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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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das zu Fuß weniger als eine Minute von der örtlichen Metrostation entfernt war. Und der Zug brachte sie zur Arbeit direkt in die South Station, also benötigte sie kein Auto.
    Ihre Unterhaltung drehte sich oft um Geld, stellte er fest; wie sie es verdiente, oder was die Dinge kosteten.
    »Ich bin wie du«, bemerkte sie beim Essen an jenem Abend. Nach Darryl’s waren sie in das Luciano gegangen. »Ich will einen Neuanfang machen. Wenn man das richtig anstellen will, braucht man Geld.«
    »Neuanfang?«, lachte er. »Meinst du nicht einfach nur einen Anfang? Einen Neuanfang macht man nur, wenn man es auf Jahre vermasselt hat.«
    »Ich bin einundzwanzig«, sagte sie. »Und ich habe genug getan, um neu anfangen zu wollen.«
    »Okay, was für eine Art Anfang hast du dir denn vorgestellt?«
    »Habe ich noch nicht entschieden. Aber du machst es richtig, wenn du von der Erde wegziehst. Hier ist zu vieles etabliert, und jedermann ist besorgt um den Status quo und will auf Nummer sicher gehen. Die Steuern sind ein geschäftsfeindlicher Witz. Der Grad an Regulierung ist eine Beleidigung, existiert aber nur, um den Bürokraten sichere Jobs zu verschaffen. Echtes Wachstum ist unter diesen Umständen schwierig, vor allem für eine bescheidene Existenzgründung. Nein, man muss den Blick auf die Grenzgebiete richten. Dort sind die Leute wirklich wieder frei. Das Land, in dem alles möglich ist.«
    »Ich meine, du stehst doch eigentlich ausgesprochen gut da.«
    »Verglichen mit wem?«
    Das war es – sie war genauso klug wie schön. Tatsächlich machte er sich Sorgen, dass sie viel klüger war als er. Während der ersten Hälfte des Dates hatte er Angst, ihr würde auffallen, dass er nicht gut genug war. Er hatte bereits akzeptiert, dass sie um einiges härter war als er.
    »Willst du mit zu mir kommen?«, fragte sie beim Kaffee. »Ich will heute Abend wirklich nicht deine Eltern kennenlernen.«
    Saul dachte, er fange gleich an zu weinen. Der Abend war berauschend gewesen, sie war ein Traum von einem Mädchen. Er war davon ausgegangen, wenn er den Abend überleben und ein zweites Date ergattern würde, hätte er es besser gemacht, als er es verdiente.
    »Das würde ich sehr gerne«, sagte er einfach.
    Sie nahmen einen Metrozug von der South Station und fuhren damit bis hinab nach North Quincy. Von dort aus war es eine kurze Taxifahrt zu ihrer Wohnung in der Apthorp Street. North Quincy war eine große Wohnsiedlung, die in den letzten fünfzig Jahren gentrifiziert worden war – die ursprüngliche Ansammlung von relativ billigen Häusern war ausgebaut und renoviert worden, um einer jüngeren Generation von Leuten mit Jobs in der Stadt zu gefallen, die sich die Preise nicht leisten konnten, mit denen die inneren Viertel aufwarteten. Als Saul ausstieg, konnte er hören, wie die Wellen an den Strand wogten. »Das hier werde ich vermissen«, sagte er. »Meine Farm liegt dreihundert Meilen weit im Inland.«
    Angela hob die Hand und strich ihm über die Wange. »Falscher Gedanke«, meinte sie. »Deine erste Farm liegt dreihundert Meilen vom Strand entfernt.«
    Sie hatte einen großen Bungalow mit Schindeldach gemietet, dessen Veranda außen komplett um das Haus ging. »Ich brauche nicht so viele Zimmer«, sagte sie, als sich die Tür für sie öffnete. »Aber das Wohnzimmer war für mich ausschlaggebend.«
    Er konnte es verstehen. Es war riesig und nahm fast den halben Grundriss ein. Er hatte breite Türen, die sich zur Veranda nach draußen öffneten, und eine große, steinerne Feuerstelle an einem Ende. Sie hatte alles in Pastellblau und Weiß dekoriert; die Möbel waren einfache Holzgestelle mit vielen Kissen. Saul gefiel das sommerliche Ambiente des Ortes, aber er stellte sich vor, dass es im Winter vielleicht ein wenig öde war. Eine wahre Jungesellinnenbude, stellte er mit beschämter Bewunderung fest, während Angela umherging und Kerzen anzündete. Die Küche war tadellos sauber, weil sie nie benutzt wurde. Ein Whirlpool stand draußen auf der Veranda, mit gelben Lichtern unter Wasser, die die Blasen beleuchteten. Das Schlafzimmer wurde von einem Doppelbett mit einem Kopfstück aus antikem Messing dominiert. Er erhaschte einen Blick darauf, als sie die Tür öffnete und sagte: »Ich ziehe mich um. Bin in einer Minute wieder da.«
    Saul, der Mann der vielen Worte, beinahe dreißig Jahre alt, bestens situiert und durchaus erfahren mit Frauen – hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er schaute zu den Sofas und Kissenstapeln, zu dem

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