Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)
linken Ohr und wollte sie zum Anhalten auffordern, als ein Teil ihrer Schnauze für einen Moment unter der Wasseroberfläche verschwand. Er und Rambus hatten Mühe, auf den Beinen zu bleiben, schwankten hin und her, konnten sich jedoch an den aus der Schnauze wachsenden Hörnern festhalten.
»Das ist die letzte Warnung!«, sagte das Wachduett, das die Geschwindigkeit ihrer Fahrzeuge dem Tempo Nessies angepasst hatte. »Wenn das Monster nicht sofort stehen bleibt, werden wir …«
Nessie neigte ihren mächtigen Kopf nach links. Eine Wasserfontäne schoss aus ihrem Nasenloch, traf eine der Wachen mitten ins Mondgesicht. Die Wache schwankte und fiel in den Ozean. Ehe der zweite Justor schießen konnte, hatte Nessie auch ihn mittels einer feuchten Fontäne baden geschickt.
»Recht hast du, Nessie!«, raunte Rambus. »Das haben sich die beiden Landratten redlich verdient!«
Nessies sich durch das Wasser schlängelnder Körper brachte die auf ihrem Schädel Reisenden dem Reich der unerfüllten Wünsche immer näher. Die Ameisen im Park und auf dem Strand wuchsen zu Käfern, dann zu Maulwürfen und schließlich zu dem, was sie tatsächlich waren: der größten Spielzeugsammlung, die man sich vorstellen konnte.
Rambus und Berzerk wedelten mit den Armen, versuchten, die Wachen des Königs, die gerade kein Bad im Ozean nahmen, von einer weiteren Aktion gegen Nessie abzuhalten.
Es funktionierte.
Unbehelligt konnte Nessie nach einer langen Reise endlich ihre Schnauze in den feinen Sandstrand neben der Bountyhunter ablegen. Die Spielzeuge, die bis eben noch auf diesem Sandstück versammelt gewesen waren, liefen und fuhren, krabbelten und krochen zurück, machten Platz für die erschöpfte Seeschlange. Berzerk vermutete, dass das Zurückweichen jedoch weniger aus Mitleid mit einem verausgabten Seeungeheuer, als vielmehr aus Respekt oder sogar Angst vor ihm geschah. Demonstrativ streichelten Berzerk und Rambus Nessies Kopf, als sie abstiegen.
Die Seeschlange zog ihre Lippen zurück und entblößte unzählige Reihen spitzer Zähne, die wie eine Sammlung von Stichwaffen aussahen. Berzerk wusste, dass dieser Gesichtsausdruck das war, was einem Lächeln bei Nessie am nächsten kam, doch verstand er auch jeden, dem bei diesem Anblick unwohl war. Es sah wirklich zum Fürchten aus.
Berzerk konnte die Augenpaare nicht zählen, ja, nicht einmal schätzen, die auf ihn gerichtet waren, als er sich auf die Knie niederließ und eine Handvoll der feinen weißen Erde durch die Finger rieseln ließ. So musste sich ein Strand anfühlen. Ein Bild des Plastikregens im Technoland blitzte in seinem Kopf auf, doch er verdrängte es in die hinterste Ecke seines Schädels. Es war vorbei. Kein Regen. Die Maschine gab es nicht mehr.
Berzerk stand auf, als das letzte Sandkorn durch seine Finger gerieselt und wieder in den Strand aufgegangen war.
»Wohin nun?«, fragte er.
Rambus sagte nichts, doch die sie umringenden Spielzeuge zeigten in Richtung Park. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Berzerk zuckte die Schultern. In Ermangelung einer besseren Idee setzten sie sich in die angezeigte Richtung in Bewegung.
Die Kinderspielzeuge hielten Abstand zu den Rückkehrern. Um Berzerk und Rambus entstand so ein perfekter Kreis, der sich mitbewegte, als sie den Strand verließen und den Park betraten.
Es lag eine gespannte Erwartung über dem Geschehen, als stünde ein Zauberer kurz davor, ein buntes Tuch von einem Käfig zu reißen und das Geheimnis darunter zu lüften. So still war es, dass Berzerk seine Schritte auf dem saftigen Gras des Parks hören konnte. Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.
Doch dann verschwand die Stille. In der Spielzeugmasse vor ihnen entstand Unruhe. Eine Sekunde später hörte Berzerk ein nicht zu verwechselndes Hupen. Eine Art Gasse entstand, als die Bewohner zurückwichen und so dem Kinderauto Platz machten, das in voller Geschwindigkeit auf Berzerk und Rambus zugeschossen kam. Hinter ihm versuchte Professor Ignatius, dessen Frisur nun völlig zerstört war, mit dem Auto Schritt zu halten. In den Händen hielt er Telli und Alina.
»Langsam, Hupi«, rief Rambus dem Auto zu.
Doch Hupi dachte gar nicht daran, seine Geschwindigkeit auch nur um einen Kilometer in der Stunde zu reduzieren. Im Gegenteil schien er sogar noch zu beschleunigen, je näher er Berzerk und Rambus kam. Seine Scheinwerfer flackerten wie eine Discobeleuchtung mit Wackelkontakt, und seine Hupe hatte Hochbetrieb. Die sonst so traurige Stimme aus dem
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