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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Champagne. Er ist inzwischen König von Jerusalem«, erklärte ihr Dietrich.
    »Und habt Ihr dort auch den König von England und den König von Frankreich gesehen?«
    »Ja, Hoheit. Nach dem Tod unseres Kaisers Friedrich und des Herzogs von Schwaben kämpfte ich mit meinen Rittern unter dem Befehl des französischen Königs.«
    Neugierig musterte das achtjährige Mädchen Dietrichs Gesicht; es schien sich nicht so recht durchzuringen, ob es die nächste Frage stellen sollte, tat es dann aber nach Dietrichs freundlicher Aufforderung doch.
    »Die Leute singen Minnelieder darüber, welch ein großer Held Richard Löwenherz sei. Wen haltet Ihr für besser: den englischen oder den französischen König?«
    »Kind, es gebührt sich wirklich nicht für ein Mädchen, schon gar nicht in deinem Alter, die ganze Zeit lang mit unserem Gast nur über den Krieg zu reden und ihn auch noch mit solch heiklen Fragen zu löchern«, wies Hermann seine Tochter mild zurecht.
    »Nein, lasst nur!«, widersprach Dietrich und lächelte Jutta aufmunternd zu. »Sie sucht die Wahrheit, und nur jemand, der dabei war, kann sie ihr erzählen. Also hört meine Meinung, junge Hoheit: Es werden viele schmeichelhafte Lieder über Richard Löwenherz gesungen, doch sie haben wenig mit dem Manne selbst zu tun. Und was seine Ritterlichkeit betrifft: Er hat nicht nur durch eine unverzeihliche Beleidigung den Abzug der verbliebenen Kämpfer unter Leopold von Österreich provoziert, sondern ließ wenige Tage später fast dreitausend sarazenische Gefangene köpfen, darunter viele Frauen und Kinder.«
    »Wie abscheulich!«, rief Jutta. »Seht Ihr, Vater, der französische König ist der bessere!«
    Mit einem gequälten Lächeln und verdrehten Augen beugte sich Hermann ein Stück zu Dietrich hinüber. »Schaut her – eine Achtjährige, die schon in der Politik mitreden will. Doch ich glaube, als Sohn einer Hedwig von Ballenstedt solltet Ihr damit zurechtkommen.« Nun lächelte er beinahe durchtrieben.
    »Ich mag Eure Mutter, sie ist eine kluge Frau«, sagte Jutta. »Vielleicht könnt Ihr mich zu Fürstin Hedwig schicken, damit ich dort erzogen werde?«
    »Meine Mutter würde ganz gewiss hervorragend für Euch sorgen und viel Freude an Euch haben«, versicherte Dietrich. »Doch führt sie keinen großen und prachtvollen Hof wie Euer Vater, sondern nur einen kleinen Witwensitz.« Den mein Bruder auch noch strengstens überwachen lässt; es ist eher ein Gefängnis, dachte er, ohne es auszusprechen.
    »Das werden wir später abwägen, Liebes«, meinte Hermann. »Ich will dich mit dem Grafen von Weißenfels verloben. Du bist ein braves Kind und wirst gehorchen. Glaube mir, ich bin sicher, dass er dir einmal ein guter Gemahl sein wird.«
    Jutta sah ihren künftigen Bräutigam an.
    »Wenn Ihr es wünscht, Vater!«, sagte sie und zuckte mit dem Schultern. Der Gedanke an eine Vermählung lag für sie noch in sehr weiter Zukunft. Im Moment zogen eher die in Honig eingelegten Früchte auf dem Tisch ihre Aufmerksamkeit in Bann. Ihr Vater bemerkte es und erlaubte ihr, davon zu kosten.
    »Und nun geh zu Bett, mein Augenstern!«
    Jutta knickste vor ihrem Vater und dessen Gast, dann ging sie in aufrechter Haltung hinaus.
    »Ihr seht – sie ist ein kluges Kind«, meinte Hermann, nachdem sie den Raum verlassen hatte.
    Er erhob sich, was Dietrich zwang, ebenfalls aufzustehen.
    »Geben wir draußen die gute Nachricht von der geplanten Verbindung bekannt«, meinte Hermann gut gelaunt. »Und dann soll mein Marschall alles für einen schnellen Aufbruch morgen früh vorbereiten. Genügen zweihundert Berittene, um Euern Bruder in die Flucht zu schlagen?«
    »Wenn wir vor der Verstärkung eintreffen, die Albrecht aus Meißen angefordert hat, dann ja«, meinte Dietrich.
    Es fiel ihm schwer, die Verlobung mit Jutta nur als Teil eines Geschäfts zu sehen; das hatte das Mädchen nicht verdient. Ganz zu schweigen von Clara.
    Aber nun in ein Komplott gegen den Kaiser einbezogen zu sein, war eine andere Geschichte. Sich gegen ihn zu wenden, war eine schwere Sünde, etwas, das mit Tod und Verdammnis bestraft wurde, denn Gott hatte Heinrich auf diesen Platz gestellt. Aber vielleicht war es ebenso unausweichlich wie dieses Verlöbnis, um schlimmsten Schaden abzuwenden und vielen Menschen das Leben zu retten.
    Außerdem: Über den Kaiser konnte er sich Gedanken machen, wenn er seinen Bruder aus Weißenfels vertrieben hatte. Sofern er die Schlacht überlebte.

Belagert
    D ummes Ding! Aus dem

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