Der unsichtbare Killer
überrascht von der Seite an. Dieser Ton gefiel ihm gar nicht – er grenzte an Verlegenheit, was bei einem North vollständig falsch war, erst recht bei Aldred. O’Rouke, dessen politische Wahrnehmungsfähigkeit noch um einiges schärfer war als die von Sid, versteifte sich ebenfalls. »Was immer Sie beisteuern, wird wertvoll sein«, sagte der Chief Constable mit neutraler Stimme.
»Ich wohne in der St-James-Singletown. In einem Penthouse im Südflügel.«
»Verstehe«, sagte Sid und versuchte, sich die Implikationen klarzumachen. Rechtlich gesehen konnte Aldred damit wahrscheinlich nicht weiterhin als ihr Verbindungsmann gelten, denn jeder Verteidiger würde behaupten, dass seine Anwesenheit sich nachteilig auswirken und das Beweismaterial potenziell verfälscht würde. Andererseits ging es bei dem hier nie darum, wie es vor Gericht erscheinen würde.
»Um die Wahrheit zu sagen, leben mehrere meiner Brüder in St James«, sagte Aldred. »Ich vermute, das musste so sein. Es ist ein exklusiver Ort, der noch dazu mitten in der Stadt liegt. Er ist perfekt für uns.«
»Dies könnte einige Auswirkungen auf den Fall haben«, sagte O’Rouke vorsichtig. »Rein rechtlich gesehen. Detective?«
Vielen Dank auch. »Haben Sie ein Alibi für den Freitag, an dem der Mord verübt wurde?«, fragte Sid mit ruhiger Stimme.
»Ein Alibi?« Aldred zog beide Brauen hoch.
»Ja, Sir. Sobald es bestätigt ist, können wir jedem Verteidiger, der unsere Logs überprüft, zeigen, dass keine Beeinflussung vorliegt.«
»Ah, ich verstehe. Tatsächlich war ich an diesem Tag in London und habe an einigen Meetings teilgenommen. Lassen Sie mich nachsehen.« Er murmelte seiner E-I etwas zu. »Ich habe St James an diesem Morgen um 9:45 mit dem Auto verlassen und bin direkt zum Hauptsitz meiner Abteilung gefahren. Mein Helikopter war gebucht und wartete auf dem Landeplatz auf dem Dach. Ich bin dann nach London runtergeflogen. Meine E-I kann Ihnen die Liste der Meetings geben, zusammen mit den Namen und Kontaktcodes aller anderen Teilnehmer der Meetings. Ich bin um zehn Uhr abends zurückgeflogen und war etwa um ein Uhr früh am Samstagmorgen wieder in St James.«
Sid nickte mit beträchtlicher Erleichterung. »Das dürfte leicht zu überprüfen sein. Geben Sie mir die Dateien und den Lizenzcode des Autos, das Sie benutzt haben, und ich werde Eva eine Bestätigung durchführen lassen. Dürfte nicht mehr als eine Stunde dauern.«
»Ausgezeichnet.«
»Das haben Sie schnell geklärt«, sagte O’Rouke.
»Ja, Sir.«
»Könnte das Opfer dann also ein Bewohner von St James sein?«, fragte O’Rouke.
»Nein, Sir«, sagte Sid. »Der Aufenthalt sämtlicher A-Norths ist geklärt.«
»Ist es dann überhaupt von Bedeutung, dass der Mord in einer Singletown passiert ist, in der einige der Brüder leben?«
»Wir werden mehr wissen, wenn wir den Taxifahrer in Gewahrsam haben und den genauen Tatort kennen.« Sid hasste es, derartige Nicht-Antworten zu geben, aber er war schon so lange bei der Polizei, dass sie ihm leicht über die Lippen kamen.
»In Ordnung. Ich möchte ab sofort über jedes Update informiert werden.«
»Natürlich. Da ist noch etwas«, sagte Sid und unterdrückte ein Lächeln darüber, wie er plötzlich zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geworden war. Diese Art politisches Geschacher war das, was diese beiden am besten konnten.
»Was denn, Detective?«
»Wenn wir den Taxifahrer identifiziert haben, möchte ich, dass mein Team die Verhaftung vornimmt«, sagte Sid. »Das haben sie verdient. Sie haben sich jetzt zwei Monate lang die Ärsche abgearbeitet.«
Aldred und O’Rouke wechselten einen Blick.
»Das ist nur fair«, sagte O’Rouke. »Ich werde mich hinterher der Presse stellen, um zu verkünden, dass wir einen Verdächtigen in Gewahrsam haben, und dafür sorgen, dass Sie die ganzen Lorbeeren kassieren.«
Sid musste sich große Mühe geben, nicht laut zu lachen. O’Rouke kannte wirklich alle erdenklichen Tricks, und er setzte sie skrupellos ein. »Danke, Sir.«
Donnerstag, 14. März 2143
Sid hätte eigentlich wissen müssen, dass es dann doch nicht so leicht sein würde. Ian hatte angerufen, kaum dass er die gewaltige Singletown erreicht hatte, und ihm mitgeteilt, dass das Gebäude am fraglichen Samstag einer Zerfetz-Attacke ausgesetzt gewesen war. Die elektronische Support-Company, die St James beschäftigte, um das Netzwerk in Gang zu halten, hatte die Meshes erst am Montag um die Mittagszeit wieder vollständig
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