Der unsichtbare Killer
widerwillig.
Angela nutzte ihren Vorteil. »Schön, zeigen Sie mir, was zu tun ist, und erteilen Sie Zugangsbeschränkungen für alles andere. Dann werden Sie ja rausfinden, ob ich irgendwie von Nutzen bin.«
»Warum tun Sie das?«, fragte Elston.
»Um ehrlich zu sein, langweile ich mich hier zu Tode. Und wir beide, Sie und ich, wissen, dass nicht ich die Böse bin. Das Böse wartet da draußen auf uns.«
»Okay. Sie haben einen Versuch.«
»Danke.«
»Forster, zeigen Sie ihr den stumpfsinnigen Kram.«
Der Verwaltungsbereich von Wukang war in einer Qwik-Kabine untergebracht. Angela konnte es kaum glauben, aber die Arbeitskabinen hier waren sogar noch kleiner als die in Sarvar. Forster zwängte sich neben sie und erklärte ihr das Betriebssystem und die Vorgänge, die verwaltet werden mussten. Obwohl es im Netzwerk semi-intelligente Software gab, war man bei einem Unternehmen wie Wukang, wo jedes aufkommende Problem einzigartig war, immer noch auf den Einsatz und die Fähigkeiten von Menschen angewiesen, die im Gegensatz zu Software aufgrund ihrer Erfahrungen in der Lage waren, eine Situation zu bewerten.
»In der Theorie sollte sie nach etwa einer Woche alles gelernt haben«, sagte Forster. »Dann können wir uns entspannt zurücklehnen.«
»Und in der Wirklichkeit?«
»Werde ich so lange hier festsitzen, bis wir unsere Sachen packen und nach Hause zurückkehren.«
Sie grinste; sein Pragmatismus gefiel ihr. Forster flirtete die ganze Zeit leicht mit ihr, worauf sie weder einging noch es abwehrte. Er war sicher nicht so nützlich wie Paresh, aber sie hatte nicht vor, zu diesem Zeitpunkt irgendwelche Möglichkeiten auszuschließen.
Die Software war lächerlich einfach, die Arbeit banal. Angela begann, den Einsatz des Personals in der nächsten Woche umzuorganisieren, teilte Teams den Erkundungsplänen zu, die Elston und Antrinell ausarbeiteten, errechnete die dafür benötigten Ausrüstungs- und Versorgungsgegenstände und schickte Sarvar Angaben über benötigte neue Lieferungen.
»Das läuft ziemlich gut«, räumte Forster ein, während sie sich durch die Schätzungen des täglichen Treibstoffverbrauchs arbeitete.
»Es ist nicht gerade eine Wissenschaft.«
Forster verließ sie neunzig Minuten später und erklärte ihr, dass sie ihn rufen sollte, wenn sie ein unlösbares Problem hätte. Er sei gleich auf der anderen Seite der Kompositwand, sagte er mit einem leicht hoffnungsvollen Lächeln.
Angela wusste, dass es sinnlos war, von der Konsole in der Qwik-Kabine irgendwelche umstürzlerischen Programme in das Netzwerk des Lagers einschleusen zu wollen – Elston hatte sicherlich längst Monitore eingerichtet, um zu sehen, was sie vorhatte. Glücklicherweise war so etwas aber auch gar nicht nötig. Die Überprüfung der Personalakten war Teil ihrer Arbeit. Nachdem sie also die Aufgaben und Einsätze für Freitag organisiert hatte, neu angesetzte Überführungsflüge hinzugerechnet und die Wartungsschichten für die Land Rover verschoben sowie zehn andere heikle Variablen abgearbeitet hatte, rief sie die Personalakten auf und machte sich daran, die Kurzberichte zu lesen.
Da sie ihre E-I benutzte, um sich mit dem Netzwerk zu verbinden und den Datenfluss innerhalb des Bedienfelds zu manipulieren, war es leicht, die Dateien in den kompakten Memory Cache zu kopieren, der unauffällig in ihrem Allzweckgürtel steckte. Etwas, das Elston nur dann erkennen konnte, wenn er über sehr gute Software verfügte; und wenn er es tat, würde er auch wissen, warum sie es tat – oder zumindest glauben, er wüsste es. Der einzige Grund, die Akten zu kopieren, bestand darin, sie später gründlich zu lesen, und genau das hatte sie vor. Elston würde sehen, dass Angela Detektiv spielte, weil Mullain in diesen Akten etwas gefunden hatte, das wichtig genug war, um getötet zu werden. Logischerweise musste es eine Diskrepanz geben, die groß genug war, um die gesamte Identität von jemandem in Frage zu stellen. Jemand in Wukang operierte unter einer Tarnidentität.
Angela wusste natürlich, wer es war. Was sie aber während des langen Monats seit jenem schicksalsträchtigen Sonntag Anfang Februar noch immer nicht herausbekommen hatte, war der Grund. Sie hoffte, die Datei würde ihr einen Hinweis liefern. Und sie würde sie erst später richtig lesen, ebenso wie alle anderen, denn Elston durfte nicht erfahren, an wem sie so interessiert war.
Eine Stunde später saß Angela immer noch an ihrem neuen Arbeitsplatz, als Elston in
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