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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Dämmerung beeindruckte.
    Irgendwo tief im Haus war die Türklingel zu hören und übertönte für einen Moment das Fernsehprogramm. Sekunden verstrichen.
     Drinnen ging die sorglose Zeit zu Ende, dachte Joubert. Der Engel des Todes stand vor der Haustür. Die Nachricht, die sie
     überbrachten, würde wie ein Parasit Freude und Frieden aus ihrem Leben saugen.
    Eine Frau öffnete die Tür, irritiert, mit gerunzelter Stirn. Langes, dichtes braunes Haar hing ihr über eine Schulter, es
     bedeckte einen Teil ihrer gelb gemusterten Schürze und lenkte den Blick von ihren Augen ab.
    Ihre Stimme war melodiös und gereizt. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Mrs. Wallace?« fragte er. Dann sah er ihre Augen. Griessel ebenfalls. Sie paßten nicht zusammen, das eine war hellblau und
     strahlte, das andere war braun, irgendwo zwischen hell und dunkel. Joubert bemühte sich, sie nicht anzustarren.
    »Ja«, sagte die Frau, und sie erkannte, daß die beiden Herren keine Vertreter waren. Die Furcht zog wie ein Schatten über
     ihr Gesicht.
    »Es geht um James, nicht wahr?«
    Ein etwa zehnjähriger Junge erschien hinter ihr. »Was ist, Mom?«
    Sie sah sich besorgt um. »Jeremy, bitte geh auf dein Zimmer.« Ihre Stimme klang sanft, aber bestimmt. Der Junge wandte sich
     ab. Sie schaute zurück zu den Detectives.
    »Wir sind von der Polizei«, sagte Joubert.
    »Kommen Sie am besten herein.« Die Frau öffnete die Tür weit und nahm ihre Schürze ab.
    Mrs. Margaret Wallace schluchzte voll hilfloser Trauer, die |42| Hände in den Schoß gelegt, die Schultern leicht vorgebeugt. Tränen blieben an der gelben Wolle ihres Sweaters hängen und glitzerten
     im strahlenden Licht eines Kandelabers.
    Joubert und Griessel starrten auf den Teppich.
    Joubert konzentrierte sich auf die Kugel und die Klaue unten am Bein des Couchtisches. Er wollte in seinem Sessel zu Hause
     sitzen, sein Taschenbuch im Schoß, ein Bier in der Hand.
    Der Junge kam einen Flur herunter, hinter sich ein Mädchen, das zwischen acht und zehn sein mochte.
    »Mom?« Seine Stimme jung und furchtsam.
    Margaret Wallace richtete sich auf, wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Sie erhob sich voller Würde. »Entschuldigen
     Sie mich.« Sie nahm die Hände ihrer Kinder und führte sie durch einen Flur. Eine Tür wurde geschlossen. Die Stille war ohrenbetäubend.
     Jemand weinte. Dann wieder Stille.
    Sie sahen einander nicht an, denn das wäre ein Eingeständnis.
    Schließlich kehrte Margaret Wallace zurück. Ihre Schultern immer noch aufrecht, als könnte sie ihre Gefühle körperlich zurückhalten.
     Aber sie wußten es besser.
    »Ich muß meine Mutter anrufen. Sie wohnt in Tokai. Sie kann mir mit den Kindern helfen. Ich bin sicher, Sie werden viele Fragen
     haben.« Ihre Stimme war tonlos wie die einer Schlafwandlerin.
    Joubert wollte ihr am liebsten sagen, daß sie später zurückkämen, aber das konnte er nicht.
    Margaret Wallace war nach wenigen Minuten zurück. »Meine Mutter kommt her. Sie ist stark. Mein Vater … Ich habe das Mädchen
     gebeten, uns Tee zu machen. Ich nehme an, Sie trinken Tee?«
    |43| »Danke, aber …« Jouberts Stimme war ein wenig heiser. Er räusperte sich.
    »Wenn Sie mich entschuldigen, dann bleibe ich bei den Kindern, bis sie kommt.« Sie wartete nicht auf eine Antwort und entfernte
     sich durch den halbdunklen Flur.
    Jouberts Pieper piepte. Er schaute auf die Nachricht: ADJ LOUW ANR. Dann folgte eine Telefonnummer.
    Er hatte Louw und drei weitere Detectives ins Hotel geschickt, weil es dort Zimmer mit Ausblick auf den Parkplatz gab. Erst
     hatte der Leichenbeschauer über der Leiche vor sich hin gemurmelt. Dann war Bart de Wit aufgetaucht und hatte eine Pressekonferenz
     über einen Mord einberufen, bei dem es noch keine Spuren gab. Benny und er waren in die Oxford Street geflohen, nachdem er
     angefangen hatte.
    »Der Mann ist ein Clown«, hatte Benny unterwegs gesagt. »Der schafft es nicht lang.« Joubert fragte sich, ob der Chef auch
     die niederrangigen Mitarbeiter einen nach dem anderen hereingerufen hatte. Und ob de Wit etwas von Griessels Alkoholproblem
     wußte.
    »Basie will mich sprechen«, brach er die deprimierende Stille und erhob sich. Er ging in das Zimmer, aus dem Margaret Wallace
     zuvor ihren Anruf getätigt hatte. Er hörte das Hausmädchen in der Küche mit Porzellan klirren.
    Es sah aus wie ein Arbeitszimmer. Ein Schreibtisch mit einem Computer und ein Telefon standen in der Mitte. An der Rückwand
     befand sich ein

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