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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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Hinsicht?«
    »Ein einstrangiges RNA-Virus, wie Grippe. Wirklich nichts Besonderes. Es kann sich nicht einmal vermehren, ohne in eine Wirtszelle einzudringen. Aber verdammt, dieser Bursche fährt eine Verteidigung auf, die zum Komplexesten gehört, was wir überhaupt kennen«, Barnes war plötzlich so lebhaft wie ein Sportstar auf einer Party, wenn nicht mehr über Ballett, sondern über Fußball diskutiert wird. »Bei unseren ersten Gegenmitteln konnten wir gestern bei unseren Mäusen einige ermutigende Reaktionen beobachten, doch dann ist dieser Bursche so schnell mutiert, dass diese Mittel für eine ganze Reihe von Lebenszyklen so gut wie wirkungslos waren.«
    Barnes stand auf und eilte aus dem Zimmer. Einige Augenblicke später kam er im Laufschritt zurück. Er hielt einen Hefter unterm Arm und atmete keuchend. Er ließ sich aufs Sofa fallen und öffnete den Hefter. Die Seite zeigte die schematische Zeichnung eines organischen Moleküls mit mehreren Verzweigungen, von denen einige in kreisförmigen Kettenstrukturen endeten. »Das ist unser ursprüngliches A35. Da warst du ja noch dabei, als wir das unserem Bernie verabreichten. Das Besondere daran ist, dass es nicht auf die DNA-Transkription abzielt wie die meisten Mittel gegen Viren. Nein. Es blockiert vielmehr den RNA-Übersetzungprozess der Gene, der bekanntlich nur mithilfe der Wirtszellen-Ribosomen möglich ist. Es schließt die ganze Fabrik, die das Eiweiß produziert. Aber wenn das fehlt, kann sich das Grippevirus nicht replizieren. Ergo, Ende der lnfektion.« Er atmete heftig aus, »Doch die ganze A35-Serie hatte einen Fehler. lnnerhalb weniger Lebenszyklen wurde das Virus dagegen resistent. Wir haben einige kleinere Anpassungen vorgenommen, hier eine Kettenstruktur abgetrennt, da eine hinzugefügt.« Sein Finger huschte über das komplexe Gebilde und deutete auf die Ringe und Ketten. »Doch am Ende standen wir auf verlorenem Posten. Wir hatten sozusagen gar nicht genügend Finger, um die Lecks zu stopfen, aus denen das Wasser schoss, verstehst du?«
    Er verzog die Lippen zu einem stolzen Grinsen. »Das hat uns wieder zurück an den Zeichentisch gezwungen. Ehrlich gesagt, war das Claras Idee. >Warum machen wir das Ding nicht einfacher?<, sagte sie.« Seine Hand fuhr über die Skizze, und er deutete pantomimisch an, wie das Molekül in zwei Teile gespalten wurde. »Manchmal ist weniger wirklich mehr!« Er hob fröhlich die Stimme und blätterte um. Die nächste Seite zeigte ein viel kompakteres Molekül. »Darf ich vorstellen, A36. Der gleiche Wirkungsmechanismus, nur einfacher und dadurch wirksamer.«
    Joanne sah Barnes fragend an, er lächelte und schüttelte den Kopf, »Erinnerst du dich noch an den VW Käfer?«
    Joanne nickte, doch sie wusste nicht, auf was er raus wollte.
    »Der ging nie kaputt. Der lief und lief«, er lachte, »und manche laufen heute noch. Jedenfalls überleg mal, wie viele von denen Probleme mit dem Bordcomputer hatten, und warum.«
    »Die hatten keinen Computer, deshalb?« Joanne war verwirrt, diese Fragen konnten nichts mit dem Fall zu tun haben, doch ihr verbot es der Respekt, Barnes’ Ausführungen zu unterbrechen.
    »Eben«, jetzt wurde Barnes euphorisch, »es gab keinen Angriffspunkt. Das A36 hat so wenig Angriffsfläche, dass…«
    »Dass es dem Wirkstoff egal ist, ob das Virus leicht mutiert ist oder nicht«, Joanne hatte begriffen und unterbrach Barnes jetzt doch, »es kann sich nicht anpassen.«
    »Jetzt hast du es. Es ist wie eine Schneckenfalle, die Wände sind so glatt, dass die Viecher keinen Halt finden und nicht rausklettern können. Ich behaupte nicht, dass das Mittel auf alle Ewigkeit gegen dieses Virus helfen kann, aber für die jetzt im Umlauf befindlichen Viren ist es absolut wirksam.«
    Joanne spürte die Euphorie in sich aufkeimen, »Kann ich mal telefonieren?«
    »Ich dachte schon, dass du sofort telefonieren wolltest«, Barnes lachte und zeigte auf den Couchtisch direkt vor ihnen, »bedien dich.«
    Sie zitterte vor Aufregung, als sie die Nummer ihres Chefs wählte. Er konnte gerade nur >Hallo< sagen, schon schrie sie ins Telefon, »Wir haben es!«
     

Kapitel 44
     
    Karg kam zu Kempe gerannt, »Sie haben es!«
    Kempe sah Karg fragen an, »Sie haben was?«
    »Das Gegenmittel«, jetzt sah Kempe auch das Leuchten in Kargs Augen, »diese Amerikanerin ist ein Genie, in nur zwei Tagen so ein Mittel zu entwickeln«, er blieb keuchend stehen, beugte sich nach vorne und stütze sich mit seinen Armen auf den Knien

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