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Der Turm

Der Turm

Titel: Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Tellkamp
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oft gesagte Worte,
man zeigte manches, das man schon oft gesehen hatte,
und machte sich auf Dinge aufmerksam,
die man ohnehin kannte
    »Salz fehlt.«
    »Die schwache Seite. Hier. Entschuldige. Ich vergeß’ es immer. Ich hab’ dir drei Tassen Kaffee gekocht. Kannst ja stehenlassen, ich hab’ Mittelschicht.«
    »Brauchst du das Auto? Wär’ mir lieb, wenn ich’s haben könnte. Kann ich nach dem Dienst noch zum Klempner fahren, die haben nun endlich neue Durchlauferhitzer bekommen.«
    »Wenn du deinen Süza fertig hättest, könntest du damit fahren.«
    »Suiza.«
    »Es ist mir nicht ganz geheuer, was ihr beiden da oben treibt. Kriegen wir das Auto auch mal zu sehen?«
    »Komm uns doch besuchen. Bring Robert mit, der interessiert sich dafür.«
    »Der soll hübsch fürs Abi lernen. – Und der Stahl hilft dir, einfach so und ganz uneigennützigerweise? Weil er als Ingenieur den Süza liebt?«
    »Bist du mißtrauisch.«
    »Ich bitte dich nur um eins: Laß dich auf nichts ein. Denk’ an die Kinder.«
    »Morgen, Reglinde.«
    »Morgen. Kann ich ins Bad?«
    »Bloß noch mal schnell Hände waschen, dann kannst du.Nimmst du bitte den Müll mit, wenn du gehst? Brauchst du was aus der Drogerie? Ich mach’ nachher Besorgungen.«
    »Eigentlich bloß Zahnpasta, Anne. Danke. Ich fang’ heute ein bißchen später an, ich kann dir auch helfen.«
    »Meine Güte, wer klingelt denn um diese Zeit.«
    »Ich geh’ ran. – Morgen, Niklas. Brennt’s?«
    »Morgen, Richard. Schalt mal Deutschlandfunk ein. Unser Radio hat’s entschärft.«
    »Das aus Japan? Staatskapellen-Mitbringsel?«
    »Morgen, Anne. Naja. Das von Sharp. Und wer repariert mir das jetzt. Horcht ma’ zu. –Schweinerei das. Uns sagense nischt, die krummen Hunde. Denken, wir kriegen’s nich mit. Die werden uns noch alle in die Luft jagen. Schönes Frühstück. Ä Käffchen könnt’ ich direkt vertragen.«
    »Setz dich schon.«
    »Morgen, mei’ Lindchen.«
    »Morgen, Schnuff.«
    »Und deine Affen, was sagen die dazu?«
    »Die strahlen.«
    »Vergiften werden die uns, sage ich euch. Vergiften, verraten und verkaufen. Bande. – Was haste denn heute, Richard?«
    »Geplantes.«
    »Naja, Routine eben. Bei mir auch, du. Geht wieder mal die Grippe um. Meno kommt nachher mal vorbei, hustet ä bissel, der Gute. – Na, ich mach’ mich mal wieder auf die Strümpfe, die fadenschein’schen. Danke für ’n Kaffee. Aber das mit dem Teerwagen is’ schon ä Ding, findeter nich? Soll Geheimpapiere bei sich gehabt haben. Raketen oder was. ’n U-Boot, wie’s die Welt noch nich gesehen hat. Gott, wenn ich jetzt rübergehe, stehen mir alle Öfen bevor … Schön warm habt ihr’s hier. Na, Ezzo muß den Ofen im Kinderzimmer selber machen. Aber Wohnzimmer, Musikzimmer … Der im Wohnzimmer macht’s nich mehr lange. Lungenfibrose, Finalstadium, würdsch sagen. Wenn ich mir vorstelle, daß da der Ofensetzer ran muß – ä Graus. Der Dreck, der Lärm!«
    »Setz dich doch schon hin, Niklas, du machst mich ganz nervös mit deinem Auf- und Abgelaufe.«
    »Danke, Richard, bin gleich weg. Aber wenn du noch ä Käffchenhättest … Man muß doch wach bleiben. Was Neues von Christian?«
    »Das Regiment hatte eine Übung, Nachtalarm, und immer weiter ging’s.«
    »Na, Anne, gräm’ dich mal nicht. Der Junge kommt schon durch. Schlägt doch konstitutionell nach Richard – und wie du das durchhältst, stundenlang OP, und Gutachten und deine Ambulanz, möcht’ ich mal wissen, mei’ Gutster. Ich hab’ übrigens wieder schöne Platten. Schöne Platten hab’ ich, sag’ ich euch. Müßmer wieder mal hören. Staatskapelle, Rudi Kempe, Strauss. Kolossal. Ganz kolossal.«
    »Willst du nicht doch was essen?«
    »Naja, wenn du mich so einlädst. Also, zu diesem Stück Kirschkuchen dort würd’ ich nich nein sagen. Das ist schon ä bissel ä Wunder, dei’ Kirschkuchen. – Sag mal, Richard: Der Müller, där is’ doch nu’ in Rente?«
    »Offiziell ab ersten Mai, aber er hat schon seinen Ausstand gegeben.«
    »Und da machst du jetzt ’n Chef?«
    »Wo denkst du hin. Trautson ist kommissarischer Leiter der Klinik, bis die Berufungsprozedur durch ist. Ich hab’ mich nicht beworben.«
    »Paß auf, daß sie dich nicht aufs Abstellgleis schieben. Ist ja manchmal so bei Wechseln. – Schweinerei, dieses Tschernobyl, wie mich das offregt! Solche Lüch-ner, solche Gänk-ster, nee, nee. Wo das noch hinführen soll. Sacht ma’? Wo soll das noch hinführen? Mei’ Lindchen, hier is’ noch ä

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