Der Trick der alten Tante
Mittagsruhe!“
„So viel Theater wegen zwei Minuten?“
„Theater hin, Theater her. Ordnung muß sein!“
„In Gottes Namen“, seufzte Erika und zwang sich, die aufsteigenden Tränen runterzuschlucken.
Und nun steuerte die Komödie ihrem Höhepunkt zu: Alwine bekam wieder ihren berühmt-berüchtigten langen Hals, während ihre Augen einen Punkt auf dem Klavier zu fixieren begannen. Genauer bezeichnet: Es handelte sich um ein Glas.
„Aber... aber... aber, was sehe ich denn da...?“ fistelte sie. „Das ist ja ein Frosch ..
„Ein Laubfrosch, wenn’s recht ist, Frau Stengel.“
Alwine schnappte geräuschvoll nach Luft. „Es ist mir gar nicht recht. Im Mietvertrag steht ausdrücklich, daß das Halten von Haustieren verboten ist.“
„Ich halte ihn ja gar nicht!“ erwiderte Erika spitz.
„Lassen Sie diese Albernheiten.“
„Liebe Frau Stengel, man kann doch einen winzigen Laubfrosch nicht zu den Haustieren zählen. Mein Moritz macht weder Lärm noch Schmutz.“
Alwine ließ sich auf nichts ein. Den Zeigefinger auf Moritz gerichtet, bestimmte sie hart und unerbittlich: „Der Frosch muß weg!“ Und im gleichen Augenblick zuckte sie erschrocken zusammen.
„Schluß!!!“ hatte die kleine Bibliothekarin gerufen.
Nein, nicht gerufen, gebrüllt hatte sie es. Und nicht viel leiser stellte sie fest: „Jetzt ist es endgültig genug! Ich ziehe aus!!!“ Alwine strahlte über das ganze Witwengesicht. „Bitte, tun Sie, was Sie nicht lassen können!“
„Sie sind das bösartigste Wesen, dem ich je begegnet bin. Machen Sie meine Rechnung fertig!“
Das war er, der große Augenblick. Sie dehnte das Wort genüßlich zu dreifacher Länge: „Reeechnuuung?“ Und mit einem Dutzend Fragezeichen versehen, wiederholte sie: „Welche Rechnung????????????“
„Haben Sie vergessen, daß ich für vier Wochen im voraus bezahlt habe?“
„Aber nicht doch, Kindchen. Sie können höchstens noch abwohnen. Lesen Sie den Mietvertrag durch. Dort steht klipp und klar, daß bei vorzeitigem Auszug keine Rückvergütung erfolgt!“
„Meinetwegen“, rief Erika, überrascht von ihrem Mut, „lieber das, als Ihr Gesicht noch eine Minute länger ertragen!“
Ja, meine lieben Freunde, und nun beginnt der große Auftritt des Meisterdetektivs Balduin Pfiff, hehehe! Ganz schnell soll hier noch erklärt werden, wie es dazu kam.
Als Erika Dürer, das arme Mädchen, mit Koffern und Laubfrosch Moritz durch die Haustür flüchtete, stieß sie dort auf die Nichte Roswitha.
Diese, ein kluges Kind, wußte natürlich sofort, aus welcher Ecke der Wind kam. Sie schleppte Erika in das Café an der Ecke und zitierte ihren Freund Eric Schulz herbei.
Mit Eric betraten sozusagen Idee und Zufall das Café. Denn als er die ganze Geschichte gehört hatte, meinte er: „Die Dame ist nur mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Von jemandem, der mindestens die gleichen verrückten Einfälle hat. Ich hab’ auch schon jemanden im Auge. Einen Freund meines Vaters. Er heißt Balduin Pfiff und ist ein Privatdetektiv.“
Na, Freunde, klingelt’s? Eric Schulz war der Sohn von Inspektor Schulz, mit dem ich schon seit über zehn Jahren zusammenarbeite, wenn ich die Polizei brauche.
Zu dritt tauchten sie bei mir auf, und wir schmiedeten einen Plan. Na ja, und anschließend begannen wir zu warten. Auf was? Auf Alwines neue Anzeige. Roswitha half dabei, indem sie ihre Tante nach Datum und Text ausfragte.
Das neue Theaterstück hatte am 4. Mai Premiere. Es war ein Mittwoch.
Punkt 9 Uhr stand ich vor Frau Stengels Tür und klingelte, während Pinsel inzwischen bei Frau Eulchen Kalbsknorpel zerkleinerte.
Alwine musterte mich zurückhaltend. „Ja, bitte?“
„Mein Name ist Balduin Pfiff. Habe ich das Vergnügen, mit Frau Stengel zu sprechen?“ flötete ich und ließ die Augen rollen.
„Ja...“ Sie schien verwirrt.
„Ich komme wegen des Zimmers!“
Das verwirrte sie noch mehr. „Aber ich habe doch per Chiffre... habe ich...“ stotterte sie. Ich nickte, beugte mich vor und flüsterte: „Ein Freund aus der Anzeigenabteilung hat ein bißchen aus der Schule geplaudert. Er kennt mich und weiß, daß ich der beste Mieter der Welt bin...“
Sie lächelte, ich tat’s auch. Und dann zeigte sie mir das Zimmer.
9 Uhr 10.
Ich faltete die Hände und blickte zur Decke. Dabei murmelte ich gleichzeitig verträumt und ergriffen: „Ein Zimmer, wie ich es mir schon immer gewünscht habe. Ein richtiges Zimmer zum Träumen...“
„Es freut mich, daß es
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