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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wird man versuchen, dich nach Hause zu locken. Es wird heißen, dort sei etwas passiert - vielleicht etwas mit deinem Vater. Man wird einen Vorwand, eine List gebrauchen. Man setzt dich in Berlin in den nächsten Zug, und sobald du in Moskau ankommst ... dann wirst du verhaftet.«
    »Ja, natürlich«, stimmte sie zu. »Genauso wird es ablaufen.«
    »Aber du fährst nicht mit diesem Zug! Du flüchtest - man wird glauben, du hättest einen Tipp bekommen oder selbst gemerkt, welche Gefahr dir droht, und hättest deshalb die Flucht ergriffen. Du entscheidest dich gegen die Hinrichtung und fürs Weiterleben - eine völlig logische Wahl.«
    »Und wie soll ich flüchten?«
    »Du brauchst nur ein Wort zu sagen, Lana, dann rufe ich in der Schweiz an. Die britische Special Operations Executive und die RAF betreiben gemeinsam eine Flotte von kleinen, leichten Eindeckern des Typs Lysander, mit denen sie Agenten an Fallschirmen über den deutsch besetzten Gebieten absetzen. Gelegentlich holen sie dort auch Leute ab.«
    »Sie fliegen im deutschen Luftraum herum?«
    »Sie kennen die Fähigkeiten und Dienstpläne der feindlichen Luftabwehr. Sie fliegen so tief und schnell, dass die deutsche Flak nicht rechtzeitig reagieren kann. Diese Maschinen haben schon Dutzende von Leuten rausgeholt. Aber die zeitliche Abstimmung ist ungeheuer schwierig. Jeder Flug erfordert ein Höchstmaß an Koordination. Sobald wir eine Maschine anfordern, müssen wir am vorgesehenen Landeplatz außerhalb von Berlin bereitstehen und die vereinbarten Signale geben. Kommen die Signale nicht genau zur vereinbarten Zeit, landet das Flugzeug gar nicht erst, sondern kehrt um und fliegt zum Tempsford Airfield in Bedfordshire zurück. Und damit ist das Fenster zugeschlagen.«
    »Das Fenster?«
    »Nachdem Kundrow seinen Bericht über dich nach Moskau übermittelt hat, haben wir nur eine einzige Chance, dieses Flugzeug zu erwischen. Verpassen wir es, wirst du vom NKWD geschnappt. Aber das lasse ich nicht zu.«
    »Und Kundrow?«
    »Darüber haben wir bereits gesprochen. Er ist schon dabei, seine Vorbereitungen zu treffen. Ich muss nur in Bern anrufen, und sobald ich weiß, dass die Lysander losgeschickt wird, übermittelt Kundrow seinen Bericht nach Moskau. Dann koordinieren die dortigen Behörden deine Verhaftung mit dem hiesigen NKWD-Residenten. Ist die Maschinerie einmal in Gang gesetzt, lässt sie sich nicht wieder anhalten. Dann gibt's kein Zurück mehr.«
    »Du vertraust ihm?«
    »Das hat er mich auch gefragt. Er hat dir und mir das Leben gerettet.« Metcalfe erinnerte sich an Kundrows Wunsch, Russland zu verlassen. »Ich habe zusätzliche Gründe, ihm zu vertrauen. Aber die Entscheidung liegt bei dir, Lana.«
    »Ja.«
    »Ich möchte, dass du sie dir gründlich überlegst. Dieser Plan klingt vielleicht schrecklich riskant, aber ich glaube, dass eine Rückkehr nach Moskau noch viel gefährlicher ist. Dort ist's bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis du verhaftet wirst.«
    »Ich habe Ja gesagt, Stiwa.«
    »Du bist dir darüber im Klaren, dass trotzdem noch alles schief gehen kann?«
    »Muss ich noch mal betonen, dass ich kein Kind mehr bin? Nichts im Leben ist garantiert. Nichts in unserer Welt ist sicher. Schon lange nicht mehr. Meinen Vater zu verlassen ... das wird schrecklich für mich, milenki. Aber ich habe vor dieser Reise von ihm Abschied genommen, wie ich es jeden Morgen tue. Deshalb sage ich mit Überzeugung Ja.«
    Beide schwiegen mindestens eine Minute lang nachdenklich.
    »Ich muss zwei Telefongespräche führen. Als Erstes muss ich Kundrow verständigen, der auf meinen Anruf wartet.« Metcalfe zog einen Zettel mit der hingekritzelten Nummer einer Telefonzelle in Berlin Mitte aus der Tasche. »Und dann muss ich mit Bern telefonieren. Von Schüssler ist Diplomat, was bedeutet, dass das Auswärtige Amt ihm einen Anschluss für Auslandsgespräche zur Verfügung stellt, wie ihn nur wenige Deutsche besitzen.«
    »In seinem Arbeitszimmer steht ein Telefon. Von diesem Apparat aus hat er kurz nach unserer Ankunft mit der deutschen Botschaft in Moskau telefoniert.«
    Metcalfe sah auf seine Uhr, was er - wie ihm jetzt auffiel - in dieser Nacht immer häufiger tat.
    »Also gut. Uns bleiben noch fünf Stunden, eher weniger.
    Wenn alles klappt wie geplant, setzt Kundrow sich über eure Botschaft mit Moskau in Verbindung, sobald ich ihn angerufen habe. Dann beginnt das Räderwerk zu rattern; dafür sorgt Kundrow. Es dauert bestimmt keine Stunde, bis dich jemand vom

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