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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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hatte.
    Dachte sie wirklich so über ihn? Hielt sie ihn für einen Verbrecher? Er hatte Taten vollbracht, die zweifellos verwerflich erschienen; er hatte vernichtet, er hatte erobert. Als sie das letzte Mal Zeit mit Rand verbracht hatte, waren sie durch die Aiel-Wüste gereist. Während dieser Monate war er zu einem harten Mann geworden, und diese Härte erkannte sie noch immer in ihm. Aber da war etwas anderes, etwas, das tiefer saß.
    »Was ist mit Euch passiert?«, hörte sie sich fragen, als sie sich auf dem Amyrlin-Sitz vorbeugte.
    »Ich wurde gebrochen«, sagte Rand, die Hände auf dem Rücken verschränkt. »Und dann wurde ich erstaunlicherweise neu geschmiedet. Ich glaube, er hatte mich fast so weit, Egwene. Es war Cadsuane, die mich dazu brachte, das in Ordnung zu bringen, auch wenn sie es nur durch einen Zufall geschafft hat. Trotzdem werde ich ihr Exil wohl aufheben müssen, fürchte ich.«
    Er sprach anders. Seinen Worten haftete eine Förmlichkeit an, die sie nicht erkannte. Bei einem anderen Mann wäre sie von einem kultivierten, gelehrten Hintergrund ausgegangen. Aber den hatte Rand nicht. Konnten Lehrer ihn so schnell ausgebildet haben?
    »Warum seid Ihr vor den Amyrlin-Sitz getreten?«, fragte sie. »Wollt Ihr eine Petition vorbringen, oder seid Ihr gekommen, um Euch der Führung der Weißen Burg zu ergeben?«
    Er studierte sie, die Hände noch immer hinter dem Rücken verschränkt. Hinter ihm betraten dreizehn Schwestern langsam nacheinander den Saal, vom Glühen Saidars eingehüllt, das seine Abschirmung aufrechterhielt.
    Rand schien deswegen nicht besorgt zu sein. Er musterte den Raum, betrachtete die verschiedenen Sitzenden. Sein Blick verweilte auf den Sitzen der Roten, von denen zwei leer waren. Pevara und Javindhra waren noch immer nicht von ihrer unbekannten Mission zurückgekehrt. Nur Barasine war anwesend. Sie war kürzlich gewählt worden, um Duhara zu ersetzen. Sie erwiderte Rands Blick ungerührt, das musste man ihr lassen.
    »Ich hasste dich«, sagte Rand und wandte sich wieder Egwene zu. »In den vergangenen Monaten haben mich viele Gefühle beschäftigt. Es hatte den Anschein, als hätte ich mich seit dem Augenblick von Moiraines Auftauchen in den Zwei Flüssen dagegen wehren müssen, mich von der Kontrolle der Aes Sedai fesseln zu lassen. Und doch ließ ich zu, dass sich andere unsichtbare Fesseln um mich legten. Viel gefährlichere Fesseln.
    Mir wird klar, dass ich mich zu sehr bemüht habe. Ich machte mir Sorgen, dass du mich kontrollieren würdest, wenn ich auf dich höre. Mich trieb nicht der Wunsch nach Unabhängigkeit an, sondern die Angst vor Bedeutungslosigkeit. Die Angst, dass die von mir errungenen Erfolge deine sein würden und nicht meine.« Er zögerte. »Ich hätte mir lieber so bequeme Rücken wünschen sollen, denen man die Verantwortung für meine Verbrechen hätte aufladen können.«
    Egwene runzelte die Stirn. Der Wiedergeborene Drache war zur Weißen Burg gekommen, um sich in müßiger Philosophie zu ergehen? Vielleicht war er ja doch wahnsinnig geworden. »Rand«, sagte sie dann mit weicher Stimme. »Ich werde ein paar Schwestern darum bitten, mit Euch … mit dir zu sprechen, um zu entscheiden, ob mit dir etwas… nicht stimmt. Bitte versuch das zu verstehen.«
    Sobald sie mehr über seinen Zustand wussten, konnten sie entscheiden, was sie mit ihm machen würden. Der Wiedergeborene Drache brauchte Freiheit, um die Prophezeiungen zu erfüllen, aber konnten sie ihn einfach durch das Land streifen lassen, wo sie ihn jetzt hatten?
    Rand lächelte. »Oh, ich verstehe durchaus, Egwene. Und es tut mir leid, dir das abschlagen zu müssen, aber ich habe zu viel zu tun. Meinetwegen verhungern Menschen, andere leben wegen meiner Taten in Angst und Schrecken. Ein Freund reitet ohne Verbündete seinem Tod entgegen. Es bleibt so wenig Zeit, um das zu tun, was ich tun muss.«
    »Rand«, sagte Egwene, »wir müssen uns vergewissern.«
    Er nickte, als würde er das verstehen. »Das ist der Teil, den ich bedaure. Ich wollte nicht ins Zentrum deiner Macht kommen, die du dir so schwer verdient hast, und mich dir verweigern. Aber das ist nicht zu ändern. Du musst meine Pläne kennen, damit du dich vorbereiten kannst.
    Als ich die Bohrung das letzte Mal versiegeln wollte, war ich gezwungen, es ohne Hilfe der Frauen zu machen. Zum Teil hat das in die Katastrophe geführt, obwohl es möglicherweise klug von ihnen war, mir ihre Kraft zu verweigern. Nun, die Schuld muss man allen

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