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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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durchgeführten genetischen Verbesserung wirklich eine sehr lange Zeit sein. Keine Regierung irgendeines der Mikrostaaten würde sie jemals an die Norths ausliefern, selbst wenn sie wussten, dass sie die Staatsbürgerschaft erst auf deren Gebiet angenommen hatte. Und die meisten von ihnen forderten auch keinerlei Identitätsnachweis oder Registrierung. Aber das wär’s dann auch schon; sie würde auf St Libra bleiben und ihr Dasein in der hintersten Provinz fristen.
    Heute hingegen würde es ihr vielleicht noch gelingen, durch das Gateway zu kommen und zur Erde zurückzukehren. Selbst wenn sie sie nicht schon längst suchten, um sie zu verhören, würden die Norths sie spätestens morgen ganz sicher in ihrem Gewahrsam haben wollen. Und die Soldaten bei den Gateways würden nach ihr Ausschau halten.
    Sobald das Flugzeug in Reichweite des Transnets von Highcastle gelangt war, hatte Angela die neuesten Nachrichten abgerufen. Es ging nur um das Blutbad im Herrenhaus. Bisher wurde ihr Name nicht genannt. Entweder wollte man sie nicht wissen lassen, dass sie bereits gejagt wurde, oder man hatte noch nicht begriffen, dass sie fehlte. Doch wenn sie sie schon jagten, hätte sie beim Verlassen des Flugzeugs verhaftet werden müssen – es sei denn, ihr plumper Identitätswechsel hatte sie tatsächlich getäuscht. Wenn dem wirklich so war, dann würde es doch bestimmt nicht für immer so bleiben.
    Also Fernstraße A.
    Zehn Minuten später war sie im Gateway-Transit-Terminal. Helin Anisios E-I bestätigte ihre Identität als libysch-italienische Staatsbürgerin, und der Scanner, auf den sie ihre Hand legte, bestätigte, dass die biometrischen Daten zu den GE-Bürgerdaten von Ms Anisios passten. Sie erklärte den gelangweilten Angestellten der Agency-Belegschaft, dass sie gerade von einem zweiwöchigen Urlaub in Abellia zurückkam. Auf die Frage, ob es ihr gut gehe, versicherte sie, dass das Zittern von der Erkältung stamme, die sie sich geholt habe, nachdem sie in der vorangegangenen Nacht in einen Regenguss geraten sei.
    Angela trat durch das Gateway in die Empfangshalle des GE-Border-Direktorats auf der Erde. Das Einzige, das Helin Anisio nicht besaß (da sie in Wirklichkeit gar nicht existierte), war ein GE-Visum-Chip Abellias. Das war der einzige Gegenstand zur Stützung der Identität ihrer Legende, an den zu gelangen sich als unmöglich erwiesen hatte. Angela störte das nicht, denn sie war jetzt auf dem richtigen Planeten und musste nur ihre Identität wieder wechseln. Sie steckte ihren Angela-Tramelo-Visum-Chip in den Schlitz – und rings um sie brach die Hölle los.
    »Wieso sind Sie weggelaufen?« Diese Frage stellte man ihr in den nächsten drei Monaten unablässig. Mehr als einmal wachte Angela auf und rief den Satz: »Wenn Sie unschuldig sind, warum sind Sie dann weggelaufen?«
    »Weil ich Angst hatte«, war einfach eine Untertreibung. Und natürlich konnte sie ihnen nicht sagen, warum sie wirklich weggelaufen war, was der wahre Grund für ihre Anwesenheit im Herrenhaus gewesen war. Über die ganze Sache mit dem »Außerirdischen-Monster« wurde hingegen einfach nur gelacht, weil man darin ihren armseligen, durchsichtigen Versuch sah, sich zu verteidigen.
    Drei Monate lang gingen immer wieder neue Anfragen und sogar leichte Drohungen beim GE Justice Directorate ein, Angela Tramelo nach Abellia auszuliefern, damit sie dort vor Gericht gestellt werden könnte.
    Aber Abellias staatlicher Status war rechtlich nicht definiert. Eigentlich gab es keine Abkommen zwischen GE und Abellia. Und dann war da das verfassungstechnische Herzstück von GE: das Recht auf Leben. Kein Gefangener oder Verdächtiger konnte an einen Staat ausgeliefert werden, in dem die Todesstrafe galt.
    Abellias Rechtsabteilung behauptete, dass es in dem Stadtstaat keine Todesstrafe gäbe. Das GE Directorate entgegnete darauf, dass sich in dem Lehensbesitz der Norths auch kein Präzedenzfall finden lasse, der sich gegen die Todesstrafe aussprach.
    Es war das einzige Argument zugunsten von Angela. Ihr Fall wurde im Londoner Old Bailey verhandelt. Sie hatte einen guten Verteidiger, der vom Staat bezahlt wurde und sich verzweifelt bemühte, als unparteiisch angesehen zu werden. Auf Seiten der Staatsanwaltschaft gab es sieben Senior-Anwälte, von denen sechs von der Northumberland Interstellar bezahlt wurden.
    Entgegen aller Erwartungen wurde Angela im Laufe der Zeit, während sie im Gefängnis auf ihre Verhandlung wartete, immer verärgerter und

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