Der Ultimative Ratgeber Für Alles
redeten, Honig ums Maul schmierten und die Füße leckten, ungeachtet eingewachsener Fußnägel, hässlicher Verknorpelungen oder Käsigkeitsfaktor 100.
Erste Rechtsfestlegungen kennen wir bereits aus dem alten Orient. Dort entstanden die ersten großen Reiche. Aus Sippenführern wurden Fürsten und Könige, aus Dörfern Städte, aus Gegenden Herrschaftsgebiete und aus guten Freunden schmierlappige Hofschranzen. Die Gesellschaft differenzierte sich: Statt Führer und Geführte gab es plötzlich Obere, weniger Obere, Mittlere, untere Mittlere, Mittlere Untere, Mittlerere Untererere und unterererererere Mittlerererere und ganz unten Mittige rechts von rechts oben - und links unten. Dazu kamen die ganz unten Kreuchelnden und die im Verließ vergessenen.
Es ging voran. Die Behausungen veränderten sich. Viele lebten weiterhin in primitiven Hütten, aber wo sich Besitz häufte und Zeit übrig war, baute man Steinhäuser. Es entwickelte sich der Beruf des Architekten, jener Menschen, die schon damals erklären konnten, warum das Haus dreimal so teuer wurde wie geplant. Handwerksberufe entstanden. Maurer kamen wahrscheinlich schon im alten Mesopotamien immer, wann sie wollten, legten alles in Schutt und Asche, um am Ende zu beteuern: »Das waren wir nicht!« Wände wurden im 90-Grad-Winkel geplant, im 85,4-Grad-Winkel ausgeführt, und Bauherren mussten sich erklären lassen: »Das guckt sich weg!«
Es entstand die Weltweisheit des Schreiners, die bis heute lautet: »Holz arbeitet!« Irgendjemand muss es ja tun.
Der Rohrverleger musste noch warten. Sein Beruf wurde erst später erfunden, auf Kreta, wo der örtliche Herrscher der Minoer die Palastverrohrung erfinden ließ, um eine Wasserspülung einzubauen, die den Gestank der Exkremente in die Nachbarräume umleitete, ein schlauer Schachzug.
Das Wachstum der menschlichen Kultur war eine harte Zeit für Tiere, vor allem für Schafe und Ziegen, die sich erst damit abfinden mussten, ihr Leben statt in freier Natur am Ende der Nahrungskette zu fristen. Die Arbeitsteiligkeit nahm zu, die Metzger schlachteten, und die Fliesenleger kachelten, was das Zeug hielt. Glasierte Keramik war der letzte Schrei, weil die neureichen Herrscherschichten gern auf dicke Hose machten. Bei solchen Leuten muss alles immer ein bisschen edler und protziger sein.
Was hat das hier eigentlich alles mit einem Ratgeber zu tun? Nun: Wenn man etwas begreifen möchte, muss man sich fragen, wo es herkommt. Nur wer das Gestern kennt, kann daraus für Morgen lernen. Mit anderen Worten: Hitler wäre ohne die Erfindung des Rades nicht mal bis zur polnischen Grenze gekommen. Es ist die Frage, ob die Sumerer deshalb eine Mitschuld am Zweiten Weltkrieg tragen. Ich glaube, dass diese Theorie von unseren Vertriebenenverbänden unterstützt wird. Die Zukunft findet auf Basis der Vergangenheit statt. Daraus folgt, dass man immer noch jemanden finden kann, der vorher da war und deshalb in der Ursachenkette Vorrang hat. Ein Ausgleich in der 92. Minute wäre ohne den Anpfiff nie gefallen.
Also ist der Schiedsrichter schuld. So ist es auch im Leben. Schuld ist immer die schwarze Sau mit der Pfeife!
Die Geldwirtschaft wurde eingeführt, damit man nicht immer ein halbes Schwein in der Handtasche mitführen musste, um etwas kaufen zu können. Geld kann man stapeln, denn es wird nicht ranzig. Selbst wenn es stinkt, wird es von jedermann gerne angenommen.
So entstand bei den Erfolgreichen, Starken oder Schlauen, oft aber auch bei den Hintertriebenen, den Skrupellosen oder Unverschämtesten Reichtum. Geld ist da, um es auszugeben. Wer also genug hatte, baute sich Paläste, kaufte sich ein Gefolge und erklärte sich zum Obermacker. Besitz muss aber auch verteidigt und ausgebaut werden. Die Obermacker massakrierten sich deshalb mit Hilfe gekaufter Untermacker gegenseitig, und der Sieger wurde Ober-Obermacker. In der Folge entstehen Großreiche mit unvorstellbar reichen Ober-Ober-Ober-Obermackern, die zur Sicherheit Unterobermacker ernennen, die treu ergeben sind, weil Unterobermacker auch schon ganz schön nach Obermacker klingt.
Manchmal aber versuchen die Untermacker, den Obermacker zu stürzen. Wenn es klappt, wechselt die Dynastie. Wer sich über mehr als ein paar Monate als Ober-Ober-Ober-Ober-Ober-Obermacker hält, hält sich angesichts seiner unfassbaren Eroberungen und Erfolge für unbesiegbar, für Gott oder wenigstens seinen Gesandten. Besonders schwere Fälle halten sich auch für seinen Vorgesetzten. Der König
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