Der Tuerke - Das Original
er sich um einiges erleichtert. Er freut sich, dass er es wieder einmal geschafft hat. Die Tüten im Kofferraum verstaut, fährt er vergnügt nach Hause.
Auf dem Parkplatz vor dem Haus holt er die Tüten ausdem Kofferraum. Dann passiert es! Der türkische Nachbar kommt gerade in diesem Moment aus der Haustür und grüßt ihn freundlich. Und unser Türke, am Boden zerstört über sein Unglück, ist sich sicher: Der andere weiß alles. Kurz vor dem Zieleinlauf haben sie ihn doch noch erwischt.
Eine lohnenswerte Zielgruppe
Immer mehr Unternehmen sehen es ein: Die Türken haben sich nicht integriert und werden es auch in absehbarer Zeit nicht tun. Deshalb spricht sie die Werbung auf Großflächen, in Funk und Fernsehen und anderen Medien auch nicht an. Diese Zielgruppe muss gesondert beworben werden.
Die DaimlerChrysler AGhat die Türken schon länger im Auge. Sowohl in türkischen Zeitungen als auch in den T V-Sendern , die ein europäisches Werbefenster haben, wirbt das Unternehmen für seine Luxusschlitten. So zeigt etwa ein Spot ein türkisches Brautpaar, das sich in einem Wagen der E-Klasse auf dem Weg zur Hochzeit befindet – eine Szene, die sich sozusagen Samstag für Samstag auf Deutschlands Straßen abspielt. Für das Transporter-Modell »Sprinter« vertrauen die Schwaben auf eine Handvoll türkische Unternehmer, die nicht müde werden, die Vorzüge des Fahrzeugs mit dem Stern aufzuzählen.
Auch die Deutsche Telekom und die Post sowie einige andere Unternehmen beziehen diese Zielgruppe separat in ihre Werbeetats ein. Doch agieren sie alle noch zu zaghaft, denn die Türken in Deutschland sind mittlerweile eine kaufkräftige Konsumentengruppe. Im Gegensatz zur Einwanderergeneration planen die in Deutschland Geborenen keine Rückkehr in die Türkei. Türken der zweiten Generation tätigen nur selten Investitionen in der Türkei. Nur wenige kaufen Immobilien. Stattdessen will man es sich hier in der neuen Heimat gemütlich machen.
Bis vor einigen Jahren kaufte jeder Türke, der es sich leisten konnte, eine Wohnung in der Türkei, die weitervermietet wurde. Der Mieter zahlte jeweils nur einen Bruchteil des Mietzinses, den die anderen Bewohner des Hauses berappen mussten. Sein Glück war es, dass der Eigentümer in Deutschland lebte und die Miete der hohen Inflation nicht anpassen konnte. Der Deutschländer wollte dies auch gar nicht. Seine armen Landsleute litten ohnehin unter den wirtschaftlichen Problemen, da sollte wenigstens die Miete human bleiben.
Nach einigen Jahren hatte der Mieter dann so viel zusammengespart, dass er sich eine eigene Wohnung leisten konnte, und kündigte. Der Eigentümer, der in den Sommerferien in die Heimat flog, erlebte sein blaues Wunder. Seine einstmals so schöne Eigentumswohnung war in einem heruntergekommenen Zustand. Die Wasserhähne tropften, die Fliesen im Bad starrten vor Dreck, Türen und Fenster mussten erneuert und die Wasserrohre repariert werden. Da man in der Türkei nicht viel von Formalitäten hält, gab es natürlich auch keine Klausel über Schönheitsreparaturen im Mietvertrag – sofern überhaupt einer aufgesetzt worden war. Ohnehin war der Mieter schon über alle Berge. Der großzügige Deutschländer, der dem armen Mieter und seiner Familie etwas Gutes hatte tun wollen, saß in der Tinte. Ungefähr für die Hälfte des Neupreises ließ er die Wohnung sanieren, vermieten wollte er nun nicht mehr. Was nicht unbedingt zur Rendite beitrug.
Ähnlich wie bei der Vermietung der Wohnung erging es dem Türken mit der Investition in türkische Unternehmen. Zahlreiche neu gegründete Holdings stellten sich in den 90er-Jahren in fast jeder deutschen Stadt der türkischen Gemeinde vor und berichteten von großen Projekten. DiverseProdukte und Dienstleistungen sollten hochinnovativ produziert und in alle Welt exportiert werden. Jährlich sollten für jeden Anleger zweistellige Dividenden herausspringen. Das hörte sich gut an und alle machten mit. Schnell waren mehrere Milliarden Lira gesammelt. In den ersten Jahren kamen die Vertreter dieser Unternehmen zur Gewinnausschüttung mit Koffern voller Geld zu ihren Anlegern. Die Türken, die noch nicht investiert hatten, zögerten jetzt nicht mehr. Das Geld in den Koffern sprach eine deutliche Sprache. Diejenigen, die ihr Geld bereits angelegt hatten, waren stolz, dass sie die Zeichen früh erkannt hatten, und legten ihre Dividende erneut in den geliebten Unternehmen an, was sowohl ihnen als auch dem Heimatland Wohlstand
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