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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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angesehensten Fürsten des Reiches noch eines zu tun. Und dazu mussten sie erneut nach Akkon.

Abschied
    E s war eine außerordentlich feierliche Zusammenkunft, mit der die deutsche Spitalbruderschaft in Akkon an diesem fünften Tag im März des Jahres 1198 in den Rang eines Ritterordens erhoben wurde.
    Der Patriarch von Jerusalem und die drei Erzbischöfe des Heiligen Landes waren erschienen, die Großmeister der beiden schon bestehenden Ritterorden, der Templer und der Johanniter, Gilbert Hérail und Geoffroy de Donjon, dazu fast alles an Rang und Namen, was an weltlichen und geistlichen deutschen Fürsten noch im Heiligen Land weilte, angeführt vom überaus zufriedenen Erzbischof von Mainz und dem einstigen Kanzler Konrad von Querfurt, der nach dem Erlöschen seines Amtes nur noch Bischof von Hildesheim war. Mit diesem Werk, der Umwandlung des Hauses zur Aufnahme deutscher Pilger und Kranker in einen Ritterorden, hatten er und der Erzbischof von Mainz einen der kühnsten Pläne des verstorbenen Kaisers vollzogen.
    »Orden der Brüder des Spitals Sankt Marien der Deutschen in Jerusalem« hieß die neue Gemeinschaft nun offiziell, Deutscher Orden oder Ordo Theutonicorum, und würde sich dem Ritterdienst ebenso wie der Krankenpflege widmen. In militärischen Fragen und hinsichtlich des Zusammenlebens sollten von nun an die Templerregeln für den Orden gelten, die Regeln der Johanniter in allem, was die Pflege der Armen und Kranken betraf.
    Thomas stand hinter Dietrich von Weißenfels, dem Landgrafen von Thüringen und dem Markgrafen der Ostmark und wusste den Blick Heinrich Walpots auf sich, der gerade zum Hochmeister des neuen Ordens gewählt worden war.
    Eine erhabene Stimmung herrschte im Saal, und so wunderte sich Thomas nicht, dass mehrere Dutzend Ritter nach vorn traten und niederknieten, um Aufnahme in den neuen Orden zu erbitten, auch Hermann von Salza.
    Erneut sah er den auffordernden Blick Walpots auf sich, verharrte jedoch auf seinem Platz. Und trotz der überaus feierlichen Stimmung konnte er es nicht lassen: Angesichts der demonstrierten Einheit zwischen den Orden bohrten in seinem Hinterkopf schon wieder kleine, lästige Gedanken um die heimlichen Rivalitäten. Die Templer wollten dem neuen Orden nicht die weißen Mäntel zubilligen, die sie selbst trugen, wenngleich die deutschen Ordensritter ein schwarzes Kreuz auf dem Mantel haben würden und nicht ein rotes wie die Tempelritter. Und die Johanniter waren nicht davon abzubringen, den neuen Deutschen Orden unter ihre Oberherrschaft stellen zu wollen.
    Notker hatte recht: Er war wirklich ein ungläubiger Thomas! Doch dann riss er sich zusammen und ließ den Moment auf sich wirken. Dies war zweifellos eine bedeutende Stunde für die Christen, ganz besonders für die Deutschen im Morgenland.
    Unmittelbar danach wollten die Fürsten in die Heimat aufbrechen – abgesehen vom Erzbischof von Mainz, der erst noch mit dem Grafen von Schwarzburg nach Kilikien reisen würde, um dort im Auftrag der Fürstenversammlung den Herrscher der armenischen Christen zu krönen, Fürst Leo.
    Nach der Messe wartete Thomas geduldig, bis er Heinrich Walpot allein sprechen konnte, und kniete vor ihm nieder.
    »Seid Ihr zu einem Entschluss gekommen, was mein Angebot vom Sommer betrifft?«, erkundigte sich der nunmehrige Hochmeister.
    »Ich danke Euch nochmals für diese äußerst ehrenhafte Einladung«, entgegnete Thomas höflich. »Und ich will den Orden gern als Familiar unterstützen, als weltlicher Freund und Förderer mit allen meinen Kräften. Doch bei gründlicher Selbstbefragung musste ich einsehen, dass mir die Reinheit des Geistes und des Fleisches fehlen, den strengen Anforderungen eines Ordensritters zu entsprechen.«
    Er senkte den Kopf und holte tief Luft, bevor er fortfuhr: »Stattdessen möchte ich Euch darum bitten, Euer Mündel heiraten zu dürfen. Eschiva.«
    Eine Weile starrte Walpot streng auf den vor ihm knienden Ritter. Dann räusperte er sich. »Ich will nicht sagen, dass es überraschend für mich kommt. Da dies anscheinend der einzige Weg ist, Euch wenigstens als Förderer des Ordens zu halten, und ich weiß, dass Eschiva jeden Tag für Eure wohlbehaltene Rückkehr gebetet hat, will ich mich dem nicht verschließen.«
    Freudestrahlend erhob sich Thomas und bedankte sich von Herzen, und mit Dietrichs Erlaubnis ging er Eschiva suchen, um ihr die frohe Nachricht gleich zu überbringen.
     
    Nun hatten es vor allem die Fürsten unter den deutschen

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