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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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begrüßte ihn Griessel. »Mr. Merryck hier hat die Leiche gefunden und die Polizei gerufen. Von der Rezeption des
     Hotels aus.« Joubert roch den Alkohol in Griessels Atem. Er schaute Merryck an, sah die Goldbrille und den schütteren Schnauzbart.
     Ein wenig Erbrochenes klebte noch an seinem Kinn. Die Leiche konnte kein schöner Anblick gewesen sein.
    »Mr. Merryck ist Gast des Hotels. Er hat dort drüben geparkt und wollte hineingehen, als er die Leiche sah.«
    »Es war schrecklich. Grauenvoll«, sagte Merryck. »Aber man muß seine Pflicht tun.«
    Griessel klopfte ihm auf die Schulter. »Sie können jetzt gehen. Wenn wir Sie noch brauchen, wissen wir, wo Sie zu finden sind«,
     sagte er in seinem fehlerfreien Englisch. Joubert und er gingen hinüber zu der Leiche. »Der Fotograf ist schon unterwegs.
     Ich habe einen Leichenbeschauer angefordert, Spurensicherung und Leute für Fingerabdrücke. Und den Großteil der Leute vom
     Einsatzkommando. Es ist ein Weißer«, sagte Griessel und zog das Tuch beiseite.
    Zwischen zwei leer starrenden Augen befand sich der kleine Blutsee einer Schußwunde, offen, höhnisch, in makelloser Symmetrie.
    »Aber sieh dir das an«, sagte Griessel und zog das Tuch ein wenig weiter herunter. Joubert entdeckte eine weitere Wunde, ein
     blutig schwarzrotes Loch in der Brust, in der Mitte eines hübschen Anzugs mit Hemd und Krawatte.
    |39| »Herrgott«, sagte Mat Joubert und wußte plötzlich, warum Merryck sich übergeben hatte.
    »Ein großes Kaliber.«
    »Genau«, sagte Griessel. »Eine Kanone.«
    »Sieh in seine Taschen«, sagte Joubert.
    »Kein Raubüberfall«, erklärten sie praktisch gleichzeitig, als sie die goldene Rolex an seinem Arm entdeckten, und sie wußten
     beide, daß das den Fall unendlich verkomplizierte.
    Jouberts Hand flog schnell über die leblosen Augen, schob die Augenlider herunter. Er erkannte die Machtlosigkeit im Angesicht
     des Todes, so lagen alle Leichen da, verwundbar, Hände und Arme würden nie mehr verschränkt werden, um das Leben zu schützen,
     das Gesicht. Er zwang sich, wieder an seine Arbeit zu denken.
    Stimmen hinter ihnen begrüßten sich. Detectives aus dem Einsatzkommando. Joubert erhob sich. Sie kamen und sahen sich die
     Leiche an. Griessel scheuchte sie davon, als sie das blasse Licht der Straßenlampe blockierten.
    »Fangt hier an! Sucht den ganzen Bereich ab! Jeden Zentimeter.«
    Das übliche Gestöhne begann, aber sie gehorchten, sie wußten, wie wichtig die erste Suche nach frischen Spuren war. Griessel
     ging vorsichtig die Taschen des Verstorbenen durch. Dann erhob er sich mit einem Scheckbuch und Wagenschlüsseln in der Hand.
     Er warf Adjutant Basie Louw die Schlüssel hin.
    »Sie sind für einen BMW. Versuchen Sie es mit dem hier.«
    Griessel öffnete das in graues Leder eingeschlagene Scheckbuch. »Wir haben einen Namen«, sagte er. »JJ Wallace. Und eine Adresse.
     Oxford Street 96, Constantia.«
    »Der Schlüssel paßt«, sagte Louw und zog ihn vorsichtig |40| wieder heraus, um keine Fingerabdrücke am Wagen zu hinterlassen.
    »Ein reicher Sack«, sagte Griessel. »Das wird Schlagzeilen machen.«
    Gerrit Snyman, ein junger Detective Constable, fand die Patrone unter einem in der Nähe stehenden Wagen. »Captain«, rief er.
     Er war noch unerfahren genug, um sofort begeistert zu sein. Joubert und Griessel gingen zu ihm. Snyman leuchtete mit seiner
     Taschenlampe auf die leere Patronenhülse. Joubert nahm sie hoch und hielt sie ins Licht. Griessel beugte sich vor, er las
     die Zahlen auf der Rückseite ab.
    »Sieben Komma sechs drei.«
    »Unmöglich. Sie ist zu kurz. Das muß eine Pistole gewesen sein.«
    »Da, lies doch selber. Sieben Komma sechs … drei. So sieht es jedenfalls aus. Vielleicht ist es schlecht gedruckt.«
    »Vielleicht auch sechs zwei.«
    Benny Griessel schaute Joubert an. »So muß es sein. Und das bedeutet nur eines.«
    »Die Waffe ist eine Tokarew«, seufzte Joubert.
    »Apla«, seufzte Benny. »Scheißpolitik.«
    Joubert ging zu seinem Dienstwagen. »Ich rufe den Colonel.«
    »De Wit? Der kotzt sich doch nur die Lunge aus dem Leib.« Griessels Grinsen glänzte silbern im Licht der Straßenlaterne.
    Einen Augenblick lang hatte Joubert vergessen, daß Willie Theal nie mehr wieder an einen Tatort kommen würde. Er fühlte sich
     niedergeschlagen.
     
    Das Haus in der Oxford Street Nummer 96 war ein großes Einzelhaus auf einem riesigen Grundstück. Der Garten |41| drückte eine Üppigkeit aus, die selbst in der

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