Der ungezähmte Highlander
ihn jedoch gleich wieder schloss und die Lippen zusammenpresste. »Er wird mich dazu zwingen, und sei es nur, um ihn daran zu hindern, mich zu töten.«
»Ich glaube nicht, dass dieser Narr die Zügel in der Hand hält, Herr«, murrte Meggie, dann lief sie weg.
»Was meint sie damit?«, fragte Kester und sah Meggie stirnrunzelnd nach.
»Das wollte ich auch gerade fragen«, murmelte Liam.
»Cameron, du Ehezerstörer, komm heraus!«
»Glaubt ihr, dass wir diesen Narren zur Vernunft bringen können?«, fragte Tait und gesellte sich zu Liam und Kester, die sich schon auf den Weg zum Hof vor dem Eingang zum Wohnturm gemacht hatten, in dem Sir Kinnaird lauthals eine Beleidigung nach der anderen von sich gab.
»Bis jetzt ist mir das noch nicht gelungen«, erwiderte Liam.
»Das habe ich befürchtet.«
Keira stand auf der Schwelle des Schlafgemachs, das man Lady Maude Kinnaird zugewiesen hatte, mit Joan an der Seite. Joan, Meggie und sie hatten schließlich aufgegeben zu erraten, welches böse Spiel diese Frau mit ihnen spielte, und waren ins Bett gegangen. Als sie ein paar Stunden später aufwachte, fühlte sich Keira noch sehr müde, ihr tat der Kopf weh, und ihr war nicht nur ein bisschen flau gewesen, ihr Magen hatte offen rebelliert. Während sie sich bemühte, ihn zu beruhigen und sich anzuziehen, hatte sie die Schlussfolgerungen, die sie über Lady Maudes Verhalten angestellt hatten, infrage gestellt. Doch als sie jetzt sah, wie die Frau lächelnd auf ihren tobenden Gemahl hinunterblickte, fielen sämtliche Zweifel von ihr ab.
Sie marschierte zu Lady Maude, packte sie am Arm und drehte ihn ihr um. »Gefällt Euch das kleine Stück, das Ihr geschrieben habt, M’lady?«
»Lasst mich sofort los!«, fauchte Lady Maude. »Wer, glaubt Ihr, dass Ihr seid, mich so zu behandeln?«
»Die Herrin dieses Keeps, zu dem Ihr Euch gewaltsam Zutritt verschafft habt. Die Ehefrau des Mannes, den Euer Ehemann töten will. Und die Frau, die Euch den Arm brechen wird, wenn Ihr meine Fragen nicht rasch und wahrheitsgemäß beantwortet.«
»Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.«
Keira verstärkte ihren Griff und zuckte bei Lady Maudes Schmerzensschrei zusammen. Keira wartete darauf, dass sich die Heilerin in ihr über ihr Tun empören würde, aber sie konnte nicht die leiseste Spur von Reue oder Abscheu entdecken. Wahrscheinlich, weil sie sich so sicher war, dass Lady Maude diese Ränke geschmiedet und alles getan hatte, damit die zwei Männer mit vorgehaltener Klinge aufeinander losgingen. Wenn sie verhindern konnte, dass sich die beiden gegenseitig töteten oder verstümmelten, indem sie dieser Frau wehtat, dann würde sie nicht die leisesten Gewissensbisse haben.
»Treibt es nicht zu weit, M’lady«, meinte sie. »Ich bin nicht sehr gut gelaunt. Mir schmerzt der Kopf, und mein Magen freut sich nicht über den Geruch des Rosenwassers, mit dem Ihr Euch von oben bis unten begossen habt. Also beantwortet mir meine Frage: Welchen der beiden Männer wollt Ihr tot sehen und warum?«
»Was redet Ihr da?«
»Ich kann Euch den Arm brechen, glaubt mir.«
»Aye«, meinte Joan und wagte einen Blick aus dem Fenster. »Sie hat meinem Mann jeden einzelnen Finger seiner Hand gebrochen.«
Keira musste beinahe grinsen, als Lady Maude kreidebleich wurde. Joan war es hervorragend gelungen, ihrer Drohung Nachdruck zu verleihen; und da sie die Wahrheit sagte, klang sie umso überzeugender. Natürlich konnte Lady Maude nicht wissen, dass es nur deshalb geschehen war, um Malcolms Hand einzurichten, damit sie richtig heilte.
»Nay, Ihr begreift es einfach nicht. Liam und ich …«
»Da war nichts«, fauchte Keira. »Liam hat es sich zur Regel gemacht, niemals an einem Ehebruch mitzuwirken, und daran hat er sich gehalten. Glaubt Ihr etwa, er hat fünf Jahre im Kloster verbracht, nur weil ihm die Kutte gefallen hat? Er glaubt an die göttlichen Gesetze und kann Regeln befolgen, auch wenn er sie sich selbst gegeben hat. Er hat wohl einige Jahre der Wollust gefrönt, aber er hat nie einem Ehemann die Hörner aufgesetzt. Also versuchen wir es noch einmal mit der Wahrheit.«
»Er hat es mit meiner verheirateten Schwester getrieben. Das hat sie mir selbst erzählt.«
»Sie hat gelogen.«
»Offenbar kommt dieser Charakterzug in der Familie häufig vor«, murmelte Joan.
»Ach, was wisst Ihr schon, Ihr kennt meine Schwester Grace nicht.« Lady Maudes Stimme klang rau vor Schmerzen, aber auch vor Wut, wie Keira vermutete. »Sie kann jeden Mann haben, den
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