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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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blubbernden Whirlpool. Blickte auf seine Kleider hinab. Ausziehen? Vielleicht nur die Stiefel.
    Und da war er, als sie wieder hereinkam. Er saß auf einem großen Kissen am Boden und zog gerade seine Bauer-auf-Stadtrundgang-Stiefel aus, so uncool, wie es nur ging. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass er zu nervös sein könnte, dass er zu viel getrunken hatte, dass er ihren Erwartungen und Anforderungen nicht gerecht werden würde. Dass die Nacht ein Reinfall werden würde wie … nun, nicht so viele Nächte zuvor, aber es war durchaus vorgekommen. Als er hastig wieder auf die Füße kam, war dieser ganze Anflug von Zweifel verschwunden. Allein, sie in dem aufreizenden Negligee zu sehen, in das sie geschlüpft war, mit den schwarzen Seidenbändern und Spitzenaufschlägen, die so viel unglaubliche Haut erahnen ließen, verschaffte ihm die härteste Erektion seines Lebens. Angela bemerkte es und lächelte stolz. Sie ließ ihn dort stehen, während sie ihm die Kleider auszog, was an sich schon eine amouröse Folter war.
    Als sie fertig war und er nackt mitten im Zimmer stand, hielt sie inne; mit einem polierten Nagel klopfte sie sich in gespielter Unentschlossenheit an die Zähne, während sie sich im Wohnzimmer umblickte. »Wo zuerst?«, überlegte sie. »Auf dem Vorleger vor dem Feuer? Im Whirlpool?«
    Saul hielt es nicht mehr aus, er brüllte, als er sich auf sie stürzte. Angela kreischte und kicherte, während sie auf die Kissen fielen.
    Sie verbrachten fünf Tage im Haus. Fünf Tage nackt. Fünf Tage, an denen sie die Arbeit ignorierten, abgesehen von einer Autorisierung der Zahlung an Massachusetts Agrimech. Fünf Tage des Redens und Lachens (als lebenslanger Demokrat war er ein wenig schockiert, dass eine so wunderbare Frau solch republikanische Tendenzen aufwies). Fünf Tage, an denen sie sich jede Mahlzeit liefern ließen. Fünf Tage mit dem heißesten Sex, den Saul je gehabt hatte. Das war Sex für Erwachsene, entschied er, und es war eine wunderbare Offenbarung: Sie waren Erwachsene, die ohne Folgen das taten, was ihnen gefiel. Mehr als alles andere, mehr als die Auseinandersetzungen mit seinen Eltern, die Suche nach der Farm, das Aufwenden seines gesamten Erbes für seinen Traum, war es das hier, was ihn wirklich frei machte. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich vollständig.
    »Warum ich?«, flüsterte er ihr irgendwann während der dritten Nacht ins Ohr. Sie lagen auf ein paar Kissen, die sie mit hinaus auf die Veranda genommen hatten, und ließen sich von der warmen Meeresbrise den Schweiß auf den Körpern trocknen. Sich draußen zu lieben, wo jemand sie hätte sehen können, selbst mitten in der Nacht, hatte ihn auf überraschende Weise erregt. So viel jugendliche Zurückhaltung brach sich die Bahn, dass er mit seiner Begeisterung dieses eine Mal auch Angela beeindruckt hatte. Nun hielt er sie dicht an sich gepresst und genoss die Berührung ihrer Haut auf seiner Brust und bis hinab an seinem Bein. »Du hättest jeden haben können, den du willst, und das weißt du. Warum ich?«
    Sie streckte einen Arm aus und griff nach dem Weinglas, um einen großen Schluck zu nehmen, ehe sie antwortete. »Du bist ich«, sagte sie.
    »Kaum. Das verstehe ich nicht.«
    »Ich ohne den Ballast. Ich, wie ich sein will. Diese Farm, die du da hast. Damit hast du den Sprung gewagt, von dem ich mir einrede, dass ich ihn noch machen werde. Du glaubst an dich, und du bist bereit, das Risiko einzugehen. Es ist lange her, seit ich an mich geglaubt habe.«
    Er küsste sie, um sie davon abzuhalten, etwas so Frevlerisches zu sagen; er wollte sie besitzen, wollte zu ihr gehören. »Ich weiß, was Liebe ist«, sagte er zu ihr. »Du bist es.«
    Jener rätselhafte Ausdruck trat wieder auf ihr Gesicht. Er wusste nicht, was für ein Urteil sie fällte, alles, was er tun konnte, war, auf einen günstigen Ausgang zu hoffen.
    »Du bist ein guter Mann, Saul Howard«, sagte sie schließlich. »Ich habe nicht geglaubt, dass es solche noch gibt.«
    Am fünften Tag, als das Licht der Dämmerung durch die offenen Verandatüren hereinfiel, ging Saul auf beide Knie und blickte ehrerbietig zu seinem Engel mit dem wilden Haar auf. Mit jeder Unze Mut brachte er sich dazu, zu sagen: »Bitte heirate mich, Angela.«
    »Das ist sehr lieb –«
    »Nicht!« Er zog sie herab, sodass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren, und er konnte die Fassungslosigkeit in ihren grünen Augen erkennen. »Schieb jetzt nicht diese ›Oh, wie lieb‹-Routine vor,

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