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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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schäbige, abgetragene Mäntel hängte.
    Das erste Klingeln ertönte, und Metcalfe schloss sich dem Strom von Menschen an, die in den Zuschauerraum drängten, um ihre Plätze einzunehmen. Beim Eintreten war er wieder von der Pracht dieses Theaters beeindruckt. Er hatte vergessen, wie opulent es war, was für eine Insel zaristischer Extravaganz inmitten der grauen Trostlosigkeit Moskaus. Von der mit guten klassischen Gemälden geschmückten Kuppel, die sich hoch über dem Saal wölbte, hing ein riesiger Kronleuchter herab. Sechs Reihen privater Logen rahmten die Zarenloge ein, die unter Hammer und Sichel in Gold mit roten Vorhängen und vergoldeten Sesseln ausgestattet war. Der Bühnenvorhang bestand aus Goldstoff, in den die Buchstaben CCCP - kyrillisch für UdSSR - und alle möglichen Jahreszahlen eingewebt waren, die wichtige historische Ereignisse aus der kommunistischen Vergangenheit der Sowjetunion bezeichneten.
    Sein Platz war ausgezeichnet. Als er sich im Theater umsah, fiel sein Blick auf den jungen russischen Offizier, der genau hinter ihm saß. Der Russe lächelte Metcalfe an.
    »Ein schönes Theater, nicht wahr?«, fragte der Russe.
    Metcalfe erwiderte sein Lächeln. »Prachtvoll.« Er spürte einen Stich. Der Mann hatte ihn auf Englisch, nicht auf Russisch angesprochen.
    Wieso? Woher hatte er gewusst, dass .?
    Die Kleidung, daran musste es liegen. Mehr steckte nicht dahinter. Dem scharfen Blick eines Russen entging so leicht kein Ausländer.
    Aber woher hatte er gewusst, dass er ihn auf Englisch ansprechen musste?
    »Die heutige Vorstellung ist etwas ganz Besonderes«, sagte der Offizier. Er hatte feuerrotes Haar, das er ziemlich kurz trug, eine kräftige Nase und einen ausdrucksvollen Mund mit einem grausamen Zug um die Lippen. »Gliers Roter Mohn - Sie kennen die Handlung, ja? Darin geht's um eine Tänzerin, die von einem lasterhaften, schurkischen Kapitalisten ausgebeutet wird.« Auf seinem Gesicht erschien die Andeutung eines spöttischen Lächelns.
    Metcalfe nickte, lächelte höflich. Plötzlich fiel ihm etwas an dem rothaarigen jungen Mann auf: Er war kein gewöhnlicher Offizier der Roten Armee. Er erkannte die grüne Uniform und die goldenen Schulterstücke - der Russe war Major der Glawnoje Raswediwatelnoje Uprawlenije (GRU), der Nachrichtendienstlichen Hauptverwaltung des sowjetischen Generalstabs. Des militärischen Geheimdiensts. Also ein Spion.
    »Ja, ich kenne die Handlung«, sagte Metcalfe. »Wir Kapitalisten geben prima Schurken für Ihre russischen Propagandisten ab.«
    Der GRU-Offizier nickte wortlos zustimmend. »Die Hauptrolle, die Rolle der Toa-Hoa, wird von der Primaballerina des Bolschoitheaters getanzt. Sie heißt Swetlana Baranowa.« Seine Augenbrauen gingen leicht nach oben, aber sein Gesicht blieb ausdruckslos. »Sie ist wirklich außergewöhnlich.«
    »Tatsächlich?«, antwortete Metcalfe. »Gut, ich werde auf sie achten.«
    »Ja«, sagte der Russe. »Das tue ich ständig. Ich versäume keinen ihrer Auftritte.«
    Metcalfe lächelte erneut, dann wandte er sich ab. Innerlich war er höchst besorgt. Der GRU-Offizier wusste wer er war.
    Todsicher. Sein Gesichtsausdruck hatte es verraten; er hatte es verraten sollen. Das stand außer Zweifel.
    Was darauf schließen ließ, dass der GRU-Agent absichtlich direkt hinter ihm platziert worden war. Metcalfe fühlte sich leicht schwindlig, seine Gedanken wirbelten durcheinander. Wie konnte das arrangiert worden sein? Denn es musste arrangiert worden sein; an diesem »Zufall« war nichts zufällig.
    Aber wie? Metcalfe ging in Gedanken die letzten Minuten durch. Er erinnerte sich daran, wie er seinen Platz eingenommen hatte: einen leeren Sitz, der rechts und links, vorn und hinten bereits von Zuschauern eingerahmt gewesen war. Der uniformierte GRU-Agent hatte schon dagesessen, das wurde Metcalfe jetzt klar. Er erinnerte sich daran, rotes Haar und ein arrogantes, grausames Gesicht gesehen zu haben; beides hatte sich seinem Unterbewusstsein eingeprägt. Also war der GRU-Offizier nicht erst gekommen, als Metcalfe seinen Platz eingenommen hatte!
    Wie war diese Sache also arrangiert worden? Ein leichter Anfall von Verfolgungswahn ließ seinen Nacken kribbeln. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass eine in letzter Minute von einem Schwarzhändler vor dem Bolschoitheater gekaufte Karte zufällig für den Platz unmittelbar vor einem GRU-Agenten galt, der von seiner Verbindung zu Lana Baranowa wusste?
    Metcalfe durchlief ein Schauder, als er die

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