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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Kommunismus = Sowjetmacht + Elektrifizierung des ganzen Landes!«
    Trotzdem blieb unter den fremdartigen äußeren Zeichen des Kommunismus das ewige alte Moskau erhalten - die in der Sonne glitzernden goldenen Zwiebelkuppeln der russisch-orthodoxen Kirchen, die leuchtenden Farben der Basiliuskathedrale auf dem Roten Platz, die Arbeiter in ihren zerschlissenen wattierten Baumwolljacken und die Bauern in unförmigen Mänteln und mit Pelzmützen, die awoskas, Einkaufsnetze, trugen oder selbst gebaute Holzkoffer schleppten.
    Auf ihren Gesichtern stand jedoch ein neuer Ausdruck, eine quälende Angst, die noch stärker, noch tiefer zu sein schien, als Metcalfe sie vor sechs Jahren erlebt hatte: eine Paranoia, ein düsterer, alles einhüllender Schrecken, der wie eine Nebeldecke auf die Bevölkerung herabgesunken zu sein schien.
    Das war die schlimmste Verwandlung von allen. Der große Terror - die Säuberungen der dreißiger Jahre - hatte erst nach Metcalfes Abreise aus Moskau begonnen, aber die Spuren der Schreckensherrschaft waren auf allen Gesichtern vom ärmsten Bauern bis zum höchsten Kommissar eingegraben.
    Das hatte Metcalfe bei der heutigen Besprechung im Volkskommissariat für Außenhandel gesehen - eine scheinbar endlose Besprechung, die aber nötig war, weil sie eine Begründung für seinen Moskauaufenthalt lieferte. Einige Mitglieder der Verhandlungsdelegation hätten ihm aus alten Zeiten vertraut sein müssen, aber sie hatten sich fast bis zur Unkenntlichkeit verändert. Aus dem fröhlichen, humorvollen Litwikow war ein sorgenvoller, gehetzter Mann geworden. Seine Mitarbeiter, die früher in Gegenwart eines großen amerikanischen Kapitalisten umgänglich und aufgeschlossen gewesen wären, blieben jetzt distanziert und unnahbar. Metcalfe hatte das Gefühl, sie betrachteten ihn neidisch und ängstlich zugleich. Er war ein Fürst, gewiss, aber er war auch ansteckend krank: Kamen sie ihm zu nahe, konnten sie sich in den Augen ihrer Vorgesetzten beflecken. Sie konnten jederzeit als Spione, wegen Kollaboration mit einem kapitalistischen Agenten angeklagt werden; sie konnten verhaftet und hingerichtet werden. Manche Leute wurden wegen geringerer Vergehen erschossen.
    Metcalfe schüttelte den Kopf, als er jetzt an die Besprechung zurückdachte. In dem überheizten Konferenzraum an einem mit grünem Filz bezogenen Tisch sitzend, hatte er das Gefühl gehabt, einen Eiertanz aus Andeutungen und Versprechungen aufführen zu müssen, ohne sich wirklich zu etwas zu verpflichten. Er hatte Andeutungen über die politischen Verbindungen seiner Familie gemacht und die Namen Franklin D. Roosevelts sowie seiner engsten Mitarbeiter und einflussreicher Senatoren erwähnt. Er hatte vertraulich mitgeteilt, trotz seiner öffentlichen Kritik an Russland wolle der US-Präsident den Handel mit der Sowjetunion sogar noch ausweiten, und gesehen, wie sie die Ohren spitzten. Das Ganze war ein einziges großes Täuschungsmanöver gewesen, aber anscheinend hatte es gewirkt.
    Als er jetzt über den Teatralnaja-Platz ging, konnte er die leuchtende klassizistische Fassade des Bolschoitheaters mit ihrer von acht Säulen getragenen Vorhalle und den vier Bronzepferden von Apollos Sonnenwagen sehen. Metcalfe spürte, wie sein Puls sich beschleunigte.
    Er ging an einem Milizionär, einem Streifenpolizisten, vorbei, der ihn wachsam beobachtete und zugleich Metcalfes Kleidung anstarrte: den schweren schwarzen Kaschmirmantel, die fein genähten Lederhandschuhe. Schließlich war das die Garderobe eines Miteigentümers von Metcalfe Industries.
    Verstecken Sie sich offen sichtbar, hatte Corky ihn oft ermahnt. Nackt ist die beste Tarnung.
    Was sein alter Freund Derek Compton-Jones, der das einmal mitbekommen hatte, folgendermaßen kommentiert hatte: »Das mit der Nacktheit beherrscht Stephen längst. Er hält einen >Einmalblock< für einen Wohnblock, in den man zu einem Abenteuer für eine Nacht geht.«
    Bei der Erinnerung daran fühlte Metcalfe einen Stich ins Herz. Seine Freunde von der Pariser Station waren jetzt alle tot. Gute, tapfere Männer, in Ausübung ihrer Dienstpflicht ermordet, aber von wem? Und weshalb?
    Dann fiel ihm ein russisches Sprichwort ein - es gab Dutzende, Hunderte von ihnen, die er während seines Aufenthalts in Moskau gehört hatte -, das mahnte: »Verweile in der Vergangenheit, dann büßt du ein Auge ein; vergiss die Vergangenheit, dann büßt du beide Augen ein.«
    Metcalfe würde die Vergangenheit nicht vergessen. Nein, er

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