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Der Ultimative Ratgeber Für Alles

Der Ultimative Ratgeber Für Alles

Titel: Der Ultimative Ratgeber Für Alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Nuhr
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weniger schunkelt.
    Es wird zum Innovationsknaller! Bis heute ist das Rad, trotz zwischenzeitlicher Entwicklung von Wasserklosett und Durchfalltabletten, die vielleicht folgenschwerste Erfindung der Menschheit. Die Sumerer waren im Grunde die geistigen Väter des Verkehrsstaus.
    Natürlich hatten die Menschen dreieinhalbtausend Jahre vor Christus noch keine Autos, dafür aber jede Menge Parkraum. Schade ist, dass ihnen dieser Vorteil überhaupt nicht bewusst war, denn das Knöllchen war noch nicht erfunden.
    Das Knöllchen wurde im 20. Jahrhundert von Peter Knoll erfunden, dem jüngsten von 33 Brüdern (das hat mir jemand erzählt, ob es stimmt, weiß ich nicht).
    Die Sumerer erfanden im Übrigen auch den Handkarren, den wir noch heute aus der Führerscheinprüfung kennen. Wer erinnert sich nicht gerne an die Zeichnung aus dem theoretischen Verkehrsunterricht, in der ein offensichtlich Verwirrter mitten im Stadtverkehr mit einem zweirädrigen Ungetüm durch die Innenstadt taumelte, links die Straßenbahn, rechts der Lastwagen und dazwischen: der Wahnsinn auf zwei Beinen - mit einem völlig irren Gefährt aus der Frühzeit des Transportwesens …?
    Ich muss dazu sagen, dass ich für Wahnsinnige eine gewisse Sympathie hege. Wer gesund und wer krank ist, wird ja immer nur von den angeblich Gesunden entschieden, mithin also von Befangenen. Wenn die pathologisch Bekloppten da ein Mitspracherecht hätten, würde vielleicht in manch einer Anstalt das Chefzimmer zur Zelle umgewidmet . Es sind ja die vielfältigen Kräfteverhältnisse, also die Macht der kollektiven mentalitäten, die bestimmen, was Wahnsinn ist und was normales Fernsehprogramm.
    Ich habe jedenfalls als renitenter Jugendlicher in der theoretischen Führerscheinprüfung immer dem Handkarrenzieher die Vorfahrt überlassen, auch wenn ich mir dadurch in der Prüfungskommission keine Freunde machte. Mir hat der Mann mit dem unmotorisierten Gefährt, das er sinnentleert, weil völlig ohne Ladung hinter sich her zog, einfach leidgetan. Woher sollte ein Sumerer die deutsche Straßenverkehrsordnung kennen? Wenn die Sumerer den Verkehr in unseren Innenstädten vorausgesehen hätten, hätten sie wahrscheinlich auf die Erfindung des Rades verzichtet.
    Das Gleiche gilt im Übrigen für die Schrift. Auch hier sind die Sumerer erfinderisch verantwortlich. Sie hatten eine hoch entwickelte Kultur mit Buchführung, Verwaltung und Beamten, mit Drogen, Alkohol und Mathematik. Und weil man nicht alles im Kopf behalten konnte - so große Köpfe gab es damals noch gar nicht - entwickelten sie die Keilschrift.
    Die Keilschrift basierte auf einem akribischen und deshalb in späteren Zeiten wieder entzifferbaren System. Damals gab es noch so etwas wie Rechtschreibung, eine Erfindung, die heute, im 21. Jahrhundert, gerade wieder aufgegeben wird. »Kinder«, so sagen unsere Grundschullehrerinnen heute, »schreiben nicht falsch, Kinder schreiben anders.« Mit anderen Worten: Schriftlichkeit wird heute aus Gründen der pädagogischen Gerechtigkeit auf Lautschrift reduziert. Im Übrigen: Sollten Sie in diesem Buch bereits Rechtschreibfehler entdeckt haben, wenden Sie sich bitte nicht an den Autor, sondern an den Verlag. Die haben da mehr Zeit.
    Die Schrift diente zunächst nur zur Buchführung. Man schrieb Warenlisten oder Namen auf, dann erste religiöse Texte, Schöpfungsepen wie das Gilgameschepos. Erst später entstand dann bei den alten Griechen die Philosophie, das klassische Drama - und erst im Anschluss daran irgendwann die Straßenverkehrsordnung. Im Grunde ist der Sumerer also selber schuld, wenn er keine Vorfahrt hat.
    Dennoch war der Sumerer an sich kein Trottel. Sein Beitrag zur Zivilisationsentwicklung lässt sich gar nicht überschätzen. Er baute das vielleicht erste richtige Staatswesen der Weltgeschichte, ein hierarchisches System von großer Komplexität.
    Oben saß der »Lugal«, was mit »großer Mann« übersetzt werden kann. Das muss nicht
    körperlich gemeint gewesen sein, im Gegenteil. Oft sind es ja gerade die hässlichen Zwerge, die das Bedürfnis haben, durch Macht nach Größe zu streben. Wirkliche Erscheinungen, deren körperliche Ausstattung die Weiber hormonell erschüttert nach Atem ringen lässt, haben dergleichen primitive Protzereien meistens gar nicht nötig. Wer untenrum gut bestückt ist, muss nicht oben mit dem Zepter winken …
    Unter dem Lugal bildet sich ein undurchsichtiges Geflecht aus Gefolgsleuten, eine Hierarchie aus Beamten und Verwaltern,

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