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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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hier rauszukommen, Herr, dachte ich, dass er es sein sollte.«
    Malenarin hielt den Blick seines Sohnes fest. Der Junge begriff, was auf sie zukam. Das Licht stehe ihm bei, aber er begriff. Und er hatte einen anderen an seiner Stelle weggeschickt.
    »Kralle«, bellte Malenarin und fasste einen der vorbeigehenden Soldaten ins Auge.
    »Ja, mein Lord Kommandant?«
    »Lauft runter in mein Arbeitszimmer«, sagte Malenarin. »In meiner Eichentruhe liegt ein Schwert. Holt es mir.« Der Mann salutierte und gehorchte.
    »Vater?«, sagte Keemlin. »Mein Namenstag ist erst in drei Tagen.«
    Malenarin wartete mit hinter dem Rücken verschränkten Händen. Im Augenblick lag seine wichtigste Aufgabe darin, allen zu zeigen, dass er das Kommando hatte, um seinen Truppen Vertrauen einzuflößen. Kralle kehrte mit dem Schwert zurück; die abgenutzte Scheide trug das Bild einer brennenden Eiche. Das Symbol von Haus Rai.
    »Vater …«, wiederholte Keemlin. »Ich …«
    »Diese Waffe wird einem Jungen angeboten, wenn er ein Mann wird«, sagte Malenarin. »Anscheinend kommt das zu spät, Sohn. Denn ich sehe einen Mann vor mir stehen.« Er streckte die Waffe mit der rechten Hand aus. Überall auf dem Turm wandten sich ihm die Soldaten zu: Bogenschützen mit bereitgehaltenen Bogen, die Soldaten, die die Spiegel bedienten, die diensthabenden Wächter. Als Grenzländer hatte jeder Einzelne von ihnen ausnahmslos am vierzehnten Namenstag sein Schwert erhalten. Jeder Einzelne von ihnen hatte den stockenden Atem gespürt, das wunderbare Gefühl, volljährig zu werden. Jeder von ihnen hatte das erlebt, aber das machte diese Gelegenheit nicht weniger zu etwas Besonderem.
    Keemlin ließ sich auf ein Knie herunter.
    »Warum ziehst du dein Schwert?«, fragte Malenarin laut genug, dass jeder Mann auf dem Turm es hören konnte.
    »In Verteidigung meiner Ehre, meiner Familie oder meiner Heimat«, erwiderte Keemlin.
    »Wie lange kämpfst du?«
    »Bis sich mein letzter Atemzug mit dem Nordwind vereinigt. «
    »Wann gibst du die Wache auf?«
    »Niemals«, flüsterte Keemlin. »Sprich es lauter!«
    » Niemals!«
    »Sobald dieses Schwert gezogen wird, wirst du zum Krieger, halte es immer in deiner Nähe, um darauf vorbereitet zu sein, gegen den Schatten zu kämpfen. Wirst du diese Klinge ziehen und dich als Mann zu uns gesellen?«
    Keemlin schaute auf, dann nahm er das Schwert mit festem Griff und zog es aus der Scheide.
    »Erhebe dich als Mann, mein Sohn!«, verkündete Malenarin.
    Keemlin stand auf und hielt die Waffe in die Höhe; die blank polierte Klinge spiegelte das diffuse Sonnenlicht wider. Die Männer auf dem Turm jubelten.
    In so einem Augenblick war es keine Schande, Tränen in den Augen zu haben. Malenarin blinzelte sie fort, dann kniete er nieder und schnallte seinem Sohn den Schwertgürtel um. Die Männer jubelten noch immer, und er wusste, dass das nicht allein seinem Sohn galt. Sie jubelten, um dem Schatten zu trotzen. Einen Augenblick lang waren ihre Stimme lauter als der Donner.
    Malenarin erhob sich und legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter, während der Junge das Schwert in die Scheide schob. Zusammen drehten sie sich um, um sich dem näher kommenden Schatten zu stellen.
    »Da!«, sagte einer der Bogenschützen und zeigte nach oben. »Da ist etwas in Wolken!«
    »Draghkar!«, sagte ein anderer.
    Die unnatürlichen Wolken waren nun näher gekommen, und der von ihnen verbreitete Schatten konnte nicht länger die Horden heranstürmender Trollocs verbergen. Etwas flog vom Himmel herab, aber ein Dutzend Bogenschützen schossen. Die Kreatur kreischte auf und stürzte, flatterte unbeholfen mit dunklen Schwingen.
    Jargen drängte sich zu Malenarin heran. »Mein Lord«, sagte er mit einem Seitenblick auf Keemlin, »der Junge sollte unten sein.«
    »Er ist kein Junge mehr«, sagte Malenarin stolz. »Er ist ein Mann. Euer Bericht?«
    »Alles ist bereit.« Jargen warf einen Blick über die Mauer und betrachtete die sich nähernden Trollocs so gleichmütig, als handele es sich um eine Pferdeherde. »Diesen Baum werden sie nicht so leicht fällen.«
    Malenarin nickte. Keemlins Schultern verrieten Angespanntheit. Das Meer aus Trollocs erschien endlos. Gegen diesen Feind würde der Turm irgendwann fallen. Die Trollocs würden immer wieder anstürmen, eine Welle nach der anderen.
    Aber jeder Mann auf dem Turm kannte seine Pflicht. Sie würden das Schattengezücht so lange töten, wie sie konnten, und hoffentlich damit genug Zeit erkaufen, dass die

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