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Der Tuerke - Das Original

Der Tuerke - Das Original

Titel: Der Tuerke - Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ihsan Acar
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hört.
    Doch diese Art von Musik passt nur zu melancholischer Stimmung. Sobald man Mädchen auf der Straße sieht, ist der Kummer vergessen, und die nun auf einmal weinerliche und uncoole Stimme aus den Boxen muss eine Pause einlegen. Der Beifahrer wählt blitzschnell eine andere CD aus, oder er sucht hastig im Handschuhfach nach passenden Kassetten. Wenn es sich um Türkinnen handelt,muss es eine türkische Pop-CD sein. Etwa Tarkan oder Mustafa Sandal. Bei weiblichen Geschöpfen anderer Herkunft (z. B. deutscher) muss es eine englische CD sein. Am besten etwas aus den Charts: Eminem oder Usher eignen sich immer. Das Potenzial der Hi-Fi-Anlage, die gegen den Willen des Vaters für mehrere hundert Euro installiert worden ist, wird voll ausgeschöpft. Die Boxen dröhnen und beschallen die ganze Straße. Ganz egal, welche Geschwindigkeit erlaubt ist, fährt man in solch einer Situation maximal 20 km/h. Beim Vorbeigleiten bewegt man synchron den Kopf zur Musik und inspiziert dabei die Frauen – wenn es Türkinnen sind, nach Möglichkeit nicht allzu auffällig, da sonst Ärger mit Brüdern und Vätern droht.
    Damit sind wir auch schon beim zweiten Ziel der jungen türkischen Autofahrer. Sie fahren – gern zu zweit – 40, 50 Mal täglich durch eine einzige Straße (nicht übertrieben, empirische Werte), weil dort die Freundin wohnt, die telefonisch ganz schlecht zu erreichen ist. Da alle eingehenden Anrufe, sowohl Festnetz als auch mobil, genau kontrolliert werden, gibt es oft eine Kommunikationslücke. Bei der 17. Fahrt durch die Straße nehmen die beiden eine Bewegung hinter der Gardine wahr.
    Beifahrer:
»Hast gesehen, Lan?«
    Fahrer:
»Da war jemand am Fenster, ne?«
    Beifahrer:
»Das war bestimmt sie!«
    Fahrer:
»Meinst du?«
    Beifahrer:
»Klar, die weiß doch, dass wir unterwegs sind.«
    Fahrer:
»Was ist, wenn ihr Vater mich bemerkt hat? Scheiße! Das war bestimmt der Vater! Scheiße! Der weiß Bescheid!«
    Auch wenn der Beifahrer seinen Kumpel von der Ahnungslosigkeit des Vaters zu überzeugen versucht – keine Chance: Der von Natur aus paranoide Türke verlässt das Viertel, um nicht weiter aufzufallen, kommt aber nach 20 Minuten wieder und erfüllt das Pensum für den Tag.
    Ein Trick, der sich in einer solch brenzligen Lage bewährt, ist der Autowechsel. Man springt einfach ins Auto des Beifahrers (so er eines hat) und fährt dann inkognito gemütlich weiter.
    Abends zu Hause. Der topgestylte Haarschopf, der Tigerblick, die ausgeprägte Brustmuskulatur, die dreimal in der Woche im Fitness-Studio aufgepumpt wird und im hautengen Shirt voll zur Geltung kommt: In Gegenwart des Vaters verpufft die ganze Ausstrahlung des Türken, der sich noch vor zehn Minuten wie der Sheriff der Stadt aufführte. Er ahnt, was jetzt folgt.
    Vater:
»Wo warst du die letzten elf Stunden?«
    Sohn:
»Draußen!«
    Vater:
»Wo draußen?«
    Sohn:
»Hier und da!«
    Vater:
»Mit wem?«
    Sohn:
»Mit Freunden.«
    Vater:
»Seid ihr wieder den ganzen Tag wie die Bekloppten herumgedüst? Gestern waren es 120 km! Wo fährst du immer hin? Du bildest dir wohl ein, wenn du für 10 Euro tankst, merke ich nicht, wie viel du gefahren bist!«
    Der Sohn denkt: »Scheiße, er hat wieder auf den Kilometerzähler geguckt! Bin ich wirklich so viel gefahren? Das ist ja bescheuert!«
    Glücklicherweise schreitet die Mutter ein und fragt den Sohn, ob er was essen will.
    Mit der Freundin im Auto
    Wenn Sie einem jungen Türken im Straßenverkehr begegnen, der scheinbar Selbstgespräche am Lenkrad führt, können Sie davon ausgehen, dass er nicht allein im Auto ist. Die Freundin will aus verständlichen Gründen (was würde die Familie sagen!) weder von Passanten noch von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden und hält sich im Fußraum der Beifahrerseite oder auf der Rückbank versteckt. Der Fahrer spielt mit der Angst des Mädchens und erlaubt sich einen Spaß nach dem anderen: »Da drüben steht dein Vater an der Bushaltestelle! Wollen wir ihn mitnehmen?« »Dein Bruder ist hinter uns! Was ist, wenn er uns hintendrauf fährt?«
    Das Mädchen kann natürlich nicht den Kopf heben und sich vergewissern, ob das alles stimmt, und fällt von einem Schreck in den nächsten.
    Ab und zu soll es auch schon mal vorgekommen sein, dass an einer roten Ampel tatsächlich der Bruder des Mädchens auftauchte:
    Da er den Freund seiner Schwester gut kennt, nutzt er die Mitfahrgelegenheit und nimmt auf dem Beifahrersitz Platz. Seine Schwester, blitzartig in den Fußraum des

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