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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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überprüft. Ich konnte ihn mit der Hand umstoßen, also könnte man ihn locker mit einem Stadttaxi niederfahren. Und jetzt sehen Sie sich das hier an.«
    Er wies seine E-I an, die Datei zu wechseln. Ein körniges, blaugraues Bild erschien, das einen zweispurigen Weg zeigte, auf den Schnee fiel. Die Gebäude am Flussufer warfen unscharfe Schatten. Das Straßenlicht war schwach. Autos wirkten wie Kleckse mit Scheinwerferlichtern, die langsam vorankrochen. »Sie haben das Macromesh dort zerrissen und verbrannt, wo die A695 die Park Road kreuzt, die fast auf gleicher Höhe mit dem Weg liegt. Die Meshes, die Bilder von diesem Straßenabschnitt liefern könnten, wurden ebenfalls zerrissen. Allerdings habe ich gestern Abend nach zwei Stunden Suche in den Logs, in denen wir bisher noch nicht nachgeschaut hatten, das hier gefunden. Das Bild stammt von dem Mesh eines Holzlagerplatzes an der Georges Road, etwa fünfhundert Meter weiter weg. Sie haben sich gar nicht erst die Mühe gemacht, es zu rippen – der Winkel ist hundsmiserabel und die Auflösung noch schlimmer, weil es nie dazu gedacht war, die A695 entlangzusehen. Aber trotz all dieser Nachteile gewährt es uns tatsächlich einen Blick auf die Straße. Sie sehen hier ein vergrößertes Bild. Es ist jetzt Sonntagabend, zehn Uhr drei.«
    Die E-I erhellte ein Scheinwerferpaar, das aus der Park Road kam, mit einer purpurnen Leiste. »So weit unsere vorbereitenden Analysen des Makromeshs gezeigt haben, ist dieses Taxi die Park Road entlanggefahren, rechts auf die A695 abgebogen und weiter nach Westen gefahren. Das Makromesh an der Kreuzung war zerrissen, aber das spielte keine Rolle, denn die Taxi-Lizenz ist die gleiche – in dem Moment, wo es in den Riss hineinfährt, und zweiunddreißig Sekunden später, wenn es ihn verlässt. Sämtliche Daten der Simulation zeigen uns ein Taxi, das ganz normal da entlangfährt, also gab es auch nichts zu überprüfen. Wir haben es nicht in unsere Liste der Zweihundertundsieben aufgenommen. Warum auch?«
    Er wies seine E-I an, das Bild abzuspielen. O’Rouke beugte sich nach vorn. Das Scheinwerferpaar wandte sich nach rechts auf die A695 und bog dann scharf links in den Weg ein. Die Scheinwerfer verschwanden. Doch im gleichen Moment bog ein anderes Auto auf die A695 ein. »Ein anderes Taxi, der gleiche Lizenz-Code«, sagte Sid. »Der Wechsel ist perfekt synchronisiert. Wahrscheinlich haben sie das Austauschfahrzeug schon am Samstag dort geparkt; immerhin haben sie den ganzen Tag damit verbracht, uns die Falle zu stellen.«
    O’Rouke nickte in Richtung Bildschirm. Er blickte den hellen Schimmer der Scheinwerfer ununterbrochen an. »Lassen Sie die Simulation noch einmal laufen«, flüsterte er wütend. »Finden Sie das Arschloch und bringen Sie es mir.«
    Diesmal war der Kontrollraum des Immersionstheaters voll besetzt. Dieses Mal wollten die anderen dabei sein und an dem teilhaben, was geschah. Die Neuigkeit, dass Sid sich am Morgen O’Rouke entgegengestellt hatte, hatte sich innerhalb von Sekunden in der Market-Street-Wache verbreitet. Dann war das private Treffen vorbei, und Sid hatte die Erlaubnis, die große Simulation noch einmal laufen zu lassen …
    Das ursprüngliche Ermittlungsteam war natürlich dabei, mit Dedra und Eva an den Konsolen. Ian stand zusammen mit Abner und Ari auf der einen Seite. Lorelle war da. Sie ignorierte Chloe Healy und Jenson San, die gleich rechts von ihr warteten, total. Ganz vorn und so dicht am Glas, dass es von seinem Atem beschlug, stand O’Rouke und sah zu, wie Sid persönlich durch die knietiefe photonische Stadtlandschaft watete, während er das Taxi durch das Gewirr der verschneiten sonntagabendlichen Straßen rückwärtslaufen ließ. Aldred 2North war gerade in dem Moment in der Market- Street-Wache angekommen, als die Simulation zu laufen begann; jetzt stand er schräg hinter O’Rouke und sah aufmerksam zu.
    Das Bild entfaltete sich in Fünf-Sekunden-Abschnitten und ermöglichte Sid und Dedra und Eva auf diese Weise, jedes Mal die Logdaten zu prüfen, zu bestätigen und so sicherzustellen, dass sie immer noch das gleiche Taxi beobachteten, dass es seinen Lizenz-Code nicht verändert und es keinen neuen Austausch gegeben hatte.
    »Und das haben Sie bei zweihundertundsieben Taxis gemacht?«, fragte O’Rouke. »So wie jetzt, stoppen und prüfen?«
    »Ja, Sir«, sagte Ian.
    »Verdammte Scheiße. Das ist … gute Arbeit.«
    »Danke, Sir.«
    Sid hörte den Wortwechsel, aber er hielt sich raus.

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