Der ungezähmte Highlander
tiefe, kehlige Laut erregte eine gefährliche Wärme in ihm.
»Manche tun das ohnehin, weil sie weiche Kissen für einen sündigen Genuss halten, aber in ein paar Betten fehlen tatsächlich momentan die Kissen«, gab sie zu.
»Ich denke, Bruder Matthew wird noch ein Weilchen auf sich warten lassen, oder?«, fragte Liam, den plötzlich ein dringendes Bedürfnis überkam, der sich aber von dieser reizvollen Frau nicht bei einer derart persönlichen Erledigung helfen lassen wollte.
»Wahrscheinlich schon, aber einer der Novizen treibt sich hier herum, er hat Euer Pferd gerade mit Heu versorgt«, meinte sie. »Ich rufe ihn für Euch.«
Sobald sie draußen war, schloss Liam die Augen und stieß jeden Fluch aus, den er kannte.
Wahrscheinlich war es besser, von seinem Misstrauen abzulassen und all seine Willenskraft darauf zu verwenden, nicht nach Keira zu greifen. Er hatte noch nie zuvor eine Frau getroffen, die sein Verlangen derart rasch und heftig geweckt hatte.
Und was am Schlimmsten war: Sie versuchte gar nichts dergleichen, sie hatte nichts an sich, was auch nur ansatzweise an ein Schäkern erinnert hätte. Sie bedachte ihn nicht mit koketten Blicken, schmeichelte ihm nicht und schenkte ihm auch kein einladendes Lächeln. Dennoch begehrte er sie trotz seiner Schmerzen so heftig wie noch keine Frau vor ihr.
Keira kehrte mit einem Jungen in Kutte zurück, dessen Körper dem Wachstum seiner Hände und Füße noch nicht nachgekommen war. Sie stellte Liam den jungen Kester vor, dann eilte sie davon. Liam sah, wie der Novize ihr seufzend nachstarrte. Offenbar war der Knabe alt genug, um in eine Frau vernarrt zu sein. Wahrscheinlich hätte Liam darin einen gewissen Trost finden können, denn es zeigte, dass er nicht der Einzige war, den Keira verhext hatte. Aber niemand trachtete Kester nach dem Leben, dachte er grimmig, als sich der Junge schließlich ihm zuwandte.
3
Zwei Wochen Täuschung, dachte Keira, als sie mit dem Kräuterpflücken im Klostergarten fertig war und sich auf den Rückweg machte. So sah sie die Zeit, die sie mit Sir Liam Cameron verbracht hatte. Na ja, um ganz genau zu sein, waren es eher zehn Tage Täuschung, denn vier Tage lang war Liam kaum bei Bewusstsein gewesen.
Erst als sein Verstand allmählich klarer geworden war und sie angefangen hatten, sich über andere Dinge als seine Verletzungen zu unterhalten, hatte die Täuschung ihren Anfang genommen.
Sie schüttelte den Kopf über ihre Torheit. Aber es ging nicht anders, sie musste ihn täuschen; denn in gewisser Weise schützte sie damit auch sich selbst. Sie musste sich von ihm fernhalten, so gut es ging. Ihn allein zu lassen war noch nicht möglich, denn er bedurfte weiterhin ihrer Pflege, doch abgesehen davon musste sie einen Wall um sich errichten. Würde sie ihm ihre wirren, ständig wachsenden Gefühle enthüllen, und er auf welche Weise auch immer darauf eingehen, wäre sie verloren.
Der Mann war zwar alles, was sie sich je wünschen konnte, aber er stand viel zu hoch über ihr.
Außerdem musste sie an Ardgleann und seine Menschen denken. Um ihnen zu helfen, musste sie an einer Lüge festhalten. Kurz vor seinem Tod hatte Duncan sie das geloben lassen, und diesen Schwur wagte sie nicht zu brechen. Sie sah keine Möglichkeit zu bekommen, was sie jeden Tag mehr ersehnte, und gleichzeitig das Verprechen einzuhalten, das sie ihrem getöteten Ehemann gegeben hatte.
Sie stellte den Korb mit den Kräutern ab, trat an den Brunnen und begann, sich von dem Gartenschmutz zu säubern. Als Dank für die Kräuter, die sie ernten durfte, hatte sie ein wenig im Garten gearbeitet, und das war nicht zu übersehen. Sie war zwar nicht übermäßig eitel, doch sie konnte unmöglich in die Kate gehen, ohne zumindest zu versuchen, so gut wie möglich auszusehen.
»Törichtes Weib«, murrte sie laut, als sie einen Eimer Wasser hochzog.
»Aye, das stimmt. Ihr dachtet, Ihr könntet einen Mann folgenlos bis zum Wahnsinn in Versuchung führen.«
Keira fluchte leise, als sie sich umdrehte und ihr Blick auf Bruder Paul fiel. Der Mann wirkte erhitzt, und seine Augen funkelten wild.
Sie war zwischen ihm und dem Brunnen gefangen und nur mit dem Tuch bewaffnet, das sie gerade befeuchtet hatte, um sich zu waschen. Das könnte heikel werden, dachte sie, denn er sah nicht so aus, als sei ihm mit vernünftigen Argumenten beizukommen.
Liam saß auf der Bettkante und starrte finster zur Haustür hinüber. Er war ruhelos. Die meisten seiner Verletzungen waren
Weitere Kostenlose Bücher