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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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geschaffenen thüringisch-wettinischen Bündnis werden weitere Männer von bedeutendem Rang stehen.«
    Mir scheint, hier wird statt einem Verlöbnis eher eine Verschwörung gegen den Kaiser verabredet, dachte Dietrich. Und ich kann nicht einmal behaupten, dass mich das stört – sofern das Ganze nicht darauf hinausläuft, dass sie den Kaiser ermorden wollen. Doch das ist undenkbar. Oder?
    »Ihr und Eure Verbündeten können auf mich zählen, sollte der Kaiser Euch Land und Titel nehmen wollen«, sagte er und hoffte, seine Mitwirkung entsprechend eingeschränkt zu haben. »Auch ohne unser Bündnis mit einer Hochzeit zu besiegeln.«
    Hermanns Gesicht versteinerte. »Dieser Punkt ist nicht verhandelbar. Meine Ritter ziehen morgen nur mit Euch, wenn zumindest ein Verlöbnis angebahnt ist.«
    »Durchlaucht, mein Herz ist nicht frei.«
    »Habt Ihr ein Eheversprechen gegeben?«
    »Nein. Sie verzichtete zugunsten Eurer Tochter.«
    »Dann spielt das keine Rolle«, meinte der Landgraf gelassen. »Ich bin vorerst mit einer Verlobung zufrieden. Bis zur Hochzeit werden noch Jahre vergehen, und bis dahin habt Ihr gewiss von Eurer Herzensdame genug.«
    Widerwillig schluckte Dietrich diese herablassende Bemerkung. Wem seine Liebe gehörte, ging Hermann nichts an, und wenn er es wüsste, würde er sich noch abfälliger äußern.
    Der Thüringer griff nach einer Glocke, die auf dem Tisch stand, und läutete.
    »Schickt nach meiner Tochter Jutta«, befahl er dem Diener, der eintrat, den Befehl entgegennahm und sofort wieder verschwand.
    »Ich muss darauf bestehen«, beharrte Hermann mit eisiger Miene. »Soll alle Welt glauben, ich mache mir Eure Notlage zunutze, um dem Mädchen eine gute Zukunft außerhalb des Klosters zu sichern. Eine Täuschung als Tarnkappe für unsere antistaufische Koalition. Ich hoffe nur, mein armes Kind bekommt nichts von derlei Gerede mit, ich würde sie weggeben aus Sorge, es könnte an ranghöheren Bewerbern fehlen.«
    »Das Haus Wettin stand immer treu zu den Staufern, und auch die Thüringer Landgrafen taten es«, wandte Dietrich ein. Vom Essen hatte mittlerweile keiner von beiden mehr etwas angerührt; diese Unterhaltung ähnelte einem Tanz auf dem Seil und erforderte sämtliche Aufmerksamkeit.
    »Staufer, Welfen – das sind zwei Mahlsteine, und Thüringen steckt genau dazwischen«, entgegnete Hermann voller Härte. »Die Zeiten haben sich geändert seit dem Tod Friedrichs von Staufen. Wenn der jetzt herrschende Kaiser seine Getreuen entmachten und enterben will, darf er sich nicht wundern, wenn sie sich gegen ihn erheben. Doch seid unbesorgt. Eure Loyalität wird nicht so weit strapaziert, dass wir uns zu einem Königsmord verabreden. Es geht nur darum, unseren Besitz zu verteidigen.«
    Es klopfte. Hermann flüsterte Dietrich noch zu: »Nun schaut nicht so grimmig! Ihr werdet sehen, sie ist ein liebenswertes Kind.« Dann rief er seine älteste Tochter herein.
    Die kleine Jutta betrat die Kammer so schnell, dass sie ganz in der Nähe gewartet haben musste. Sie trug ein prachtvolles Gewand aus dunkelblauem Wollstoff, am Halsausschnitt und an den weiten Ärmeln in tiefem Rot abgesetzt, mit goldenen Stickereien und Edelsteinen verziert. Ihr schmaler Mädchenkörper schien wie erdrückt von den dunklen Farben, dem schweren Stoff und dem reichen Schmuck. Doch sie hielt sich aufrecht. Das weizenblonde Haar trug sie offen bis zur Hüfte, es wurde von einem aus Silber getriebenen und mit roten Steinen besetzten Schapel gehalten. Es lag so ordentlich, dass entweder eine Zofe sie schnell noch vor der Tür gekämmt hatte oder sie tatsächlich nicht wie andere Kinder in ihrem Alter sprang und hüpfte. Sie schien nicht unbekümmert wie die meisten Achtjährigen, sondern so ernst, als würde sie nie lächeln. Trotz der vorgerückten Stunde wirkten ihre Augen wach und hell.
    Anmutig knickste sie vor ihrem Vater, dann vor dem Gast – immer noch ohne das geringste Lächeln.
    Da ihr Vater offenbar erwartete, dass sie etwas sagte, wandte sie sich Dietrich zu. »Habt Ihr im Heiligen Land meinen Oheim getroffen, Graf?«, fragte sie höflich, aber mit unverkennbarer Neugier.
    »Ja, Hoheit. Ich besuchte ihn gemeinsam mit dem Herzog von Schwaben. Damals lag er schon sehr krank nieder und trat unmittelbar danach die Heimreise an. Wenige Tage später starb er zu unser aller Betrübnis. Doch im fränkischen Heer war er sehr angesehen.«
    »Wer befehligte das fränkische Heer nach der Abreise meines Oheims?«
    »Heinrich von

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