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Der Tuerke - Das Original

Der Tuerke - Das Original

Titel: Der Tuerke - Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ihsan Acar
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Vergeblich. Er beobachtet die grillenden Türken hinter der Gardine, seufzt und setzt sich wieder. Wenn aber irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem sein Geduldsfaden reißt, fasst er sich ein Herz und geht auf den Balkon. Er will sich lautstark darüber beschweren, dass man doch nicht jeden Tag grillen könne. Der Geruch, die Musik, der Lärm seien nicht auszuhalten. Man müsse doch auch mal an die Nachbarn denken. Er ist wütend. Doch er ist sich auch bewusst, dass er seine Worte sehr genau wählen muss. Diplomatie ist angesagt. Keinesfalls will er missverstanden und womöglich als Nazi und Türkenhasser abgestempelt werden. Als er bereit ist und vorsichtig in die Menge sprechen will, kommt die Erlösung. Der Türke bemerkt seinendeutschen Nachbarn auf dem Balkon, grüßt ihn und ruft freundlich nach oben: »Nachbar! Komm runter, Lan. Fleisch essen! Nimm Frau auch mit!«
    Der Deutsche, der dem Angebot von kostenlosem Essen in der Regel nicht widerstehen kann, vergisst seine Rede, seine Wut und verspürt nur noch Liebe zu den Türken sowie einen unbändigen Appetit auf gegrilltes Fleisch. Er rennt die Treppen in Rekordzeit herunter und schreit seiner Frau während seines Sprints zu: »Der Türke hat uns zum Grillen eingeladen. Komm schnell nach!«
    Als er unten ist, setzt er sein (gast-)freundliches Lächeln auf und isst, bis nichts mehr da ist.
    So einfach ist das. Wir Türken müssen den Deutschen entgegenkommen. Dann integrieren sie sich auch.

Hindernisse beim Einkaufen
    Türken in Deutschland erledigen ihren Einkauf in zwei Etappen. Wenn sie Knoblauchwurst, Schafskäse, Oliven oder türkischen Tee benötigen, gehen sie zum türkischen Lebensmittelhändler. Dies ist die Kür. Wenn im Haus etwas anderes fehlt als die oben genannten Artikel, suchen Türken den nächsten deutschen Supermarkt auf. Der Einkauf bei Aldi und Lidl stellt die Pflichtveranstaltung für den Türken dar. Denn in den deutschen Läden herrscht ein gänzlich anderes Flair als in den Geschäften der Landsleute.
    In einem türkischen Laden lässt der Türke sich ausgiebig Zeit. Er probiert das Obst, beschwert sich über die Preise und lacht anschließend lautstark, um zu signalisieren, dass er nur gescherzt hat. Den anderen Kunden zeigt er damit, dass er den Ladenbesitzer gut kennt. Im türkischen Laden trifft man viele Bekannte – eine gute Gelegenheit für die Männer, sich lange miteinander zu unterhalten. Währenddessen packen die Frauen den Einkaufswagen voll. Ein Kilo Schafskäse, ein Pfund schwarze Oliven, zwei Kilo Hackfleisch, drei Pfund Rindersteak, ein Kilo Zwiebeln, fünf Kilo Reis und was es in türkischen Geschäften noch so zu kaufen gibt. Stunden später, auf dem Weg zur Kasse, ruft sie dann ihrem Mann zu, dass sie so weit ist.
    Im deutschen Supermarkt kennt der Türke niemanden, hat folglich auch keine Lust, hier zu verweilen. Außerdem umarmen die Angestellten den Türken nicht und küssenihn auch nicht auf die Wangen. In deutschen Supermärkten spielt nicht einmal türkische Musik im Hintergrund. Da macht dem Türken das Einkaufen natürlich keinen Spaß. Er sucht seine Artikel zusammen, geht im Eiltempo zur Kasse, macht einen guten Schnitt und verlässt den Laden.
    Zu den Lieblingsprodukten in deutschen Läden zählen Zucker und Mehl (jeweils 12 x 1 Kilo), Öle, Butter und Margarine, Shampoo, Haushaltstücher und Klopapier. Das zuletzt genannte Produkt bereitet den meisten Türken allerdings nicht zu unterschätzende Probleme. Denn beim Einkauf von Klopapier (das zwar praktisch, ja in gewisser Weise unumgänglich ist, aber nichts, womit man in der Öffentlichkeit gesehen werden möchte) will niemand von seinen Landsleuten ertappt werden. Sobald selbiges im Einkaufswagen liegt, wird es geschickt mit anderen Produkten verdeckt. Trifft der Türke dann tatsächlich auf einen anderen Türken und kennt diesen womöglich auch noch, gerät er ins Schwitzen. Er errötet und tut so, als ob er den anderen nicht gesehen hätte. Er bückt sich, täuscht Interesse an irgendwelchen Produkten vor und erkennt erschrocken, dass er Schweinefleisch in den Händen hält. Seine Lage wird immer prekärer. Er lässt die Fleischpackung fallen und sucht nach einem Fluchtweg. Irgendwie findet er eine Abkürzung zur Kasse. Als er endlich dran ist, kauft er zwei Tragetaschen, obwohl er nur eine benötigt. Die zweite Tasche ist nur dazu da, den besagten Artikel möglichst vor anderen Augen zu verbergen. Als der Türke den Discounter verlässt, fühlt

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