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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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der Unkosten, in die man sich gestürzt hatte, schüttelte Vincent den Kopf. »Ein Zelt hätte auch genügt.«
    Ohne groß darüber nachzudenken, hatte er dabei in der Muttersprache des Bewahrers anstatt in seiner eigenen gesprochen. Als der Mann das hörte, leuchtete sein Gesicht auf, und er verfiel ebenfalls in den ihm vertrauteren Dialekt. »Nein, nein, es war notwendig, eine Umgebung zu schaffen, die mehr wie eine Festung wirkt.« Mit gesenkter Stimme fuhr er unbehaglich fort: »Es wurden Dämonen gesichtet.«
    Vincent hob die Augenbrauen und warf Julius einen bestürzten Blick zu.
    »Was sagt er?«, wollte Julius wissen und jonglierte mit Blättern, während er versuchte, Schritt zu halten.
    Vincent übersetzte kurz. Er hatte von Natur aus eine Begabung für Sprachen, und obwohl er nie viel Zeit darauf verwandt hatte, sie zu lernen, beherrschte er dennoch zwei Dutzend Sprachen aus Erdenwelt und Anderwelt fließend und konnte noch einige weitere lesen. »Hast du von diesen Gerüchten gewusst?«
    Julius zuckte mit den Schultern. »Ein immer wiederkehrendes Thema. Ich gehe davon aus, dass diese Gerüchte einfach nur auf Angst basieren und nicht ernst zu nehmen sind. Wir alle wissen doch, dass die Schreckensherrschaft der Dämonen vor über zehn Jahren endete, als Dominic sich in der Erdenwelt niederließ.«
    Der Bewahrer hatte von der Unterhaltung offenbar genug verstanden, um sich einzumischen: »Außer zu den dunklen Stunden um die Vollmondnacht, wenn die Dämonenhand hierher zurückkehrt. Dann regen sie sich. Und jetzt sagen manche, dass sie wieder in Alpträumen von Dämonen heimgesucht werden.«
    »Götter! Das können wir nicht gebrauchen«, brummte Vincent. »Wenn die verschiedenen Parteien sich von solchem Gerede beunruhigen lassen, werden sie nicht in der Stimmung für Übereinkünfte sein.«
    »Wollen wir hoffen, dass sie alle ebenso gründlich wie wir nach Waffen durchsucht wurden«, äußerte Julius.
    Der Bewahrer, der den Kern der Aussage erfasst hatte, sprach hastig weiter.
    »Seid Euch meiner Bemühungen gewiss, und lasst Euch versichern, dass alle gewünschten und notwendigen Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden, einschließlich Kontrollen, Absperrungen und bewaffneter Wachen! Ich bin sicher, Ihr werdet mit unseren unablässigen Bemühungen um andauernde Sicherheit zufrieden sein, und …«
    Vincent unterbrach seine nicht enden wollenden Versicherungen, indem er dem Bewahrer eine Hand auf die Brust legte, um ihn zurückzuhalten, als sie sich dem Verhandlungsgebäude näherten. »Mein Bruder und ich benötigen noch Zeit, um unter vier Augen zu sprechen, bevor wir den Verhandlungssaal betreten. Da wir bereits Verspätung haben, möchten wir uns hier von Euch verabschieden und Euch für Eure Mühen bezüglich der Verhandlungen danken.« Er ergriff die bleiche Hand des Bewahrers, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und sprach dabei den traditionellen Gruß, der in der Anderwelt zur Begrüßung und zum Abschied ausgetauscht wurde: »Wie der Mond die Sonne reflektiert.«
    »Wie der Mond die Sonne reflektiert«, wiederholte der Bewahrer. Er war offensichtlich enttäuscht darüber, dass er zu der Versammlung selbst nicht zugelassen war, denn jeder wünschte sich, einen Blick in den Saal zu werfen, in dem die Verhandlungen stattfinden sollten. Auch Julius richtete einen kurzen Gruß und eine knappe Verbeugung an den Bewahrer, bevor er Vincent folgte.
    Noch bevor die Brüder die Schwelle überquert hatten, drangen laute, im Streit erhobene Stimmen an ihr Ohr.
    »Wutanfälle – jetzt schon?«, murmelte Vincent.
    »Ich habe dir gesagt, es wäre nicht gut, sich zu verspäten«, erinnerte Julius ihn, als sie das aufwendig ausgestattete Gebäude betraten.
    »Hör auf, dir Sorgen zu machen! Die wichtigsten Punkte, die ich heute ansprechen will, habe ich schon vor Wochen zusammengestellt, ebenso wie die entsprechenden Argumente dafür«, gab Vincent zurück. »Alles, was noch zu tun bleibt, ist, sie zu präsentieren und zu sehen, was dabei herauskommt.«
    »Und was ist mit dieser neuen Frage hinsichtlich der Dämonen?«
    »Die Dämonen sind das Einzige, was alle hier in dieser Welt mit derselben Leidenschaft fürchten und hassen. Wenn diese Frage also zur Sprache kommt, werden wir sie zu unserem Nutzen verwenden und als Einheit stiftenden Faktor einsetzen.«
    Und damit war ihre Zeit für Diskussionen zu Ende, denn sie wurden in den Konferenzraum eingelassen. Drinnen saß eine Versammlung, der sechs Männer,

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