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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Verwunderung. »Wollen wir sie gemeinsam suchen?«
    »Im Heiligen Land?«
    »Nein: hier, überall … Ich denke, irgendein Teil davon lebt noch in dir und sucht nach Ermutigung, sich bemerkbar zu machen. Wie ein Fünkchen Glut in der Asche, das man ganz vorsichtig anblasen muss …«
    »Jetzt erzähle mir nicht auch noch solche Geschichten wie deinen Kindern!«, wehrte er unwirsch ab.
    Clara hielt im Gehen inne, drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen, so intensiv, dass er sich unwohl zu fühlen begann.
    Doch statt ihm Vorwürfe zu machen, sagte sie: »
Ich
fühle mich erleichtert, dass Rutger tot ist.« Und mit leiser Stimme gestand sie: »Du weißt nicht, wie sehr ich mich vor ihm gefürchtet habe. Vor allem damals, als ich auf den Meißner Burgberg ziehen musste und Reinhard oft unterwegs war. Ich wagte keinen Schritt allein, weil ich immer fürchtete, er lauert mir irgendwo auf.«
    »Das tat er auch. Aber er hat dich nicht bekommen, das zählt. Und nun büßt er für seine Taten in der Hölle.«
    »Ich hatte Alpträume, einen schlimmer als den anderen«, sprach Clara weiter, als hätte sie seine Worte nicht gehört. »Nachts schreckte ich im Bett hoch und brauchte erst eine Weile, um zu begreifen, dass nichts geschehen war, dass ich nur geträumt hatte. Sie haben mir alle Angst gemacht – Albrecht, Elmar, Giselbert, Gerald … Aber keiner so sehr wie Rutger.«
    »Er büßt jetzt im Höllenfeuer«, wiederholte Thomas, um sie zu beruhigen. »Und Gerald hat sich dafür geschämt, dass er dir nicht beigestanden hat. Wenn du ihm verzeihen kannst – mit seinen letzten Taten hat er es in meinen Augen gesühnt.«
    »Ja«, sagte Clara zögernd. »Ich vergebe ihm. Ohne ihn wärt ihr vielleicht nicht lebend zurückgekommen. Gott sei seiner Seele gnädig.«
    Sie hörten jemanden von der Seite ihre Namen rufen und wandten sich um.
    Guntram war es, der seine Schmiedearbeit rasch im Wasserfass ablöschte, beiseitepackte und auf sie zukam.
    »Stimmt es, Herr, dass Markgraf Albrecht tot ist und Ihr diese Ratte Rutger im Gottesurteil besiegt habt?«, fragte er aufgeregt.
    Als Thomas nickte, stieß Guntram mit der Faust in die Luft und brachte einen triumphierenden Laut heraus.
    »Ihr habt Freiberg von einem Schrecken befreit«, sagte er. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie er die Leute bis aufs Blut geschunden hat … Peter, die Mägde, die Knechte, jeden, der ihm irgendwie über den Weg lief.«
    Plötzlich ging dem jungen Schmied ein Gedanke auf. »Da er tot ist und Albrecht auch, können wir doch zurück nach Freiberg! Ihr könntet in das Haus Eures Vaters ziehen und gemeinsam mit Lukas für Gerechtigkeit in der Stadt sorgen. Und Marthe und Clara könnten so viel Gutes tun … Es wird wieder wie in alten Zeiten!«
    Man sah ihm an, dass er sich in Gedanken schon nach Freiberg träumte.
    Thomas und Clara tauschen einen beklommenen Blick miteinander.
    »Die Lage in der Mark Meißen ist noch nicht entschieden«, beendete Thomas die Träumereien des jungen Schmiedes. »Jetzt regiert Fürstin Sophia; sie wird einen Vormund bekommen, und dann werden wir sehen, was passiert. Unser Zuhause ist hier«, sagte er nachdrücklich. »Wir stehen in Diensten des Grafen von Weißenfels, nicht des Markgrafen von Meißen.«
    Guntrams Erwiderung blieb ihm im Halse stecken, als er begriff, wie vorschnell er mit seinen Gedanken gewesen war.
    Es wäre auch zu schön, um wahr zu sein.
     
    Der Herr der Ostmark empfing den jüngeren Cousin und dessen Begleiter auf seiner Landsberger Burg herzlich, wenn auch mit angemessener Betrübnis angesichts des Todesfalles in der Familie. Er ließ prächtig auftafeln, doch nach verschwindend kurzer Zeit bat er den Gast zu einer vertraulichen Unterredung in seine Kammer.
    Markgraf Konrad von Landsberg, Graf von Eilenburg und Rochlitz, verheiratet mit Elisabeth von Böhmen, war nach Albrechts Ableben der Einzige aus dem Hause Wettin, der noch im Rang eines Reichsfürsten stand, und somit unangefochtenes Oberhaupt des Hauses.
    »Es wird ein hartes Stück Arbeit, die Mark Meißen unserer Familie zu erhalten«, eröffnete er das Gespräch. Von draußen drang der Lärm der Steinmetzen und Zimmerer in die Kammer. Seit Konrad die Regentschaft von seinem Vater Dedo übernommen hatte, ließ er umfangreiche Bauarbeiten an seinen Burgen Landsberg und Rochlitz ausführen, um sie größer, wehrhafter und prächtiger zu machen.
    »Ich übernehme die Vormundschaft über Sophia und das Kind, wenn sie es denn

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