ihre Gedanken überschlugen sich.
Er
hatte Albrecht umgebracht, davon war sie überzeugt, auch wenn sie nicht wusste, warum und in wessen Auftrag er es getan hatte. Aber das spielte für sie keine Rolle. Ihr Mann hatte sich Feinde in endloser Zahl gemacht. Es musste nur einer von ihnen diesem Giftmischer eine ausreichende Summe Silber geboten haben.
    Gab es eine Möglichkeit, den Alten aus dem Weg zu räumen, ohne dass er sie verriet? Ihr fiel keine ein; sie wusste nicht, an wen sie sich wenden konnte, ohne Verdacht auf sich zu lenken oder gefährliche Fragen zu provozieren.
    Würde er sie auch umbringen?
    In einem hatte der Magister recht: Wenn er es wollte, wäre sie schon tot. Und verhindern konnte sie es ohnehin nicht. Jeder musste essen

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