Der ungezähmte Highlander
zuwider, aber was er während seiner Zeit am Königshof gelernt hatte, war, dass es gefährlich war, jemandem zu rasch zu vertrauen. Das galt vor allem für hübsche Mädchen, die eines Mannes Fleischeslust erregten.
»Kann ich dir heute im Garten helfen, Cousin?«, fragte Keira, während sie die Brühe vom Feuer nahm und stattdessen einen Kessel Hammeleintopf daraufstellte.
»Ich denke, du solltest lieber hierbleiben.« Bruder Matthew saß an dem kleinen Tisch nahe dem Feuer. »Wenn es dir nicht zu viel Mühe macht, bringe ich dir ein paar Kleider zum Flicken.«
»Nein, das macht mir keine Mühe«, versicherte sie ihm und setzte sich ihm gegenüber. »Dann habe ich etwas zu tun, solange er schläft. Ein bisschen aufräumen, mich um meinen Hammeleintopf kümmern und ein Bad nehmen – mehr gibt es hier nicht für mich zu tun.«
»Bist du denn mit all den Näharbeiten fertig geworden, an denen du gesessen hast? Du hast ein paar Geschenke genäht, stimmt’s?«
»Aye, mit dem Hemd für Mama bin ich fertig. Ich muss mich noch entscheiden, was ich auf das Hemd von Grand-mère sticken will. Aber ich habe noch ein paar Monate Zeit. Wenn ich nicht all das Leinen und Garn bei Lady Morrison gekauft hätte, würde ich jetzt keine Geschenke nähen können. Und all die hübsche Spitze …«, sinnierte Keira und schüttelte den Kopf. »Es ist mir richtig peinlich, dass ich dafür so wenig bezahlt habe.«
»Sie brauchte das Geld, und du hast sie nicht betrogen, wie es die meisten getan hätten, wenn sie gewusst hätten, wie verzweifelt sie war. Sie war dir sehr dankbar.« Er warf einen Blick zu dem steinernen Herd hinüber. »Hammeleintopf, hast du gesagt?«
Keira lachte. »Aye. Richte es dir ein, dass du mit mir zu Abend essen kannst.«
»Gern. Wenn ich wählen kann zwischen dem, was uns im Kloster vorgesetzt wird, und deinem Hammeleintopf, ist es mit meinem Willen, der Versuchung zu widerstehen, leider nicht weit her. Und wie wär’s mit einer kleine Partie Schach im Anschluss?«
»Glaubst du, wenn du verlierst, reicht das als Buße für den Genuss meines Hammeleintopfs?«
»Hochmut kommt vor dem Fall«, meinte Bruder Matthew und schüttelte gespielt tadelnd den Kopf. »Vielleicht gewinne ich ja auch.«
»Aye, vielleicht«, murmelte sie, dann mussten beide grinsen.
»Nun, ich gehe jetzt wohl besser ins Kloster zurück«, sagte er und erhob sich. »Brauchst du mich gegen Mittag?«
»Damit du dich um ihn kümmerst?«, fragte sie und begleitete ihn zur Tür. Er nickte. »Nay, ich schaffe das schon«, meinte sie. »Ich tue es nicht zum ersten Mal.«
Bruder Matthew runzelte die Stirn und blieb zögernd an der Tür stehen. »Aber es schickt sich nicht.«
»Ich bin eine Heilerin, Cousin. Er ist ein verletzter Mann, der mit einem Bein am Bett festgebunden ist. Und ich habe ihn allein gepflegt, als er noch bewusstlos war. Mach dich ruhig an deine Arbeit, ich kriege das schon hin. Vielleicht bleibt mir sogar noch die Zeit, ein paar Honighaferkuchen zu backen.«
»Böses Mädchen, dass du einen Klosterbruder so in Versuchung führst«, sagte er und ging in gespielter Empörung den Kopf schüttelnd hinaus.
Keira lachte nur. Sie ließ die Tür offen, damit sie hören konnte, wenn Liam nach ihr rief, und machte sich an die mühsame Arbeit, für ihr Bad Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen. Zweifellos war es unschicklich zu baden, wenn ein Mann die winzige Kate mit ihr teilte, doch sie sehnte sich so sehr danach. Eine Decke oder zwei um den Zuber herumgehängt, würde ihr genügend Abgeschiedenheit verschaffen.
Dann fiel ihr Bruder Paul ein, und sie beschloss, die Tür zu verriegeln.
Liam blinzelte benommen und unterdrückte ein Stöhnen, als sich beim Aufwachen seine Prellungen wieder bemerkbar machten. Er wusste nicht, wann er eingeschlafen war. In einem Moment hatte er Keira und Bruder Matthew zugehört, im nächsten erwachte er aus einem tiefen Schlaf. Vermutlich linderten die Kräuter, die Keira in die Brühe und den Wein gegeben hatte, nicht nur die Schmerzen, sondern förderten auch den Schlaf, ob er wollte oder nicht.
Er fragte sich, wie lange er wohl geschlafen hatte. In der Kate war es inzwischen dämmrig. Keira saß an einem kleinen Fenster und nähte an etwas, das wie ein Unterhemd aussah. Liams Blick fiel auf eine ordentlich gefaltete Mönchskutte, die auf einem Stuhl neben der Tür lag. Offenbar hatte er so lange geschlafen, dass sie diese bereits geflickt hatte.
Während er ihr zusah, wie sie still dasaß
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