Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)
sagte er. »Wow, den hast du dir doch schon ewig gewünscht.« Ein seltsamer Geruch stahl sich durch den Duft nach Rühreiern in seine Nase. Er roch an dem Bart des Piraten. »Puh, der riecht aber komisch. Irgendwie angekokelt.«
Bjarne verzog das Gesicht. »Das ist mir auch schon aufgefallen. Als hätte sein Bart Feuer gefangen oder so.«
Sören hielt seinem Bruder die Spielzeugfigur des Barbaren hin.
»Sieh mal hier. Der saß bei mir auf dem Schreibtischstuhl.«
Bjarne nahm die Spielzeugpuppe von Berzerk in Augenschein. »Das ist ja der Hammer«, sagte er. Dann lachte er. »Was ist denn mit Skullys Gebiss passiert? Hat Berzerk ihn verhauen, weil er immer so frech war?«
Sören zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Wollen wir mit ihnen spielen?«
»Klar.«
Wieder schwang die Kinderzimmertür auf und Sörens und Bjarnes Mutter kam ins Zimmer.
Als hätten sie es abgesprochen, stürzten beide Brüder zu ihr und umarmten sie.
»Danke«, sagte Sören. »Vielen Dank.«
Auch Bjarne bedankte sich immer wieder.
Die Mutter sah ihre Kinder verständnislos an. »Woher habt ihr die? Sind das nicht die Puppen, die ihr euch gewünscht habt?«
Sören lachte. Seine Mutter wollte ihm wohl einen Skully aufbinden.
»Danke«, wiederholte er nur und rannte ins Schlafzimmer, dicht gefolgt von Bjarne.
Sein Vater lag noch im Bett, war aber gerade am Aufwachen. »Vielen Dank, Papa!«
Sören und Bjarne sprangen aufs Bett und umarmten ihren Vater.
»Was ist denn los?«, fragte er, als die Umarmung seiner Söhne ihn nicht mehr zu ersticken drohte. Er tastete auf dem Nachttisch nach seiner Brille, fand sie, klemmte sie auf den Nasenrücken.
Sören hielt ihm die Puppe des Barbaren vor die Augen. Bjarne tat es ihm nach.
»Ist das nicht Berzerk Momentum?«
Sören nickte.
»Und das ist das nicht Rambus, der Freibeuter?«
»Genau das ist er«, sagte Bjarne.
»Woher habt ihr die? Ich habe mir auf der Suche nach Berzerk die Absätze abgelaufen.«
Sören lachte. Auch sein Vater wollte ihn wohl hochnehmen. »Ach komm schon. Ihr habt sie mir heute Nacht auf den Schreibtischstuhl gesetzt. Und Rambus habt ihr in Bjarnes Bett gelegt. Vielen, vielen Dank.«
Sörens Mutter erschien in der Schlafzimmertür.
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«, fragte sie ihren Mann.
»Von was? Ich habe nichts gemacht. Woher hast du die Figuren her? Die Kaufhäuser rechneten erst mit einer Lieferung Anfang Dezember.«
Ihre Mutter lächelte. »Natürlich. Klar.«
Der Vater stützte sich auf einen Ellenbogen. »Sag schon. Woher hast du sie?«
»Ich habe sie nicht gekauft.«
»Ich auch nicht. Wirklich.«
Ihre Mutter seufzte. »Natürlich. Ich mach dann mal Frühstück. Für zwei kleine Kinder und ein großes Kind.«
Und so kam es, dass die beiden Jungen den ganzen Tag mit ihren neuen Actionfiguren spielten. Sie spielten bis spät in den Abend hinein, nahmen ihre Puppen mit auf den Spielplatz, brachten sie in große Gefahren, befreiten sie wieder, ließen sie waghalsige Stunts vollführen und sogar auf einem Kinderauto fahren, dessen Stoßstange so verbeult war wie eine alte Aktentasche.
Und als sie müde waren von der frischen Luft und satt nach einem üppigen Abendbrot, lagen sie in Sörens Zimmer und schliefen auf Matratzen. Sie hatten so lange miteinander gespielt, dass sie beschlossen hatten, zusammen in einem Raum zu übernachten und darüber zu beratschlagen, was sie am kommenden Tag mit Berzerk und Rambus unternehmen wollten.
Die Figuren hatten sie nebeneinander an das Fußende ihrer Matratzen abgesetzt. Still saßen die beiden Actionfiguren da und beobachteten ihre Wunschkinder beim Schlafen.
Still?
Nicht ganz. Denn wenn man genau hinhörte, konnte man Rambus Du Landratte flüstern und Skully sein keckerndes Lachen ausstoßen hören.
Aber das war vielleicht nur Einbildung.
E N D E
Alternatives Ende
»Hey Barbar, mach die Klüsen auf!«
Ein Holzbein klopfte gegen Berzerks Hüfte. Als der Barbar die Augen öffnete, sah er Rambus, der sich mit seiner Hakenhand durch den angebrannten Bart fuhr. Der Kopf des Piraten wurde von einer lachenden Sonne umrahmt, die ihm einen Heiligenschein verlieh. Zufrieden stellte er fest, dass es sich um die Sonne des Reiches der unerfüllten Wünsche handelte, nicht mehr um die kalten Scheinwerfer des Technolands.
»Nun steh schon auf, Landratte. Das musst du dir ansehen!«
Das Bild Sörens, der unter dem Poster, das Skully und ihn abbildete, in seinem Bett schlief, verblasste
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