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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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eine gewisse Laissez-faire-Doktrin praktiziert, wenn es um ihren Herrschaftsbereich ging.
    Saul war einigermaßen überrascht, dass sie und ihre Familie die Menschen nicht einfach sich selbst überlassen hatten. Es wäre ein Leichtes für sie alle gewesen, zurück nach Highcastle zu fliegen und durch das Gateway zu gehen. Aber aus irgendeinem Grund war Brinkelle geblieben. Er nahm an, dass es ihr um die vollkommene Kontrolle über das Institut ging, dessen Arbeit sich ihr Zweig der Familie verschrieben hatte. Ohne diese Forschungen wäre sie nur eine weitere Transwelt-Milliardärin unter zahllosen anderen – überhaupt nichts besonderes mehr.
    Indem sie blieb und dafür sorgte, dass das Institut mit seinen siebzehntausend Mitarbeitern überlebte, würde sie ihren herausgehobenen Status bewahren. Wie genau sie die Dinge in Abellia für mehr als ein paar Monate am Laufen halten wollte, war das Thema eines großen Teils der nächtlichen Unterhaltungen im Dorf. Die Energie konnte gestreckt und gespart werden, damit alles noch eine Weile funktionierte. Mit der Nahrung jedoch sah es völlig anders aus.
    Brinkelle hatte sehr deutlich gemacht, dass die einzelnen Kommunen keine Hilfe von der Verwaltung erhalten würden, wenn es darum ging, sich mit Nahrung zu versorgen. Das war das Härteste gewesen. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte eine Woche lang niemand nach draußen gehen können, weil die Blizzards zu heftig gewesen waren. In letzter Zeit war das Wetter jedoch etwas maßvoller gewesen. Camilo Village nutzte jene Pausen, um vier oder fünf Plünderteams loszuschicken, die die großen Häuser auskundschafteten, die von ihren Offworld-Bewohnern aufgegeben worden waren.
    Am Fuß der Treppen der Villa überquerte Saul den Innenhof. Nachdem er eine Woche lang seltsame Häuser aufgesucht hatte, hatte er einen Instinkt für ihren Grundriss entwickelt, besonders, wenn es darum ging, wo sich die Küche befand. Die Dunkelheit schien wie ein Dämpfer zu wirken, sie schluckte alle Geräusche. Lichtkegel schwangen herum, erforschten Türen und Durchgänge. Die Räume, auf die man dabei einen Blick erhaschte, waren von Eis überzogen, ihre Fenster vollkommen schwarz unter den Schneeverwehungen.
    Die Küche der Villa war größer als Sauls Wohnzimmer. Sie hatte zwei massive Standherde und eine Mittelkonsole mit einem Brotofen, einem Dampfgarer und einem Pizzaofen. Eine Reihe hervorragender Kupferpfannen hing von einem viereckigen Einbauschrank über ihnen.
    Saul ließ den Lichtkegel über die funkelnden, reifüberzogenen Flächen gleiten. Er hielt kurz bei einem drahtigen grauen Klumpen auf dem Ofen neben einem der Standherde inne, dann zwang er sich zum Weitersuchen. Die Katzen hatten sich vermutlich an dem Ort zusammengekauert, von dem sie wussten, dass er manchmal wärmer war. Noch war aber niemand so weit, diese Art von Fleisch zu essen. Noch nicht.
    Fünf helle Lichtkegel ließen sich auf dem riesigen, zweitürigen Kühlschrank nieder. Lewis stemmte ihn auf und enthüllte acht gerammelt voll bestückte Regale. Es gab Fertignahrung in guter Qualität, Milch- und Saftkartons, eine Menge Fleisch und Fisch, Joghurts, Marmelade, Butter.
    »Fangen wir an«, sagte Saul.
    Markos öffnete den Reißverschluss eines großen Seesacks und fing an, alles von den Regalen zu fegen. Das ganze Essen war gefroren. Es spielte keine Rolle, was das Mindesthaltbarkeitsdatum sagte. Sie konnten es kochen.
    Ayanna und Saul betraten den Wirtschaftsraum der Küche.
    »Bingo«, rief sie aus. Am gegenüberliegenden Ende des Raumes befanden sich zwei riesige Kühltruhen. Nachdem sie die Schlösser aufgebrochen hatten, fanden sie sie mit jeglicher Art von Essen gefüllt.
    »Das bringt das ganze Dorf locker eine Woche lang durch«, meinte Saul. Er öffnete seine eigene Tasche und fing an, sie zu füllen. Man würde etliche Male die Treppen hinauflaufen müssen. Dann würden sie die Schlitten zusammenbauen, die sie in den Rucksäcken mitgebracht hatten. Noch ein Entwurf von Saul, den er mit dem letzten Rest Rohmaterial ausgedruckt hatte, das er aus dem Hawaiian Moon geholt hatte. Sie waren nicht leicht zu steuern, aber die Plünderteams achteten immer darauf, dass der Weg von den geplünderten Häusern zurück nach unten führte. Und so hatten sich die Schlitten als unersetzlich erwiesen, wenn es darum ging, mittelgroße Ladungen nach Camilo Village zu schaffen.
    Saul hob die Tasche auf und schnaubte wegen ihres Gewichts. Er schleppte sie trotzdem weiter; bei

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