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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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(nicht zu verwechseln mit den Thothianern) war dabei – er ähnelte einem Vogel Strauß mit Armen anstelle der Flügel. Das Prunkstück der Kollektion jedoch war ein Isidianer – eine achtbeinige Horrorgestalt, die an eine Kreuzung aus Elefant und Dachshund erinnerte. Dazu etliche andere von kaum minder spektakulärer Gestalt und Herkunft.
    Vor der Abteilung stand der wohlgestalte Hauptmann Kordaq er-Gilan von der regulären Armee Balhibs und musterte den Haufen mit strengdüster unter dem Rand seines Helmturms hervorfunkelndem Blick. Fallon wusste, warum Kordaq eine so finstere Miene zog. Der Hauptmann war ein durch und durch vom militärischen Geist durchdrungener, pinseliger Kommißkopf, der den malerisch unmilitärischen Haufen am liebsten zu maschinenartiger Präzision und Uniformität geprügelt hätte. Doch welche Art von Uniformität konnte man von einer derart heterogenen Mannschaft erwarten? Selbst der Versuch, sie in Uniform zu stecken, war sinnlos. Die Thothianer behaupteten, Stoff über ihrem Pelzkleid würde sie ersticken, und kein Schneider in Balhib wäre dazu zu bewegen gewesen, einen Waffenrock für den Isidianer zu schneidern.
    »Zuho’i!« brüllte Hauptmann Kordaq, und die bunte Riege warf sich schlurfend und scharrend in eine Art Hab-Acht-Stellung.
    »Nächsten Fünf-Tag«, verkündete der Hauptmann schnarrend, »zu der Stunde, da Roqirs rote Strahlen die westliche Ebene in karmesinrotes Licht tauchen, findet daselbst eine Kampfübung statt, zu der ihr, meine Helden, zu erscheinen habt. Wir bringen …«
    Hauptmann Kordaq frönte geradezu hemmungslos der krishnanischen Unsitte, jede Äußerung, selbst wenn sie noch so unwichtig war, in möglichst bombastischen Schwulststil zu kleiden. Kaum hatte er jedoch zu seinem zweiten Satzgefüge ausgeholt, als ihn ein langes, lautes Stöhn-Unisono seiner Abteilung unterbrach.
    »Warum zum Hishkak stöhnt ihr müden Wichte, wie das Geäst eines betagten Baumes ächzt, so der Sturm ihn beugt?« zeterte der Hauptmann. »Eurem Wehgeheul nach zu schließen, könnte man fast meinen, man hätte euch bei Strafe der Ausweidung befohlen, einen Shan mit einem Staubwedel zu töten!«
    »Kampfübung!« stöhnte Savaich, der feiste Tavernenwirt aus der Shimad-Straße und dienstälteste Zugführer der Abteilung. »Wozu soll das gut sein? Ihr wisst sehr wohl, dass ein einziger berittener Junga die gesamte Kompanie mit ein paar gutgezielten Pfeilen zerstreuen könnte, so wie einst Qarar die Heerscharen Dupulans zerstreute. Was soll diese alberne Soldatenspielerei?«
    Junga war die balhibische Bezeichnung für die Steppenbewohner des Westens, die wilden Völker von Qaath, Dhaukia oder Yeramis.
    »Eine Schande ist’s, Meister Savaich, dass ein Angehöriger unseres kriegerischen Volkes so feige daherredet«, jaulte Kordaq. »Es ist der ausdrückliche Befehl des Ministers, dass alle Kompanien der Bürgerwehr an Waffenübungen teilnehmen, ob sie wollen oder nicht.«
    »Dann nehme ich eben meinen Abschied«, nörgelte Savaich.
    »Abschiedsgesuche werden nicht angenommen, Memme!« Kordaq senkte vertraulich die Stimme. »Was ich jetzt sage, bleibt unter uns. Der Wind aus der Steppe hat ein Gerücht an mein Ohr geweht, welches besagt, dass der Weststaat in der Tat gefährliche Ränke gegen uns schmiedet. Der Kamuran von Qaath – möge Yesht bewirken, dass ihm die Augen herausfallen! – hat seine Stammestruppen mobilisiert und lässt sie über die ganze Länge und Breite seines gewaltigen Herrschaftsgebietes auf- und abmarschieren, bald hierhin, bald dorthin.« Er sprach ›Qaath‹ ungefähr wie ›Qasf‹ aus – die balhibische Sprache kennt keine Dentallaute.
    »Er kann uns doch nicht einfach angreifen«, sagte Savaich. »Wir haben nichts getan, was ihn provozieren könnte, und außerdem hat er sich in dem Vertrag nach der Schlacht von Tajrosh feierlich dazu verpflichtet, uns in Ruhe zu lassen.«
    Kordaq stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Das, du altes Schmalzfass, haben die guten Leute von Jo’ol und Suria und Dhaukia auch geglaubt. Und ich könnte dir noch ein paar andere Völker aufzählen, wenn ich heute Abend nicht etwas anderes zu tun hätte, als mich herumzustreifen. Wie dem auch sei – ihr kennt den Befehl jetzt. Und nun ab mit euch auf eure Runden, und lasst euch weder durch den Duft der Weinschenken noch durch die Verlockungen des Fleisches von der raschen Durchführung der euch übertragenen Aufgaben ablenken. Haltet gut Ausschau nach Dieben, die in

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