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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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und in ein prächtiges Kleid gewandet, das ihr ausgezeichnet stand – hielt bereits den großen Willkommenspokal in beiden Händen. Nun kniete sie vor ihm und Konrad nieder und begrüßte sie mit herzlichen Worten.
    Sie ist fraulicher geworden, dachte Dietrich bei ihrem Anblick, reifer. Nun, er hatte sie auch anderthalb Jahre lang nicht gesehen.
    Durstig trank er und reichte den Willkommenspokal an seinen Cousin weiter, dann stieg er aus dem Sattel, half Jutta auf und küsste ihre Wangen.
    »Ein Bad wird schon für Euch vorbereitet«, kündigte Jutta ihrem Gemahl und Markgraf Konrad an. »Angesichts so vieler Gäste werde ich mich gleich darum kümmern, dass wir für alle einen Platz zum Schlafen finden und heute Abend ein gutes Mahl auf den Tisch bringen.«
    Es war nicht zu übersehen, dass sie lieber zuerst einmal ihren Mann für sich allein gehabt, ihn umarmt und ihm gesagt hätte, wie sehr sie ihn vermisste hatte und wie glücklich sie seine Rückkehr machte. Doch sie war höfisch erzogen worden; da galt es, sich in der Öffentlichkeit zu beherrschen und seine Pflichten zu erfüllen. Außerdem war sie klug genug zu wissen, dass die Männer jetzt erst einmal hören wollten, was im Land vor sich ging. Sie mussten handeln, und dabei konnte jeder Tag, der verlorenging, verhängnisvolle Folgen haben.
    Also ließ Jutta den Küchenmeister rufen, wies ihn an, umgehend eine Zwischenmahlzeit für ihren Gemahl und seine Gäste auf die Kammer bringen zu lassen, und überlegte schon, wie sie wohl am besten all die vielen Männer heute satt bekommen konnte.
     
    »Wie geht es Lukas und Marthe?«, fragte Dietrich Daniel, während sie über den Hof schritten. Dabei hoffte er inbrünstig, keine schlechten Nachrichten zu hören.
    »Prächtig und voller Tatendrang«, verkündete Daniel froh.
    »Und meinen Söhnen?« Er wagte nicht, nach Clara zu fragen, sondern hoffte einfach, dass ihr Bruder von sich aus über sie sprechen würde.
    »Ebenfalls prächtig und voller Tatendrang«, meinte Daniel mit keckem Grinsen. »Meine Schwester hat alle Hände voll zu tun, um ihrer Herr zu werden. Pater Hilbert unterrichtet sie, und soweit ich das beurteilen kann, schafft er es sehr geschickt, ihre unstillbare Neugier und ihre unerschöpflichen Fragen für seine Lektionen zu nutzen. Etwas mehr Ruhe ist Clara auch zu gönnen, nachdem sie wieder geheiratet hat und guter Hoffnung ist.«
    Beinahe wäre Dietrich mitten im Gehen erstarrt. »Clara vermählt? Mit wem?«, brachte er heraus und gab sich alle Mühe, dabei nur höflich, nicht entsetzt zu klingen.
    »Mit Boris von Zbor.«
    »Dem Slawen?«
    »Ja, Herr, und wie es aussieht, sind sie glücklich miteinander. Das Kind soll im Herbst kommen.«
    Es ist nur gut für sie, wenn sie wieder geheiratet hat, ermahnte sich Dietrich. Ich konnte ihr das nicht bieten. Und wenn sie mit ihm glücklich ist, sollte ich mich für sie freuen.
    Dennoch loderte glühende Eifersucht in ihm auf, als er sich Clara in den Armen dieses Mannes vorstellte. Und wenn er daran dachte, dass ihn heute Abend statt Clara Jutta im Bett erwartete, verspürte er einen Zorn, der ihn beinahe ängstigte.
     
    Wieder einmal saßen sie in Dietrichs Kammer und schmiedeten Pläne: Dietrich, Raimund und Norbert von Weißenfels. Nur Lukas fehlte, der die Freiberger Burg nicht verlassen konnte, und statt Thomas gehörte nun dessen jüngerer Bruder Daniel zur Runde. Hinzu kam Markgraf Konrad als Oberhaupt des Hauses Wettin, weder zu übersehen mit seiner Körperfülle noch zu überhören mit seiner kräftigen, befehlsgewohnten Stimme.
    Jutta hatte ihnen Wein eingeschenkt und sich dann zurückgezogen, nachdem der Küchenmeister Braten, Schinken, Käse und frisches Brot aufgetragen hatte. Sie wäre gern geblieben, wagte das aber nicht im Beisein Markgraf Konrads. Der streng wirkende Fürst des Ostens erweckte nicht den Eindruck, dass er die Anwesenheit einer Frau bei einer wichtigen Besprechung dulden würde.
    Da ihr Gemahl sie weder zum Bleiben einlud noch zurückrief, vergewisserte sie sich noch einmal mit einem Blick, dass alles gut gerichtet war, und zog mit leisem Bedauern die Tür hinter sich zu. Dass ihr Vater mit den meisten seiner Männer wohlbehalten von der lange Reise zurückgekehrt war, hatte sie bereits von Dietrich erfahren.
     
    Konrad forderte Raimund auf, ihnen all das über den Streit um die Krone zu berichten, was die Spatzen
nicht
schon von den Dächern pfiffen.
    Und so hörten die beiden heimgekehrten Wallfahrer zu ihrem

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