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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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weiß ich.«
    Sie lächelte traurig. »Es wäre schön, sich vorzustellen, dass ihm jetzt nichts mehr passieren kann.«
    »So ist's leider nicht«, bestätigte Metcalfe. »Seine Uhr ist praktisch abgelaufen.«
    »Erinnerst du dich an die Duellpistolen meines Vaters?«
    »Die einst Puschkin gehört haben?«
    »Ja. Nun, er hat mir einmal erzählt, als noch Duelle ausgetragen wurden, habe es vermutlich hunderttausend Besitzer von Duellpistolen gegeben. Aber wie viele Duelle sind in all diesen Jahren ausgetragen worden? Wahrscheinlich nicht mehr als tausend. Wer so eine Duellpistole besaß und sie sichtbar zur Schau stellte, hat er gesagt, wollte potenzielle Feinde davor warnen, ihn zu beleidigen, weil er bereit war, seine Ehre zu verteidigen.«
    »Dein Vater ist zum Kampf bereit?«
    »Er ist bereit, ja ... aber zum Sterben«, flüsterte sie.
    Metcalfe nickte. »Mit Unschuld hat man sich im Paradies der Werktätigen noch nie verteidigen können«, sagte er grimmig. »Die Maschinerie des Terrors hetzt Unschuldige gegeneinander auf, nicht wahr? Sie hat in jedem Wohngebäude ihre Spitzel; keiner weiß, wer Zuträgerdienste leistet, wer >Abweichler< meldet, deshalb traut man niemandem mehr - keinem Nachbarn, keinem Freund, nicht mal dem Geliebten.«
    »Aber ich vertraue dir«, flüsterte sie. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    Metcalfe wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er, der sie belogen, sie manipuliert hatte, hatte ihr Vertrauen nicht verdient, und der innere Zwiespalt peinigte ihn. Ihr Vertrauen stieß ihn jetzt ab, er empfand ihren Anstand als Demütigung. Auch in seinen Augen standen plötzlich Tränen: heiße, brennende Tränen der Frustration, der Angst, des Mitgefühls. »Auch mir solltest du nicht trauen«, sagte er mit geschlossenen Augen.
    »Ist das die Überzeugung, zu der du gelangt bist? Hat deine Welt dich so verändert? Deine Welt der Freiheit - hat sie auch dich gelehrt, niemandem zu trauen? Was macht deine >freie< Welt dann besser als mein Gefängnis mit den goldenen Gitterstäben?«
    »Lana, milaja, hör mir zu. Hör mir sehr gut zu. Was ich dir jetzt erzählen werde . Ich möchte, dass du die Wahrheit weißt. Mir ist's egal, was du anschließend von mir denkst - nein, das stimmt nicht; mir ist sehr wichtig, was du von mir denkst! Aber du musst die Wahrheit erfahren, und wenn dann alles zu Ende ist, kann ich das eben nicht ändern. Wenn sie das Unternehmen zum Scheitern bringt, wenn sie bewirkt, dass du mich nie wiedersehen willst, muss ich auch das ertragen. Diese Lüge soll nicht länger auf meinem Gewissen lasten. Du hast Besseres, weit Besseres verdient.«
    Lana sah ihn nicht mehr an. Sie blieb neben ihm auf dem Bett sitzen, schien jedoch in sich selbst zusammenzuschrumpfen. Er hielt weiter ihre Hand, die jetzt ein wenig kalt und feucht wirkte. Auch in seinem Inneren war irgendetwas zu Eis geworden, nur war dies nicht die Eiswüste eines Mannes, der alle falsche Rücksichtnahme über Bord geworfen hat; es war die von Eis starrende innere Tundra eines Mannes, der sich einsam und verlassen fühlt wie ein verirrtes Kind. »Ich will dir von dem Unternehmen erzählen, in das ich dich hineingelockt habe«, begann Metcalfe. Wieso sage ich das?, fragte er sich. Warum tue ich das? Er war lediglich mit der Absicht hergekommen, Lana zum Überlaufen zu bewegen, sie dazu zu bringen, an einem letzten atemberaubend kühnen Unternehmen teilzunehmen, das zugleich sie und das Unternehmen WOLFSFALLE retten sollte. Aber jetzt empfand er nur noch den Drang, dieser Frau, ohne die er nicht mehr leben wollte, die ganze Wahrheit zu bekennen.
    »Die Dokumente, die ich dir übergeben habe. Das Material, von dem ich behauptet habe, es werde Hitler und seine Generale von den friedlichen Absichten Russlands überzeugen .«
    »Ich weiß«, unterbrach Lana ihn. Sie hatte die Augen wieder geöffnet, aber sie starrte zu Boden. Sie wirkte zutiefst erschöpft. »Ich kenne die Wahrheit, dorogoi Stiwa. Ich weiß, was in diesen Papieren gestanden hat.«
    »Du hast sie gelesen.«
    »Natürlich habe ich sie gelesen. Du unterschätzt mich, milenki. Eine Sowjetunion, die keine Gefahr für Hitler darstellt, würde ihn geradezu einladen, Russland zu überfallen. Männer wie Hitler - und Stalin - verachten Schwäche. Sie empfinden sie nicht beruhigend, sondern provozierend. Wäre Hitler der Überzeugung, Russland sei schwach, würde er seine Armeen nach Moskau und Leningrad in Marsch setzen - er hätte unser Land längst besetzt.

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