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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wir über den Winter halten wollen. Und du bist rechtzeitig zum Erntefest zurückgekommen.«
    »Wirklich? Das ist gut. In London vergisst man Dinge wie das Erntefest. London lässt einen die Dinge vergessen, die einfach und gut sind.« Die beiden Frauen schlenderten zum Wohn-trakt des Guts. Edward hing an Annes Hand. Sie wollte nicht nach Leif fragen. Noch nicht.
    »Sie werden froh sein, dass du zurück bist. Die Dorfbewohner, meine ich. Sie haben sich Sorgen gemacht.«
    Anne nickte. Wenigstens hatte sie ihren Leuten gegenüber Wort gehalten.
    »Möchtest du dich ausruhen, Anne?«
    Anne schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich werde mit Edward auf die Felder hinausgehen. Die Leute werden jetzt mit der Arbeit aufhören. Sie sollen sehen, dass ich wieder da bin.«
    »O ja!« Voller Begeisterung zog der kleine Edward seine Mutter zum Hoftor. »Komm, los, komm doch!«
    Anne lachte mit ihrem kleinen Sohn, und da bewegte sich der dumpfe Schmerz ein Stückchen, der sich unter ihren Rippen festgesetzt hatte. Und weil sie auf dem Weg zu ihren Feldern hinter ihrem Sohn herrennen musste, vergaß sie für einen Augenblick das Gewicht, das sie auf dem Herzen trug. Das Gewicht des Kummers.
    Die letzten Strahlen der Sonne lagen über den Ackerstreifen und vergoldeten die Rücken der Männer, die das hohe Getreide mähten. Hinter ihnen kamen die Frauen. Sie schichteten Garben auf, banden sie und lasen die Ähren nach, ein immerwährender Rhythmus immerwährender Aufgaben.
    »Schau, schau, wer da ist!« Edward hüpfte vor Anne her und schrie: »Leif. Meggan. Schaut nur! Wissy ist wieder da!«
    Der größte unter den Männern richtete sich auf und drehte sich um. Er schirmte seine Augen gegen die Sonne ab. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte er seine Sense hinwerfen und zu der Frau und dem Jungen laufen. Doch dann wartete er, bis sie zu ihm kamen.
    Anne versuchte, an nichts zu denken, als sie über das Stoppelfeld ging, lächelte, grüßte und winkte ihren Freunden aus dem Dorf zu. Dort war Meggan. Dort war Long Will. Was Leif wohl zu ihr sagen würde? Und was würde sie zu ihm sagen? Was würde sie empfinden?
    Sie war jetzt so nah, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Er war nicht Edward Plantagenet, aber er war groß und stark und real. »Hallo, Leif. Ich bin wieder da.« Wie dumm, so etwas zu sagen, aber etwas anderes konnte sie nicht sagen.
    Der große Mann schwieg, doch dann lächelte er und beugte sich hinab. Sanft wischte er die Tränen fort, die Tränen, derer sie sich so schämte. »Das muss nicht sein.«
    »Wissy? Warum weinst du?«
    Leif hob den Knaben hoch, wirbelte ihn lachend durch die Luft und setzte ihn mit einem Schwung auf den Erntewagen, der bis oben hin mit Kornsäcken bepackt war. »So etwas fragt man nicht, junger Mann. Deine Tante ist müde von der Reise, mehr nicht. Komm, wir bringen sie nach Hause und schaffen das Korn auf den Dreschboden.« Und plötzlich, als wöge sie nicht mehr als der Knabe, hob Leif Anne de Bohun hoch und setzte sie neben ihren Sohn. Ihr verschlug es den Atem vor Überraschung.
    Meggan zupfte Long Will am Ärmel. »London ist ein schlechter Ort, Will. Schau nur, wie dünn sie ist. Und so traurig. Aber das kriegen wir wieder hin, jetzt, wo sie zu Hause ist. Meinst du, er schafft es?«
    Long Will nahm seine Sense und seinen Wetzstein. »Das geht dich nichts an, Frau. Lass sie in Ruhe. Klatsch ist das Werkzeug des Teufels, wie du wohl weißt.«
    Aber als er mit Meggan zum Dorf zurückging, hörte Long Will den Knaben oben auf dem Erntewagen laut singen. Und als er sich nach dem Wagen umsah, der von Annes Ochsen zum Gutshaus gezogen wurde, da sah er, wie Leif in das Singen mit einstimmte. Und die Herrin, die eben noch so unglücklich ausgesehen hatte, saß kichernd auf dem Berg aus Säcken. Und dann fing sie auch zu singen an, und die drei Stimmen, die des Mannes, die der Frau und die des Kindes, klangen harmonisch zusammen, bis Edward aus dem Takt kam, und sie alle lachen mussten.
    Meggan sah Will verschmitzt und zugleich triumphierend an. »Siehst du? Alles wird gut werden. Hab ich es dir nicht gesagt?«
    Kapitel 79
    Arbeit heilt Wunden, und als es schließlich Winter wurde, arbeitete Anne de Bohun immer mehr, um keine Zeit zum Nachdenken zu haben. Tag für Tag ging sie mit den Frauen des Dorfs auf den Dreschboden in der großen Scheune und schlug auf den Weizen ein, bis sich das reife Korn vom Spelz trennte. Dann stellte sie sich mit den Frauen im Kreis auf und schüttelte

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