Der Turm von Zanid
Sie, Mister Fredro, wie hoch ist denn Ihr kleines Budget, von dem Sie vorhin gesprochen haben?« fragte er, mehr aus Neugier als aus der Absicht heraus, das Angebot ernsthaft in Betracht zu ziehen.
»Zwei und einen halben Karda pro Tag«, antwortete Fredro.
Das war zwar für balhibische Verhältnisse eine sehr üppige Entlohnung, aber schließlich hatte Fallon erst kurz vorher eine Pauschalsumme von immerhin tausend Karda abgelehnt. »Tut mir leid, Doktor Fredro. Kein Interesse.«
»Vielleicht ich kennte noch ein bisschen mehr herausholen …«
»Hat keinen Zweck, Sir. Selbst wenn Sie mir das Zehnfache böten. Schon einige haben versucht, in den Safq zu kommen, und alle haben dabei ein böses Ende gefunden.«
»Nun«, warf Mjipa ein, »was das betrifft, so sind Sie doch ohnehin früher oder später für ein böses Ende bestimmt, Fallon.«
»Trotzdem ziehe ich es später vor. Wie Sie wissen, bin ich jemand, der immer bereit ist, ein Risiko einzugehen – aber das hier wäre kein Risiko, das wäre Selbstmord.«
»Hören Sie«, sagte Mjipa. »Ich habe Doktor Fredro Hilfe versprochen, und Sie sind mir noch von vergangenen Gefälligkeiten her einiges schuldig, und außerdem liegt mir einiges daran, dass gerade Sie den Job übernehmen.«
Fallon musterte den Konsul scharf. »Wieso?«
Mjipa sagte: »Doktor Fredro, wenn Sie uns für ein paar Minuten entschuldigen möchten. Warten Sie hier auf mich. Kommen Sie mit, Fallon.«
»Danke«, sagte Fredro.
Fallon folgte Mjipa stirnrunzelnd ins Freie. Als sie eine Stelle gefunden hatten, wo sie ungestört reden konnten, sagt Mjipa leise: »Passen Sie auf. Drei Erdenmenschen sind in den letzten drei Jahren aus meinem Amtsbereich verschwunden, und ich habe nicht die geringste Spur von ihnen finden können. Und dabei handelte es sich nicht um die Sorte von Männern, die unter normalen Umständen in schlechte Gesellschaft geraten und dann mit durchschnittener Kehle irgendwo aufgefunden werden.«
»Na und?« sagte Fallon. »Wenn sie versucht haben sollten, in den Safq einzudringen, dann bestätigt das nur meine Worte von vorhin. Geschieht ihnen ganz recht.«
»Ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass sie tatsächlich versucht haben, in den Safq einzudringen – aber möglicherweise sind sie mit Gewalt hineingebracht worden. Jedenfalls würde ich meine Pflichten gröblich vernachlässigen, wenn ich, mit einem solchen Geheimnis konfrontiert, nicht alle verfügbaren Mittel einsetzen würde, es zu entschleiern.«
Fallon schüttelte den Kopf. »Wenn Sie unbedingt den Kopf in die Höhle des Löwen stecken wollen, warum gehen Sie dann nicht selbst?«
»Wenn meine Hautfarbe nicht wäre, die ich nicht verbergen kann, täte ich das auch.« Mjipa fasste Fallon beim Arm. »Und deshalb werden Sie, mein lieber Freund, hingehen.«
»Warum? Damit die drei verschwundenen Deppen einen vierten Mann zum Bridge kriegen?«
»Nein. Um rauszukriegen, was da passiert ist. Mensch, Fallon, wollen Sie denn einen Mitterraner der Gnade dieser Wilden ausliefern?«
»Das hängt ganz vom einzelnen Fall ab. Manche Terraner ganz sicher.«
»Aber einen von Ihrer eigenen Art …«
»Ich«, sagte Fallon, »versuche, die Menschen nach ihren individuellen Verdiensten zu beurteilen, egal, ob sie Arme, Greifer oder Fühler haben. Ich glaube, das ist eine weit zivilisiertere und humanere Haltung als Ihre.«
»Nun, ich sehe, dass es wohl keinen Sinn hat, an Ihren Patriotismus zu appellieren. Wenn Sie aber nach der nächsten Zehn-Nacht wegen Ihrer Langlebigkeits-Dosis zu mir kommen, dann dürfen Sie sich auch nicht wundern, wenn mir gerade der Vorrat ausgegangen ist.«
»Ich kriege sie auch auf dem Schwarzmarkt, wenn’s sein muss.«
Mjipa fixierte Fallon mit tödlichem Ernst. »Und wie lange, glauben Sie, würden Sie Ihre Langlebigkeit noch genießen können, wenn ich Chabarian über Ihre Spitzeltätigkeit für den Kamuran von Qaath aufkläre?«
»Meine Spi … Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, stieß Fallon hervor, während ihm eisige Furcht das Rückgrat entlanglief.
»O doch, das wissen Sie sehr wohl! Und glauben Sie ja nicht, ich würde es ihm nicht erzählen.«
»Aha! Soviel wert sind Ihnen also Ihre eigenen frommen Sprüche, dass Sie nicht zögern würden, einen Mitterraner an die Krishnaner zu verraten?«
»Gerne täte ich es nicht, aber Sie lassen mir keine andere Wahl. So, wie Sie sind, stellen Sie wahrlich keine große Bereicherung für die menschliche Rasse dar – Sie setzen unser Ansehen
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