Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
dieser Expedition ging es, wie bei all jenen, die er schon bestritten hatte, und jenen, die noch kommen würden, nur um eine Sache: sicherzustellen, dass seine Familie genug zum Leben hatte, bis dieser schreckliche Winter vorüber war. Er wusste, dass das nur in einer Gemeinschaft geschehen würde, bei der alle zusammenarbeiteten und man einander half, bis der Ausbruch von Sonnenflecken schließlich nachließ und die Welt wieder normal wurde. Dieser Glaube und das Beharren darauf waren, was ihn weitermachen ließ, was ihn zu einem der Menschen machte, auf den das übrige Camilo Village den Blick richtete. Seine stille Entschlossenheit hatte Emily überrascht, die diese Seite an ihm noch nie zuvor erlebt hatte.
    Aber sie wusste eben auch nicht, was er durchgemacht hatte, bevor sie sich begegnet waren. Diese Umstände waren in keiner Weise wie damals; aber das Ziel war das gleiche: überleben. Er wusste, dass er weitermachen konnte, ganz egal, was geschah, denn er hatte all das Elend und die Härte und Hoffnungslosigkeit schon einmal durchgemacht. Saul und die Unbilden des Schicksals waren einander nicht mehr fremd.
    Draußen in der Küche der Villa hatten Markos und Otto gerade erst den Kühlschrank von seiner Last befreit. Der Kegel von Sauls Taschenlampe hüpfte durch den extravagant ausgestatteten Raum, und er wunderte sich darüber, wie schnell all das seinen Wert und seine Bedeutung verloren hatte.
    »So gut wie fertig«, sagte Otto.
    »Wir werden noch ein paar Runden brauchen, um die Kühltruhe zu leeren«, meinte Saul. »Das ist mal eine ordentliche Beute.«
    Otto nickte und verfolgte Sauls Taschenlampe mit Blicken, die die angeberische Küche ausleuchtete. Er dachte offenbar in ähnlichen Bahnen. »Was dann?«, fragte er. »Was geschieht, wenn es keine Häuser mehr gibt, die man plündern kann?«
    »Irgendwann müssen die Sonnenflecken ein Ende haben«, antwortete Saul. Es war seine Standardantwort, jedes Mal, wenn die Kinder ihn dasselbe fragten. »Selbst wenn es ein Jahr dauert.«
    »Wir werden kein Jahr lang durchhalten«, sagte Otto.
    »Es gibt immer noch das Institut.«
    »Was ist damit?«
    »Sie haben Klontanks. Ich kann mir vorstellen, dass es alle möglichen einzelligen Proteine gibt, die sie dort züchten können, um uns zu ernähren.«
    »Das stimmt«, sagte Markos. »Brinkelle hat da draußen auch eine Fusionsanlage. Sie können uns am Laufen halten, solange es dauert.«
    »Warum hat Brinkelle dann nichts gesagt?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Saul, der es ermüdend fand, wie sich alle an ihn wandten. »Vielleicht will sie nicht, dass wir eine Abhängigkeitsmentalität entwickeln.« Ich könnte auf jeden Fall ohne auskommen.
    »Aber meinst du, dass sie etwas zu essen züchten können?«, fragte Otto.
    »Es gibt da siebzehntausend Biogenetik-Forscher, die verhungern werden, wenn sie keine Möglichkeit finden. Das ist ein ziemlich großer Leistungsanreiz.«
    »Sicher«, sagte Otto, um sich selbst zu überzeugen. »Ja, natürlich werden sie es schaffen.«
    Markos und Saul blickten sich an, dann hob Saul seine schwere Tasche mit gefrorenen Lebensmitteln auf und ging zu den Treppen.
    Es war acht Uhr abends geworden, bis Sid endlich all seine Konferenzschaltungen und Meetings mit der Rechtsabteilung sowie die Planungssitzungen mit dem Betriebsleiter der Market Street hinter sich gebracht hatte; dann gab es nur noch seine eigenen Unterlagen zu bearbeiten. Ein Tag voller Auseinandersetzungen, Abkommen, Übereinkünfte und Diskussionen; wobei alles von Milligan und seinen Kumpanen überprüft und hinterfragt worden war, denen es eine Freude machte, Probleme heraufzubeschwören und sie in Sids Richtung zu schieben. Er hatte Jacinta versprochen, dass er um sechs zu Hause sein würde, »spätestens um sieben, Schatz, ehrlich.« Aber das war vor der GE-Ankündigung gewesen, dass man zu einer Einigung in den Verhandlungen mit den Einwohnern von St Libra gekommen war. Sid kam langsam zu der Ansicht, dass Kressley sich sein Geld vielleicht doch verdient hatte.
    Den ganzen Tag war das Transnet mit Neuigkeiten über die Einigung vollgestopft worden. Die GE-Unterhändler hatten letztlich zugestimmt, eine begrenzte Rückkehr jener Arbeitskräfte aus Highcastle zu gestatten, die nicht im Bioil-Sektor beschäftigt waren. Ihnen sollten vorübergehende humanitäre Aufenthaltsbewilligungen ausgestellt werden, und sie sollten eine erhebliche Rückkehrkaution bezahlen. Die Bewilligungen liefen automatisch einen Monat,

Weitere Kostenlose Bücher