Der Traum des Wolfs
Machtlenken unterband.
Mit dem Original in der Hand konnte man die Macht mühelos benutzen. Tatsächlich war sie begeistert gewesen, als sie entdeckt hatte, dass das Medaillon ihre Gewebe nicht im Mindesten beeinflusste. Die Schwangerschaft störte - das ärgerte sie noch immer -, aber es war möglich, mit dem Fuchskopf in der Hand die Macht zu lenken.
Aber nicht mit der Kopie. Sie hatte sie nicht richtig hinbekommen. Und leider hatte sie nur wenig Zeit. Mat würde sein Medaillon bald wieder brauchen.
Sie holte die Nachbildung heraus und stellte sie neben sich auf den Sitz, dann umarmte sie die Quelle und webte Geist. Einige der Kusinen, die ein paar Sitze weiter ebenfalls die Vorstellung genossen, schauten zu ihr hin, als sie das tat. Die meisten waren zu sehr von der Musik abgelenkt.
Elayne berührte das Medaillon. Augenblicklich lösten sich ihre Gewebe auf, die Quelle entglitt ihr. Als hätte man eine Abschirmung um sie gelegt.
Sie seufzte, als das Lied seinen Höhepunkt erreichte. Die Kopie war so nahe dran, und gleichzeitig so frustrierend. Sie würde doch niemals etwas tragen, das sie daran hinderte, die Quelle zu umarmen, nicht einmal, wenn man den Schutz bedachte, den dieser Gegenstand bot.
Trotzdem war ihre Mühe nicht völlig nutzlos gewesen. Möglicherweise würde sie Birgitte eine Kopie geben, vielleicht auch ein paar Hauptmännern der Garde. Es wäre nicht ratsam, zu viele dieser Kopien zu erschaffen. Nicht, wenn man sie so effektiv gegen Aes Sedai einsetzen konnte.
Vielleicht konnte sie Mat ja eine Kopie geben. Er würde es nicht merken, da er die Macht nicht lenken konnte …
Nein, dachte sie und verbannte die Verlockung, bevor sie zu groß wurde. Sie hatte versprochen, Mat das Medaillon zurückzugeben, und sie würde sich daran halten. Und keine Kopie, die nicht so gut funktionierte. Sie schob beide Medaillons in die Tasche ihres Kleides. Da sie jetzt wusste, dass sie Mat dazu bringen konnte, sich von seinem Medaillon zu trennen, konnte sie ihn ja vielleicht mit sanftem Druck dazu überreden, ihr mehr Zeit zu geben. Obwohl die Anwesenheit des Gholam ihr Sorgen machte. Was sollte man nur mit der Kreatur machen? Vielleicht war es ja doch keine so schlechte Idee, alle ihre Leibwächter mit Kopien des Medaillons auszustatten.
Das Lied endete, die letzte schrille Note verblasste wie eine Kerze, der der Docht ausging. Das Ende des Stücks folgte kurz darauf, Männer mit weißen Masken sprangen aus der Dunkelheit hervor. Ein grelles Licht flammte auf - man hatte etwas in eine der Laternen geworfen -, und als es wieder verblich, lag Walishen tot auf der Bühne, und der Rock ihres roten Kleides breitete sich um sie aus wie vergossenes Blut.
Das Publikum erhob sich und applaudierte. Es waren größtenteils Kusinen, allerdings waren auch einige Gefolgsleute der anderen Hohen Häuser darunter, die man eingeladen hatte. Ausschließlich Elaynes Gefolgsleute. Dyelin war natürlich da, und der junge Conail Northan und die genauso junge, aber doppelt so stolze Catalyn Haevin.
Dann war da noch die Adelige Sylvase Caeren. Was sollte man von ihr halten? Elayne schüttelte den Kopf und unterstützte den Beifall mit einem gesitteten Klatschen. Die Schauspieler würden sich allein auf sie konzentrieren. Zeigte sie keine Begeisterung, würden sie den ganzen Abend missmutiger Stimmung sein.
Nachdem das erledigt war, begab sich Elayne in einen nahe gelegenen Salon, der mit Polsterstühlen für eine entspannte Unterhaltung ausgestattet war. An der Seite war ein Büffet aufgebaut, das mit einem Diener in einer gestärkten rotweißen Uniformen bemannt war. Er hielt die Hände auf dem Rücken und wartete respektvoll auf die eintreffenden Gäste. Ellorien war natürlich nicht da - die grundsätzlichen Anstandsregeln besagten, dass ein Gast seinem Gastgeber den Vortritt ließ. Auch wenn Ellorien und Elayne nicht das beste Verhältnis zueinander hatten, war es undenkbar, schlechte Manieren an den Tag zu legen.
Ellorien trat kurz nach Elayne ein. Die mollige Frau plauderte mit einer der Kusinen und ignorierte bewusst die anderen Adligen in ihrer Nähe. Ihre Unterhaltung klang gezwungen. Vermutlich hätte sie am liebsten die ganze Schar gemieden, aber Elayne wusste, dass die Frau deutlich zeigen wollte, dass sie ihre Meinung über das Haus Trakand nicht geändert hatte.
Elayne lächelte, trat aber nicht auf sie zu, sondern wandte sich der eintretenden Sylvase zu. Man hätte das Mädchen mit den blauen Augen und der
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