Der Tuerke - Das Original
Anfangsformation, und zwar auf der gewünschten Mittelstürmerposition, auflaufen.
Gibt es aber eine Verschiebung in den Positionen des Teams, wird der Vater unruhig. Sobald die Mannschaft zum Aufwärmen aus der Umkleidekabine kommt und das Spielfeld betritt, ruft er seinen Sohn zu sich und überprüft seine Rückennummer.
Vater:
»Warum hast du die Nummer 6? Spielst du im Mittelfeld? Wer hat die 9?«
Sohn:
»Thomas ist heute Mittelstürmer. Der Trainer meint, ich bin wichtig für das Mittelfeld.«
Vater:
»So ein Quatsch! Du musst Mittelstürmer spielen! Das ist deine Position! Wer soll denn die Tore machen? Nur weil Thomas’ Vater Jugendleiter ist, spielt der vorne! Ich fahre niemanden mehr irgendwohin. Dein Trainer soll zusehen, wie er die Mannschaft zu den Spielen bringt.«
Als der Trainer an das Spielfeld kommt und die Eltern begrüßt, nickt der türkische Vater nur sauer und will diesmal Spritgeld haben, worauf er bislang immer großzügig verzichtet hat.
Noch dramatischer ist es, wenn der Sohn nur auf der Ersatzbank sitzt und der Vater einen Kumpel mitgebracht hat, dem eine Fußball-Gala des Sohnes angekündigt wurde.
Vater:
»Was ist? Warum hast du deinen Trainingsanzug noch an?«
Sohn:
»Der Trainer meint, es sollen alle mal spielen. Deswegen bin ich heute auf der Bank. Aber der Trainer bringt mich in der zweiten Halbzeit.«
Vater (sucht nach einer Begründung für den Kumpel, der danebensteht):
»Dein Trainer ist ein Ausländerfeind! Der lässt nur die Deutschen spielen.«
Sohn (schon ganz angepasst, keineswegs beleidigt wie sein Vater):
»Nein, Vater! Es müssen doch alle mal spielen! Außerdem ist es auch nicht so wichtig, immer von Anfang an aufgestellt zu sein.«
Vater:
»Sei nicht so naiv! Das macht der absichtlich! Warum spielt dann Thomas immer 90 Minuten durch?«
In solchen Fällen fordern türkische Väter ihre Söhne gern dazu auf, ihre Sachen zu packen.
Vater:
»Zieh dich um! Wir fahren nach Hause!«
Sohn:
»Aber warum?«
Vater:
»Wir sind doch nicht bescheuert! Warum sollen wir hier herumstehen?«
Der Sohn denkt:
»Hab ich dich eingeladen? Fahr du doch nach Hause!«
Der Vater redet sich in Rage und wird daher immer lauter:
»Es gibt genug andere Vereine. Dann melden wir dich eben woanders an! Die nehmen uns mit Handkuss.«
Der Sohn weiß, dass es am besten ist, jetzt zu gehorchen, und geht zurück in die Umkleidekabine.
Der Trainer bekommt das Geschrei des Vaters mit. Er versteht es nicht, weil es türkisch ist.
Trainer:
»Was ist los? Wo wollt ihr hin?«
Vater:
»Wir gehen!«
Trainer:
»Wieso denn?«
Vater:
»Weil mein Sohn kein Ersatzspieler ist! Wir treten aus und gehen zu einem anderen Verein! Du kannst ja mit deinen Deutschen weiterspielen. Dann seid ihr unter euch!«
Der Trainer setzt zu einer Erklärung an, aber es ist nichts mehr zu machen.
In der C-Jugend , spätestens aber in der B-Jugend reagieren die türkischen Söhne auf vermeintlich schlechte oder unfaire Behandlung dann selbst so gereizt wie zuvor ihre Väter. Wenn sie ihrer Meinung nach zu kurz kommen, beschimpfen sie ihre Trainer und betreten das Spielfeld erst gar nicht.
Entweder hören sie dann ganz auf mit Fußball oder sie wechseln zu einer türkischen Mannschaft. Hier stimmt die Chemie. Pro Spiel kassiert das Team durchschnittlich drei rote Karten und neun Gegentore. Ungefähr drei Spiele pro Saison müssen abgebrochen werden, weil die komplette Mannschaft den »nationalsozialistischen« Schiedsrichter verprügelt oder dem gegnerischen Stürmer, der zu viele Tore geschossen hat, die Nase blutig schlägt.
In der Schule werden türkische Kinder ähnlich schlecht behandelt – zumindest all jene, die mäßige Noten nach Hause bringen. Für deren Eltern besteht kein Zweifel: Die Lehrer mögen türkische Schüler grundsätzlich nicht. Sie wollen nicht, dass sie Erfolg haben, und fördern aus ideologischen Gründen ausschließlich deutsche Kinder.
Wenn Nachbarn oder Bekannte danach fragen, wie es um den schulischen Erfolg der Kinder bestellt ist, haben die Eltern deshalb immer die passende Antwort:
»Sein Lehrer hasst Türken! Alle türkischen Kinder bekommen schlechte Noten bei dem.«
Fußball – mehr als nur ein Sport?
»Ich mag Sportler, die intelligent,
agil und fair sind.«
M. K. Atatürk, 1930
Die Ansichten des türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk sind auch heute noch tonangebend und unantastbar. 1930 formulierte er seine Ansprüche an alle Sportler des Landes, wobei er es
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