Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
was Metcalfe über Rudolf von Schüssler wusste oder an ihm beobachtet hatte, wies darauf hin, dass Lana und er hier auf dem Stammsitz der Familie mit seiner von ritterlichem Anstand kündenden Atmosphäre getrennt schlafen würden. Kein Zweifel, darauf hätte Lana bestanden.
    Unter einer auf Hochglanz polierten Tür aus Kastanienholz war ein schmaler Lichtstreifen sichtbar. Der rötliche Schein verriet Metcalfe, dass dies Lanas Zimmer war. Sie war dort drinnen und hatte ihren roten Seidenschal über die Nachttischlampe gelegt. Vielleicht las sie noch.
    Aber war sie wirklich allein?
    Neben der Tür stand ein Servierwagen mit einem Tablett, auf dessen Leinendecke er eine zerknüllte Damastserviette, ein Kristallglas, einen silbernen Wasserkrug und ein leeres Champagnerglas sah. Von allem nur eines, das fiel ihm sofort auf.
    Sie war hier, und sie war allein.
    Er drückte die Messingklinke herab, öffnete langsam die Tür.
    Dann hörte er ihre Stimme. »Rudi? Bist du's?«
    Metcalfe gab keine Antwort, sondern trat ein und schloss die Tür hinter sich. Das luxuriös mit geschnitzten Paneelen getäfelte Zimmer hatte eine Kassettendecke und schwere, bestickte Samtportieren. Lana saß, von Kissen umgeben, mitten in einem riesigen Himmelbett und war so strahlend schön wie an dem Abend, an dem er sie zum ersten Mal auf der Bühne gesehen hatte. In ihrem Negligee aus rosa Seide, mit den rabenschwarzen Locken, die bis über ihren Schwanenhals herabfielen, sah sie atemberaubend aus. Ihr Gesicht leuchtete auf; sie stieß einen leisen Schrei aus, ließ ihr Buch fallen und breitete die Arme aus, als er mit zwei, drei raschen Schritten den Raum durchquerte.
    »Stiwa, salatoj«, rief sie. »Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!«
    »So leicht wirst du mich nicht los«, antwortete Metcalfe, dann küsste er sie lange und leidenschaftlich.
    Als sie sich aus seiner Umarmung löste, sah er, dass sie weinte. »Wie bist du hier reingekommen? Wie bist du nach Berlin gekommen?« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Was willst du hier?«
    »Ich habe gehört, dass du in Berlin auftrittst. Du weißt, dass ich keinen deiner Auftritte versäume, wenn ich gerade in der Stadt bin.« »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf, um ihm zu zeigen, dass ihr nicht nach Scherzen zumute war.
    »Es geht um die . die Dokumente. Die Sache ist ernst - das sehe ich in deinem Blick, Stiwa.« Ihre Stimme wurde drängend, ängstlich. »Was ist passiert? Gibt's ein Problem?«
    Metcalfe konnte sie nicht länger belügen; er hatte ihr schon viel zu viele Lügen erzählt. »Daj rutschenku«, sagte er und nahm eine ihrer weichen, zart parfümierten Hände in seine. Er setzte sich neben sie aufs Bett und sprach halblaut weiter. »In Moskau bist du deines Lebens nicht mehr sicher. Ich möchte, dass du Russland verlässt.«
    »Ich soll überlaufen.« Ihre vor Aufregung geweiteten Augen glänzten.
    »Dies ist vermutlich deine letzte Chance. Unter Umständen lassen sie dich nie mehr ins Ausland.«
    »Stiwa, golubtschik, wie ich darüber denke, habe ich dir schon erklärt: Russland ist meine rodina, meine Heimat. Es ist, was ich bin.«
    »Es wird immer deine Heimat bleiben. Es wird stets ein Teil dessen sein, was du bist. Lanuschka, es wird immer ein Teil deiner selbst bleiben. Aber du wirst wenigstens leben, in Freiheit leben!«
    »Ah, du hast gut von Freiheit reden ...«, begann sie verbittert.
    Metcalfe unterbrach sie. »Nein, Lana, hör mir jetzt zu. Du weißt nicht, was Freiheit ist. Niemand, der hinter Gittern geboren und aufgewachsen ist, kann einen Begriff von Freiheit haben.«
    »>Mauern bilden kein Gefängnis««, zitierte sie, »>noch Eisenstäbe einen Käfig . Wenn ich nur Freiheit in der Liebe habe.<«
    »Aber du hast keine Freiheit in der Liebe, Lana. Nicht einmal die!« »Mein Vater .«
    »Auch das ist eine Lüge, Lana.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es hat keine Verschwörung gegeben. Das waren alles von den Nazis lancierte >Beweise< mit dem Ziel, die Rote Armee zu enthaupten. Da die Deutschen wussten, wie paranoid Stalin in Bezug auf Verräter ist, haben sie einen Schriftwechsel gefälscht, um die russische Armeeführung als Verschwörer zu denunzieren.«
    »Unmöglich!«
    »Nichts ist unmöglich, Lana; nichts liegt außerhalb der Vorstellungskraft eines Wahnsinnigen. Dein Vater mag Stalin insgeheim verabscheuen, wie es jeder anständige Mensch tut, aber er war nie an einer Verschwörung gegen ihn beteiligt.«
    »Das weißt du?«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher