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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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jemanden, der mich führt.«
    »Sehr gern«, versicherte Marthe, nachdem Lukas mit einem Blick sein Einverständnis erteilt hatte.
    Heinrich wurde bleich. Nicht nur, dass der kaiserliche Ministeriale in den Gruben und in der Münze herumstöberte – nun war auch noch diese Marthe dabei, die ganz sicher dafür sorgen würde, dass der Blinde mehr erfuhr als jeder Sehende, dem Heinrich Auskunft gab.
    Von da an floss die Unterhaltung nur noch zäh. Bald befahl Heinrich seinen Dienern, die Gäste in ihre Kammern zu führen.
    »Ich fresse einen Besen, wenn der Gehilfe von dem Geblendeten wirklich einen verletzten Fuß hat«, schnaubte Ida, als sie mit ihrem Mann allein war. »Das ist doch nur ein Vorwand, damit er mit diesem Weib herumschnüffeln kann!«
    Besorgt stimmte Heinrich seiner Frau zu. Gott allein wusste, was diese Geschichte noch für eine Wendung nehmen würde! Und er hatte sich doch solche Mühe gegeben!
     
    »Es scheint sich nichts verändert zu haben, seit wir fliehen mussten«, meinte Marthe, als sie mit ihrem Mann allein war. »Immer noch dieselben Widerlinge und rückgratlosen Feiglinge …«
    »Aber wir haben auch immer noch dieselben Verbündeten«, sagte Lukas und legte ihr tröstend den Arm um die Schulter. »Sei nicht zu streng mit ihnen! Es sind einfache Leute, denen von klein auf beigebracht wird zu gehorchen. Alles andere würde ihnen schlecht bekommen. Zu kämpfen, sollte es nötig werden, ist unsere Sache, die des Wehrstandes!«
    »Hast du nicht selbst gesagt: Gehorsam hat seine Grenzen?«, widersprach Marthe ungewohnt heftig. »Und wenn die Ratsleute sich nicht für ihre Bürger einsetzen – wozu brauchen die dann einen Rat? Sind Aufrichtigkeit, Güte, Mitgefühl und Mut nicht auch Tugenden? Ich glaube nicht, dass diese Widerlinge geläutert wurden. Anselm hat sein Mündel zur Hure gemacht, Josef in den eigenen Geldbeutel gewirtschaftet. Und dieser Wilhelm scheint auch kein Rückgrat zu haben, wenn Heinrich ihn so lobt!«
    Lukas seufzte. »Warten wir erst einmal den morgigen Tag ab. Nun komm schon ins Bett!«
    Er grinste breit. »Und wärme einem geplagten, weitgereisten Mann die Knochen!«

Überraschungsgäste
    S eit drei Tagen lebten Lukas und Marthe in ihrem neu eingerichteten Haus in Freiberg. Lukas gönnte der Burgbesatzung kaum Zeit zu atmen, so hart ließ er sie üben. Ein Dutzend Männer hatte er wegen Disziplinlosigkeit entlassen und dafür ein paar tüchtige junge Bogenschützen aus der Stadtwache in seine Dienste genommen. Auch Daniel und Jakob gehörten nun zur Mannschaft der Burg.
    Marthe hatte einen Tag lang Bernhard durch die Münze, zu den Gruben und Scheidebänken geführt, beschrieb ihm, wie sie den Zustand der dort Arbeitenden einschätzte, denen Hunger und Erschöpfung ins Gesicht geschrieben standen, manchmal auch blanker Zorn. Zu welchen Entschlüssen der Beauftragte des kaiserlichen Statthalters dabei und bei seinen Gesprächen mit dem Bergmeister und dem Münzmeister kam, wusste noch niemand in der Stadt. Doch vor seiner Abreise führte er ein vertrauliches Gespräch mit dem Burgvogt, der sich seitdem kaum blicken ließ.
    Das Haus von Lukas und Marthe wirkte nun wieder wohnlich. Pater Hilbert hatte es gesegnet, in den Räumen duftete es nach dem Holz der neuen Tische und Bänke und den Pflanzenbündeln, die Marthe zum Trocknen an die Dachbalken gehängt hatte. An zwei Truhen arbeitete der Tischler noch. Derweil hingen ihre Kleider auf Stangen wie Lukas’ Kettenhemd, wenn er es nicht gerade trug, die Felle hatte sie über das neue Bett gebreitet.
    Jetzt endlich wollte sich Marthe um ihren Kräutergarten kümmern. Vorhin war zwar ein Frühlingsschauer niedergegangen, aber Johanna hatte ihr und auch Clara ein paar Setzlinge und Sämereien gebracht, die dringend eingepflanzt werden mussten.
    Während sie die Wurzeln vorsichtig mit Erde bedeckte und Wasser darum verteilte, sah sie eine größere Gruppe Reiter auf das Gehöft zukommen. Marthe richtete sich auf, um nachzuschauen, wer sich näherte. Der Mann an der Spitze des Zuges war von hünenhafter Statur, das konnte sie schon aus der Ferne sehen. Jäh überfiel sie ein mulmiges Gefühl.
    Peter war unterwegs, um Futter zu besorgen, der Pater würde wohl in der Kapelle sein, Lukas, Daniel und Jakob steckten auf der Burg. Sollten diese Männer Böses im Schilde führen, würde ihr niemand zu Hilfe kommen. Einen Moment lang fühlte sich Marthe versucht, ins Haus zu fliehen und sich zu verstecken. Doch das wäre

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