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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Die Biene spürte die warme Brise von draußen, versuchte
     aber immer noch, durch die geschlossene Seite des Fensters hinauszugelangen. Joubert wandte sich um, er griff |10| nach einem öligen Lappen und zog ihn vorsichtig am Fenster vorbei. Das Insekt schien einen Augenblick vor der Öffnung zur
     Freiheit stillzustehen, dann flog es hinaus. Joubert schloß das Fenster und richtete den Vorhang.
    Auch er konnte entkommen, dachte er. Wenn er nur wollte.

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    |11| 2
    Kurz nach sieben Uhr am Silvesterabend überquerte Mat Joubert die Straße in seinem Vorort Monte Vista und ging zu Jerry Stoffberg
     von Stoffberg & Mordt, Beerdigungsunternehmer in Bellville. »Wir sind im selben Geschäft, Mat«, sagte Jerry oft
     und gern. »Bloß in unterschiedlichen Zweigstellen.«
    Die Tür wurde geöffnet. Stoffberg sah Joubert ins Haus kommen. Sie begrüßten einander und stellten sich die üblichen Fragen.
    »Das Geschäft läuft gut, Mat. Die beste Zeit des Jahres. Es scheint fast, als würden viele nur noch versuchen, die Feiertage
     zu erleben«, sagte er, während er das Bier, das Joubert mitgebracht hatte, in den Kühlschrank stellte. Der Bestatter trug
     eine Schürze, die verkündete, er sei DER SCHLIMMSTE KOCH DER WELT.
    Joubert nickte nur, denn er hatte das alles schon einmal gehört, und öffnete das erste Castle des Abends.
    In der Küche war es warm und gemütlich, sie war voll Freude und Gelächter. Frauenstimmen erfüllten den Raum. Kinder und Männer
     bahnten sich ihren Weg vorbei an den tratschenden Frauen, die das Essen vorbereiteten. Mat Joubert begab sich nach draußen.
    Seine Aufmerksamkeit richtete sich nach innen, er hatte seine Fühler eingezogen wie ein Insekt. Ihn berührten die Wärme und
     Häuslichkeit nicht mehr.
    |12| Draußen huschten die Kinder wie Schatten durch Lichtflecken und Dunkelheit, die Gruppen bildeten sich nach Alter, vereint
     wurden sie aber durch ihre offensichtliche Sorglosigkeit.
    Auf der
stoep
, der Veranda, saßen Teenager in dem unglücklichen Niemandsland zwischen Kindheit und Erwachsensein. Sie fielen Joubert auf,
     weil gerade ihre aufgesetzte Lässigkeit sie verriet. Sie hatten irgendeinen Mist gebaut. Er schaute zu ihnen hin, bis ihm
     klar wurde, was sie zu verbergen versuchten: Die Gläser auf dem Tisch waren mit verbotenem Inhalt gefüllt. Vor zwei, drei
     Jahren hätte er darüber gelächelt, er hätte an seine eigene stürmische Jugend zurückgedacht, aber nun zog er einfach nur seine
     Fühler wieder ein.
    Er stellte sich zu den Männern, die einen Kreis um das Feuer bildeten. Die Eintrittskarte zu dieser Gruppe war ein Glas in
     der Hand. Alle starrten das Lamm an, das sich nackt und würdelos an Stoffbergs Spieß drehte.
    »Herrgott, Mat, du bist ja wirklich riesig«, sagte Wessels, der Fotojournalist, als Joubert neben ihn trat.
    »Wußtest du nicht, daß er die Geheimwaffe der Mordkommission ist?« fragte Myburgh, der Leiter der Verkehrspolizei von Bellville
     quer über das Feuer. Sein buschiger Schnauzer wippte bei den Worten auf und ab.
    Jouberts Gesichtsmuskulatur spannte sich an, er zeigte seine Zähne in einem mechanischen Lächeln.
    »Ja, er ist ihre menschliche Straßensperre«, sagte Storridge, ein Geschäftsmann. Sie lachten alle respektvoll.
    Sprüche und Scherze flogen über das brutzelnde Lamm hin und her, sie waren sich alle Jouberts Verlust von vor zwei Jahren
     bewußt – es waren freundliche, fruchtlose Versuche, seine Laune zu heben.
    |13| Dann ebbte das Gespräch ab. Stoffberg drehte den Spieß und injizierte dem bräunenden Fleisch eine Sauce, wie ein Arzt einem
     Patienten. Sport, quasi-erotische Witze, die üblichen Jobprobleme. Joubert schüttelte eine Winston aus dem Päckchen in seiner
     Hemdtasche. Er hielt es in die Runde. Ein Feuerzeug flammte auf.
    Die Mitglieder des Kreises um das Feuer kamen und gingen. Stoffberg drehte den Spieß und überprüfte das Fleisch. Joubert akzeptierte
     ein weiteres Bier und holte sich später selbst noch eines. Die Aktivität der Frauen in der Küche hatte abgenommen. Sie waren
     weitergezogen in das nebenan gelegene Fernsehzimmer.
    Draußen konzentrierte sich das Gespräch mittlerweile auf Stoffbergs Lamm.
    »Du brauchst ihm keine weitere Spritze zu geben, Stoffs. Es ist tot.«
    »Ich will noch vor Sonnenaufgang essen, Stoffs. Ich muß morgen den Laden aufmachen.«
    »Vergiß es. Dieses kleine Lämmchen ist erst im Februar fertig.«
    »Und dann schmeckt’s wie Hammel.«
    Jouberts Blick folgte

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