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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Feldes paradierten Abteilungen von Hellebardenträgern zu Trompetengeschmetter und Zimbelschall, während Roqir – der Stern Tau Ceti – auf ihren blanken Helmen blitzte. Auf einem weiteren Abschnitt stießen sich gepanzerte Turnierkämpfer mit gezackten Lanzen gegenseitig von ihren Reittieren. Sie krachten zu Boden wie eiserne Öfen, die jemand von einem Dach heruntergeworfen hat.
    Auf dem Ballspielfeld tobte die Menge, als Zanids Minasht-Team die Gästemannschaft aus Lussar in Grund und Boden spielte. Die Privatkapelle König Kirs spielte auf einer eigens errichteten Tribüne, die sich inmitten eines Meeres von Buden erhob, in denen man sich Schuhe flicken, Kleider reinigen, Haare schneiden und praktisch alles kaufen konnte, was das Herz begehrte: Speisen, Getränke, Tabak, Hüte, Kleider, Spazierstöcke, Schwerter, Werkzeuge, Bogenschützenausrüstungen, Messingwaren, Töpferwaren, Arzneien (meist wertlose), Bücher, Bilder, Götter, Amulette, Wundertränke, Samen, Wurzeln, Laternen, Teppiche, Möbel – und tausend andere Dinge. Gaukler führten ihre Kunststückchen vor, Akrobaten balancierten über quer über die Menge gespannte Seile, Tänzer hüpften zwischen den Buden umher, Clowns rissen ihre Possen, Schauspieler posierten, Stelzengeher stolzierten. Musikanten zirpten und dudelten, Sänger krähten, Poeten rhapsodierten, Märchenerzähler logen, und Fanatiker schwangen Reden. Quacksalber priesen marktschreierisch ihre Wundermittel an, Exorzisten trieben mit Feuerwerk böse Geister aus, und Mütter liefen kreischend ihren Kindern nach.
     
    Die Festgäste waren nicht nur Krishnaner, sondern ein buntes Gemisch von Wesen aus anderen Welten: zwei Osirer, kleinen zweifüßigen Dinosauriern ähnlich, mit buntbemalten Schuppenleibern, die aufgeregt von einer Sehenswürdigkeit zur anderen hopsten; ein Trio pelziger knopfäugiger Thothianer, etwa halb so groß wie Krishnaner, die die Einheimischen mit Glücksspielen von einem Dutzend Welten ausnahmen; ein kentaurenartiger Vishnuvaner, der mürrisch Grünzeug aus einem großen Lederbeutel mampfte. Außerdem ein gesetztes ormazdianisches Paar, von fast menschlicher Gestalt bis auf die seltsam zugespitzte Kopfform, die karminrote Haut nackt bis auf Sandalen und knappe Umhänge, die ihnen den Rücken zur Hälfte bedeckten. Und natürlich eine Gruppe behoster terranischer Touristen mit ihren Frauen und ihren unvermeidlichen Kameras vor der Brust.
    Hier und da sah man einen Erdenmenschen, der sich als Krishnaner gewandet hatte, von der Hüfte bis zu den Knien in das dhotiartige Lendentuch der Einheimischen gehüllt, auf dem Kopf die landesübliche Strumpfmütze, deren Enden turbanartig um den Kopf geschlungen wurden. Noch ein paar Jahrzehnte vorher hätten sie sich alle verkleidet, mit blaugrün gefärbtem Haar, künstlichen Ohrenspitzen und einem Paar künstlicher Antennen auf der Stirn, als Imitation der externen Riechorgane der Krishnaner. Diese federartigen, an die Fühler von Insekten erinnernden Antennen waren so etwas wie zusätzliche Augenbrauen, die an den inneren Enden der eigentlichen Brauen aus der Nasenwurzel hervorsprossen.
    Ein einzelner Erdenmensch schlenderte auf dem Gelände in der Nähe der Musikkapelle umher, so als hätte er nichts Besonderes im Sinn. Er trug den üblichen überdimensionalen Lendenschurz, dazu ein weites gestreiftes Hemd mit säuberlich gestopften Löchern. Ein schlichtes krishnanisches Rapier baumelte ihm an der Hüfte. Er war recht groß für einen Terraner – etwa so groß wie ein Durchschnittskrishnaner, welche dem irdischen Betrachter als eine große schlanke Rasse von Humanoiden mit olivgrüner Haut und abgeplatteten Gesichtszügen erschienen, vergleichbar der irdischen mongoloiden Rasse.
    Dieser Mann jedoch gehörte der weißen Rasse an, mit der hellen Tönung des Nordwesteuropäers, auch wenn sein unbedecktes Haar, das er nach der Mode von Balhib nackenlang trug, an den Schläfen bereits einen leichten grauen Schimmer aufwies. In seiner Jugend mochte er mit seiner aggressiv gebogenen Adlernase auffallend gut ausgesehen haben; doch dicke Tränensäcke unter den blutunterlaufenen Augen und das feine Netzwerk roter Äderchen straften diesen ersten Eindruck Lügen. Wenn er nie die Langlebigkeitspillen genommen hätte, mit denen die Erdbewohner ihre Lebensdauer verdreifachten, hätte man ihn auf Anfang vierzig geschätzt. Tatsächlich aber war er vierundneunzig Erdenjahre alt.
    Dieser Mann war Anthony Fallon aus London,

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