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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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«
    » Ich bin sicher, dass er schlau genug ist, sich von mir fernzuhalten. «
    » Maeve, du bist der erste Fehler, der ihm unterlaufen ist « , erinnerte mich Rob sanft. » Ich bezweifle, dass er besonders schlau agiert, wenn es um dich geht. «
    » Wie beruhigend. «
    » Ich möchte, dass du beunruhigt bist. Und dass du vorsichtig bist. Und dass dir nichts passiert. «
    Die Offenheit, mit der er das sagte, war mir peinlich, aber andererseits gab es ja keinen Grund mehr, etwas zu verbergen. Und in dem Augenblick hatte ich mich entschieden.
    » Dürfte ich kurz mit Ihnen sprechen, Sir? «
    » Jetzt, Maeve? « Godley sah auf die Uhr; es schien ihm nicht zu passen. » Ich will gerade los, um Lee Bancroft noch einmal zu verhören. Wir sind immer noch dabei rauszufinden, wen sie vor Patricia entführt haben. Sie war mit Sicherheit nicht die Erste, aber Lee ist einfach nicht bereit zu kooperieren. «
    Ich lenkte sofort ein, eigentlich würde ich dieses Gespräch sowieso lieber nicht führen. » Dann danach. «
    » Einverstanden. « Godley war schon im Gehen, kehrte aber plötzlich noch einmal um. » Haben Sie eigentlich mit Lee gesprochen? «
    » Ja, vor der ersten Vernehmung. Als er noch nicht unter Verdacht stand. «
    » Wollen Sie’s versuchen? Kann sicher nicht schaden, wenn er mal noch ein anderes Gesicht sieht. «
    » Selbstverständlich. « In meinem Rücken spürte ich Belcotts vernichtenden Blick, als ich mit Godley zusammen losging. Zieh’s dir rein, du kleine Kriecherin.
    » Er hat sich nach Ihnen erkundigt. « Godley klang etwas betreten, und auf einmal wusste ich, was jetzt kam. Ich ging in die Offensive.
    » Ich soll mit ihm flirten. Das Dummchen geben. «
    » Konfrontation bringt hier nichts. Sie haben mehr drauf als das, kein Zweifel, aber… «
    Ich lächelte ohne jeden Humor. » ›Der Zweck heiligt die Mittel‹, wie DI Derwent sagen würde. «
    » Nun, Machiavelli hat es zuerst gesagt. «
    » Ich bezweifle, dass er es so gemeint hat wie Derwent. «
    Wir hatten die Tür des Vernehmungsraums erreicht. Ich zog meine Jacke aus, knöpfte meine Bluse ein Stück auf, löste meine Haare aus der Spange und schüttelte sie locker. Ich hasste Godley dafür, dass er mich darum gebeten hatte, und ich hasste mich dafür, dass ich nicht nein gesagt hatte. Aber wenn ich Lee damit zu einem Geständnis bringen konnte, war es das wert, sagte ich mir. » Wie sehe ich aus? Unprofessionell? «
    » Und wie. « Godley reichte mir einen Ordner. » Fotos möglicher Opfer. Sie sind innerhalb des fraglichen Zeitraums verschwunden. Wurden seither nicht wieder gesehen. « Der Ordner war deprimierend gut gefüllt.
    » Danke. « Ich holte tief Luft und atmete ganz langsam aus. » Ich bin bereit. «
    Godley öffnete die Tür und sagte über die Schulter zu mir: » Ich halte das trotzdem für keine gute Idee– oh! Mr. Bancroft, Sie sind ja schon da. « Noch ein verunsicherter Blick in meine Richtung. Und der Oscar geht an…
    Ich betrat den Raum mit trippelnden Schrittchen anstelle meiner üblichen ausladenden Gangart. Dann sah ich Lee Bancroft nervös an, warf seinem Anwalt einen Blick zu und starrte wieder zu ihm– so wachsam wie ein Kaninchen ins Scheinwerferlicht.
    » Mr. Bancroft. Oder– darf ich Lee zu Ihnen sagen? «
    » Maeve. « Er lächelte. » Schön, Sie wiederzusehen. «
    » Fangen wir bitte an mit dem Gespräch « , warf Godley barsch ein und drückte mit gespielter Ungeduld auf dem Tonband herum.
    » Sie haben mich beobachtet « , sagte ich sehr sanft mit Augen so groß wie Suppentassen. Das ist jetzt nur für dich bestimmt, Lee. Ich möchte ganz allein mit dir reden. » Davon hatte ich ja gar keine Ahnung. «
    » Hat uns gut gefallen. Und es war nett, Sie kennen zu lernen. « Noch ein Lächeln. » Manchmal sind die einfachen Freuden ja die schönsten. «
    » Ach so, das war es, ja? Eine einfache Freude? « Ich setzte eine verzagte Miene auf und biss mir auf die Lippe. » Ich hatte nur eben keine Ahnung davon. «
    » Jetzt hören Sie mit dem Geplauder auf, Maeve, und machen Sie Ihre Arbeit. « Godley schaltete das Gerät ein und trug die Präambel vor, in gelangweiltem Ton, als wollte er es nur hinter sich bringen. Dann ließ er sich in den Sessel neben mir fallen. Ich nahm seine Anwesenheit kaum zur Kenntnis und starrte wie hypnotisiert in Lees Augen.
    » Sie dürfen jetzt anfangen. «
    » Oh. Ja, okay. « Ich öffnete den Ordner und schloss ihn verwirrt wieder. » Wir wollten Sie nach den anderen vermissten Frauen

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