Der Traum des Wolfs
hätte ein Ale gebrauchen können.
»Kommt, setzt euch«, sagte Elayne und zeigte auf die Stühle am Feuer. »Es tut mir leid, dass ich dich so lange habe warten lassen, Mat.«
»Das macht nichts«, erwiderte er. »Du hast viel zu tun.«
»Es ist peinlich. Einer meiner Statthalter hat dich in dieselbe Kategorie wie die Söldner eingestuft. Es ist so schwierig, sie alle im Kopf zu behalten! Wenn du magst, gebe ich dir die Erlaubnis, näher an der Stadt zu lagern. Ich fürchte, innerhalb der Stadtmauer ist nicht genug Platz für die Bande.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Mat und setzte sich auf einen der Stühle. »Trotzdem vielen Dank.« Thom setzte sich, und Birgitte blieb lieber stehen, obwohl sie sich am Kamin zu ihnen gesellte und gegen die Steine lehnte.
»Du siehst gut aus, Elayne«, sagte Thom. »Mit dem Kind ist alles so, wie es sein sollte?«
»Kinder«, verbesserte Elayne ihn. »Es werden Zwillinge. Und ja, alles ist gut. Einmal davon abgesehen, dass man mich bei jeder Gelegenheit abtastet und untersucht.«
»Warte«, sagte Mat. » Was?« Er warf einen erneuten Blick auf Elaynes Bauch.
Thom verdrehte die Augen. »Hörst du eigentlich nie zu, wenn du in der Stadt spielst?«
»Ich höre sehr wohl zu «, murmelte Mat. » Normalerweise.« Er warf Elayne einen anklagenden Blick zu. »Weiß Rand darüber Bescheid?«
Sie lachte. »Ich hoffe, er ist nicht zu überrascht.«
»Da soll man mich doch zu Asche verbrennen!«, sagte Mat. »Er ist der Vater!«
»Der Vater meiner Kinder ist in der Stadt Anlass zu vielen Spekulationen«, sagte Elayne ernst. »Und im Augenblick zieht es die Krone vor, dass es auch Spekulationen bleiben. Aber genug von mir! Thom, du musst mir alles erzählen. Wie seid ihr aus Ebou Dar entkommen?«
»Vergiss Ebou Dar«, fauchte Birgitte. »Wie geht es Olver? Habt ihr ihn gefunden?«
»Das haben wir«, sagte Thom. »Und es geht ihm gut, auch wenn ich fürchte, dass der Junge für ein Leben als Soldat bestimmt ist.«
»Das ist kein schlechtes Leben«, sagte Birgitte. »Nicht wahr, Mat?«
»Es gibt Schlimmeres«, erwiderte er und versuchte noch immer sein Gleichgewicht wiederzufinden. Wieso hatte der Aufstieg zur Königin Elayne weniger hochnäsig gemacht? Hatte er etwas übersehen? Sie schien doch jetzt tatsächlich richtig umgänglich zu sein!
Nun ja, das war jetzt ungerecht gewesen. Es hatte auch schon zuvor Zeiten gegeben, in denen sie umgänglich gewesen war. Dazwischen hatte es bloß die Augenblicke gegeben, in denen sie Mat herumgescheucht hatte. Er ertappte sich bei einem Lächeln, als Thom die Einzelheiten ihrer Flucht erzählte und wie sie Tuon gefangen genommen hatten, gefolgt von ihren Reisen mit Meister Lucas Wanderzirkus. Aus dem Köcher eines Geschichtenerzählers gezogen klang die Begebenheit bedeutend eindrucksvoller, als sie in Wahrheit gewesen war. Wenn er Thom so zuhörte, hielt er sich fast schon selbst für einen Helden.
Bevor Thom jedoch zu dem Teil mit Tuons Heiratsgelübde kam, hustete er und unterbrach ihn. »Und wir besiegten die Seanchaner, entkamen nach Murandy und fanden schließlich eine Aes Sedai, die uns durch ein Wegetor herschaffte. Übrigens, habt ihr Verin in letzter Zeit gesehen?«
»Nein«, sagte Elayne. Thom warf Mat einen amüsierten Blick zu.
»Verdammt.« Nun, und da löste sich seine Gelegenheit in Luft auf, sich von ihr ein Wegetor zum Turm von Ghenjei machen zu lassen. Aber darüber konnte er sich noch später Sorgen machen. Er zog die Ledermappe aus dem Gürtel, öffnete sie und holte Aludras Papiere hervor. »Elayne«, sagte er, »ich muss mit dir sprechen.«
»Ja, du erwähntest etwas von ›Glockengießern‹ in deinem Brief. In was für Schwierigkeiten steckst du nun schon wieder, Matrim Cauthon?«
»Das ist wirklich ungerecht«, sagte er und breitete die Papiere aus. »Ich bin es nicht, der in Schwierigkeiten gerät. Hätte ich …«
»Du willst doch jetzt wohl nicht wieder damit anfangen, dass ich im Stein von Tear in Gefangenschaft geriet, oder?«, fragte sie und verdrehte die Augen.
Er hielt inne. »Natürlich nicht. Das ist doch eine Ewigkeit her. Ich kann mich kaum noch daran erinnern.«
Sie lachte, und es klang hübsch. Er fühlte, dass er errötete.
»Aber egal, ich stecke nicht in Schwierigkeiten. Ich brauche bloß ein paar Dinge.«
»Was für Dinge?«, fragte Elayne, die neugierig wurde, als er die Seiten auf dem Tisch neben ihrem Stuhl ausbreitete. Birgitte beugte sich vor.
»Nun.« Mat rieb sich das
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